Eröffnungskonzert des Musikfests 2023 in Stuttgart

Profis und Kinderchor bieten gelungene Kombination

Intensive Probenarbeit ging dem Eröffnungskonzert des Musikfestes voraus. Hans-Christoph Rademann leitete die Aufführung an der unter anderem zahlreiche Schulkinder beteiligt waren.

Voll besetzte Bühne im Hegelsaal bei „Die Schöpfung - Erde an Zukunft“.

© HOLGER SCHNEIDER

Voll besetzte Bühne im Hegelsaal bei „Die Schöpfung - Erde an Zukunft“.

Von Frank Armbruster

Wie viele Personen passen auf die Bühne des Hegelsaals? 100? 200? Deutlich mehr, nämlich an die 350 dürften es nun beim Eröffnungskonzert des Musikfests 2023 am vergangenen Freitagabend gewesen sein, der überwiegende Teil davon Kinder. Die hatten sich dicht an dicht zwischen Chor und Orchester der Gaechinger Cantorey gezwängt, um ihren Part von „Die Schöpfung - Erde an Zukunft“ zu singen, einem Projekt, das die Bachakademie schon 2022 sechsmal aufgeführt hat.

Kinderchor in der zentralen Rolle

Bei jedem Konzert waren andere Schulen beteiligt, was jedes Mal aufs Neue intensive Probenarbeit bedeutete. Diesmal waren es neun Schulen aus dem Großraum Stuttgart vom Strohgäu bis nach Korntal, in denen zunächst vor Ort geprobt wurde, ehe die gesamte Schar von Sabine Layer zu einem Kollektiv zusammengeschweißt wurde. Einfach zu singen ist das nämlich keineswegs: Karsten Gundermann hat Elemente aus Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ mit selbst komponierten Teilen zu einem knapp 75-minütigen Werk kombiniert und dabei dem Kinderchor eine zentrale Rolle zugewiesen. Wichtig vor allem, damit der musikalische Fluss nicht ins Stocken gerät, sind dabei die nahtlosen Übergänge zwischen Solisten, Profi- und Kinderchor. Und die gelangen vorbildlich.

Nun erzählt Haydns Werk die Schöpfungsgeschichte aus biblischer Sicht, und das in sehr gespreiztem Sprachduktus. Da „beut die Flur das frische Grün dem Auge zur Ergötzung dar“, heißt es da etwa, und man könnte durchaus fragen, ob Kinder diese Ausdrucksweise verstehen, zumal die historische Perspektive durch die Erweiterung um einen zeitgenössisch formulierten, dezidiert zivilisationskritischen dritten Teil nivelliert wird: „Wenn ich all meinen Müll besehe, schäm ich mich, dass ich hier stehe“, singt die Erderstbewohnerin Eva im Finale, nachdem Astronaut Ulf Merbold in einem eingespielten Text zuvor die ethische Pflicht beschworen hat, die Erde in intaktem Zustand zu hinterlassen.

Begeisterter Jubel trotz Stilbruch

Auch musikalisch bedeutet der Wechsel von Haydns klassischem Stil in ein musicalähnlich synkopiertes Genre einen Bruch, der sich auch durch ein Keyboard als Rezitativbegleitung nicht kitten lässt. Vielleicht weist das aber auch auf ein Manko der zeitgenössischen E-Musik hin. Warum gibt es offenbar kein Werk, das generationenübergreifend eine solche Thematik behandelt und dabei weder anbiedernd noch elitär daherkommt? Die Begeisterung über diese gelungene, am Ende bejubelte Aufführung soll diese Überlegung nicht schmälern.

Eindrücke vom Musikfest-Eröffnungskonzert 2023.

© HOLGER SCHNEIDER

Eindrücke vom Musikfest-Eröffnungskonzert 2023.

Eindrücke vom Musikfest-Eröffnungskonzert 2023.

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Eindrücke vom Musikfest-Eröffnungskonzert 2023.

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Eindrücke vom Musikfest-Eröffnungskonzert 2023.

Eindrücke vom Musikfest-Eröffnungskonzert 2023.

© HOLGER SCHNEIDER

Eindrücke vom Musikfest-Eröffnungskonzert 2023.

Eindrücke vom Musikfest-Eröffnungskonzert 2023.

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Eindrücke vom Musikfest-Eröffnungskonzert 2023.

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Erstellt:
18. Juni 2023, 11:20 Uhr

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