Debatte um Handyverbote

Augsburger Pädagogen dringen auf Smartphone-Verbot an Schulen

Andere Länder haben es längst, in Deutschland erhitzt die Debatte um Handyverbote an Schulen die Gemüter. Dass es oft nicht durchgesetzt wird, liegt laut Fachleuten nicht nur an Schülerinnen und Schülern.

Die Augen nur auf dem Bildschirm: Auch auf die Lernleistung kann sich laut der Studie ein Smartphone-Verbot positiv auswirken (Symbolfoto).

© dpa-tmn/Silvia Marks

Die Augen nur auf dem Bildschirm: Auch auf die Lernleistung kann sich laut der Studie ein Smartphone-Verbot positiv auswirken (Symbolfoto).

Von red/KNA

An Schulen mit Smartphone-Verbot sind sowohl die Lernleistungen als auch das Wohlbefinden besser: Zu diesem Schluss kommen die Augsburger Pädagogen Klaus Zierer und Tobias Böttger. In einem Gastbeitrag für die „Welt“ (Donnerstag) berichten sie über ihre Meta-Analyse „To ban or not to ban?“ (dt.: Verbieten oder nicht verbieten?). So sprächen die Kinder in den Pausen mehr miteinander, wenn sie kein Smartphone nutzen könnten; auch Cyber-Mobbing komme seltener vor.

Die Qualität von Unterricht steige nicht nur, weil Schülerinnen und Schüler kein Handy griffbereit hätten, räumen die Forscher ein. Allerdings: „In einem scheinbaren Überbietungswettbewerb meinen viele Schulleiter, ihre Schulen müssten nur digital und somit modern genug sein.“ Dabei sollte es um gute pädagogische Konzepte gehen. Ein Smartphone-Verbot könne dafür eine Art Schutzraum schaffen, „um eine unkontrollierte und unreflektierte Durchdringung des Schulalltags durch digitale Medien zu bremsen.“

Umgang mit digitalen Geräten erlernen

Die Nutzung eines privaten Smartphones bräuchten Kompetenzen und Reflexionsfähigkeit, die in der Grundschule und in der Sekundarstufe I noch nicht vorhanden seien, schreiben Zierer und Böttger weiter. In der Sekundarstufe II könne dagegen überlegt werden, „ob an Tagen mit Nachmittagsunterricht zu festen Zeiten und in bestimmten Räumen die Möglichkeit eröffnet wird, das eigene Smartphone zu nutzen.“ Idealerweise ließen sich Regeln für Schülerinnen und Schüler, Lehrkräfte und Eltern gemeinsam vereinbaren.

Im Sinne von Medienmündigkeit sei es wichtig, den Umgang mit digitalen Geräten zu erlernen, ergänzen die Experten. Dafür brauche es Lehrkräfte, die „um die Effekte von Smartphones im Lernprozess“ wissen. „Lehrer, die den Unterricht selbst unterbrechen und damit stören, weil sie eben mal schnell eine Nachricht schreiben müssen oder die Kinder unter 13 Jahren in einen Klassenchat bei WhatsApp zwingen, sind nicht selten das Problem, wenn Smartphone-Verbote nicht wirken.“

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Erstellt:
11. September 2024, 22:44 Uhr

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