Auf Banksy folgen die Körperwelten

Vom 27. Oktober an werden die Arbeiten des Plastinators Gunther von Hagens und der Kuratorin Angelina Whalley in den Königsbau-Passagen zu sehen sein. Die aktuelle Ausstellung mit Reproduktionen des Graffiti- und Street-Art-Künstlers Banksy wurde bis zum 15. Oktober verlängert.

Die Plastination ermöglicht es, den Verfall des toten Körpers zu stoppen und feste, geruchlose und dauerhaft haltbare anatomische Präparate für die wissenschaftliche und medizinische Ausbildung herzustellen.

© Gunther von Hagens‘ KÖRPERWELTEN, Institut für Plastination, Heidelberg

Die Plastination ermöglicht es, den Verfall des toten Körpers zu stoppen und feste, geruchlose und dauerhaft haltbare anatomische Präparate für die wissenschaftliche und medizinische Ausbildung herzustellen.

Von Torsten Ströbele

Stuttgart - In den Königsbau-Passagen steht die nächste Ausstellungseröffnung bevor. Auf „The Mystery of Banksy – A Genius Mind“ folgt „Körperwelten – Am Puls der Zeit“. Mehr als 60 000 Besucherinnen und Besucher haben seit der Eröffnung am 4. Mai die etwa 160 bis 170 Reproduktionen des britischen Graffiti- und Street-Art-Künstlers Banksy im ersten Obergeschoss des Stuttgarter Einkaufszentrums gesehen.

Aufgrund der hohen Nachfrage sind die Werke des wohl bekanntesten Unbekannten der Kunstszene länger als ursprünglich gedacht in der Innenstadt ausgestellt – nämlich bis zum Sonntag, 15. Oktober. Dann ist aber endgültig Schluss, denn Centermanager Maximilian Schlier hat neue Pläne mit der Fläche. Die Kooperation mit der Cofo Entertainment GmbH geht in die nächste Runde: Ab dem 27. Oktober präsentieren Plastinator Gunther von Hagens und Kuratorin Angelina Whalley die Ausstellung „Körperwelten – Am Puls der Zeit“ in den Königsbau-Passagen.

„Die Körperwelten waren bereits 2003 und 2016 zu Gast in Stuttgart. Nun kommt die weltweit erfolgreichste Anatomieschau mit einem neuen Thema zurück“, sagt Oliver Diaz von Cofo Entertainment. Der menschliche Körper werde in vielen Facetten gezeigt. „Die Ausstellung soll den Besucher einladen, die dauerhafte Reizüberflutung des modernen Lebens und ihre langfristigen Auswirkungen auf Körper und Geist kritisch zu hinterfragen. Ich möchte den Besucher anregen, sich seiner Verantwortung für seine eigene Gesundheit bewusst zu werden“, beschreibt die Kuratorin den Ausstellungsgedanken. Über Erläuterungen zur Ernährung, Bewegung oder Stärkung des Immunsystems hinaus soll gezeigt werden, wie ein gesundes und langes Leben in der heutigen Zeit gelingen kann.

Mehr als 54 Millionen Menschen rund um den Globus haben bereits eine Körperwelten-Ausstellung besucht. „Die faszinierenden echten menschlichen Exponate, darunter viele Ganzkörperplastinate, ermöglichen umfassende Einblicke in den komplexen Aufbau unseres Innenlebens und erklären leicht verständlich Funktionsweise und Zusammenspiel der Körpersysteme und Organe, aber auch häufige Erkrankungen“, heißt es bei den Ausstellungsmachern. „Beginnend vom Skelett des Menschen über das Zusammenwirken der Muskulatur bis hin zur Entwicklung im Mutterleib erhält der Besucher ein detailliertes Bild über den Aufbau seines Innenlebens.“

Die in Stuttgart gezeigten Plastinate stammen aus dem Körperspende-Programm des Instituts für Plastination in Heidelberg, in dem mittlerweile mehr als 20 000 Spender registriert sind. „Alle in der Ausstellung gezeigten Präparate sind von Menschen, die darüber verfügt haben, ihren Körper nach dem Ableben für die medizinische Lehre und Aufklärung interessierter Laien zur Verfügung zu stellen“, sagen die Ausstellungsmacher.

„Körperwelten“ hat schon immer auch für Kontroversen gesorgt. Kritiker sehen eine Schwelle überschritten, wenn Leichen zum Objekt morbider Schaulust werden. „Ich spreche der Ausstellung den aufklärerischen Aspekt ab“, sagt etwa Joachim Kirsch, Anatom von der Universität Heidelberg. Von Hagens lässt eine Missbilligung seiner Arbeit aber nicht gelten. Wer ein Verbot der „Körperwelten“ fordere, wolle Menschen bevormunden und mit Sehverbot belegen. Die Macher verweisen auch auf eine ethische Prüfung, die vor der ersten Ausstellung in Nordamerika (2004) von dem Museum California Science Center in Los Angeles und einer Ethik-Kommission aus Theologen, Ethikern, Akademikern und Medizinern durchgeführt wurde. 2017 seien die Ergebnisse des Gutachtens einer weiteren Expertenprüfung unterzogen worden. Beide Beurteilungen hätten gezeigt, dass die Ausstellung von erheblichem aufklärendem und bildendem Wert und für das Science Center geeignet sei.

Die Plastination wurde 1977 von Dr. Gunther von Hagens an der Universität Heidelberg erfunden. Sie ermöglicht es, den Verfall des toten Körpers zu stoppen und feste, geruchlose und dauerhaft haltbare anatomische Präparate für die wissenschaftliche und medizinische Ausbildung herzustellen. Seit 2017 gibt es in Heidelberg das Körperwelten-Museum.

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Erstellt:
3. Oktober 2023, 22:04 Uhr
Aktualisiert:
4. Oktober 2023, 21:42 Uhr

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