An Karlheinz Förster kommt so schnell keiner vorbei
Wer war eigentlich der erste Stuttgarter im DFB-Trikot? Und wer hat bis heute die meisten Länderspiele? Fakten und Rekorde aus 101 Jahren.

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81-mal lief Karlheinz Förster in seiner Zeit beim VfB für die Nationalelf auf.
Von David Scheu
Stuttgart - Chris Führich steht dicht davor, sich einen großen Karrieretraum zu erfüllen. Kommt der Flügelstürmer des VfB Stuttgart bei einem der beiden anstehenden DFB-Länderspiele gegen die USA (Samstag, 21 Uhr) und Mexiko (Mittwoch, 2 Uhr) zum Einsatz, darf er sich ganz offiziell deutscher Nationalspieler nennen. In der VfB-Historie wäre er damit in guter Gesellschaft: 45 Spieler führt das Archiv des Vereins auf, die während ihrer Zeit in Bad Cannstatt mindestens einmal das DFB-Trikot trugen. Für manche blieb es eine einmalige Sache, andere halten bis heute Rekorde. Ein Blick auf kuriose Fakten und Bestmarken.
Premiere Mehr als 100 Jahre liegt es schon zurück, dass erstmals ein Stuttgarter Spieler für die deutsche Nationalelf zum Einsatz kam: Sein Name: Paul Mauch, der 1921 vom FC Viktoria Feuerbach zum VfB gewechselt war. Im April 1922 stand der Torhüter im Freundschaftsspiel gegen Österreich in Wien zwischen den Pfosten, da die beiden etatmäßigen DFB-Keeper Heinrich Stuhlfauth und Theodor Lohrmann ausfielen. Mauch hielt den Kasten sauber und trug so zum 2:0-Erfolg bei – der erste Sieg im sechsten Länderspiel gegen den Nachbarn. Weitere Länderspiele kamen für ihn aber nicht hinzu.
Einmalige Auftritte Mauch ist längst nicht der einzige Stuttgarter, für den die Partie im DFB-Trikot eine einmalige Sache war: Gleich acht VfB-Spieler kamen genau einmal für Deutschland zum Einsatz – unter anderem der langjährige Stammtorhüter Helmut Roleder, der im März 1984 im Testspiel gegen die UdSSR (2:1) zur Pause für Toni Schumacher eingewechselt wurde.
Roleder gehörte zwar wenige Monate später als frischgebackener deutscher Meister bei der Europameisterschaft zum Kader von Nationaltrainer Jupp Derwall, blieb aber in allen Partien auf der Bank. Auch Josha Vagnoman (23) aus dem jetzigen VfB-Kader gehört zum Kreis der Stuttgarter Profis mit nur einem Länderspiel – hat aber natürlich in seiner Karriere noch die Möglichkeit, diese Bilanz aufzubessern.
Der lokale Faktor Mehrere Nationalspieler des VfB wurden in der eigenen Jugend ausgebildet und in der Region geboren: Christian Gentner (Nürtingen), Andreas Hinkel (Backnang), Serdar Tasci (Esslingen) oder die beiden gebürtigen Stuttgarter Sami Khedira und Hansi Müller zum Beispiel. Der Erste in dieser Liste war aber ein anderer: Im Oktober 1927 lief Ernst Blum aus Vaihingen gegen Dänemark (1:3) im Mittelfeld des Teams von Reichstrainer Otto Nerz auf – der übrigens auch aus der Region stammte und in Hechingen 60 Kilometer südlich von Stuttgart geboren wurde.
Rekordhalter Diese Bestmarke dürfte so schnell keiner knacken: 81 Länderspiele absolvierte Abräumer Karlheinz Förster während seiner VfB-Zeit, so viele wie niemand sonst. Sein letztes: das WM-Finale im Juni 1986 gegen Argentinien (2:3), nach dem er sowohl seine Karriere im DFB-Trikot beendete als auch den VfB in Richtung Olympique Marseille verließ. Zwei andere ehemalige VfB-Profis haben in Summe zwar mehr Länderspiele auf dem Konto – Philipp Lahm (113) und Jürgen Klinsmann (108) absolvierten die Mehrzahl davon aber erst, nachdem sie den VfB im Alter von 21 respektive 24 Jahren verlassen hatten.
Kurzzeitarbeit Kein Stuttgarter hat weniger Nationalelf-Minuten auf dem Konto als Verteidiger Bernd Martin. Im Mai 1979 brachte ihn Bundestrainer Jupp Derwall in der EM-Qualifikation gegen Wales (2:0) zwei Minuten vor Ende für Uli Stielike ins Spiel. Weitere Einsätze kamen nicht hinzu. Nationalspieler darf sich Martin dennoch nennen – wie vielleicht auch bald Chris Führich.