Auslandsabenteuer der VfB-Stars
Wegen der Asien-Spiele muss Trainer Sebastian Hoeneß vorerst auf Woo-yeong Jeong verzichten. Im Januar kommt es aber noch dicker.

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Von Gregor Preiß
Stuttgart - Elf Tore nach drei Spieltagen können sich wirklich sehen lassen. Kein Team hat in der Fußball-Bundesliga bislang mehr Tore geschossen, weshalb der VfB Stuttgart mit seiner gefürchteten Offensive durchaus als Favorit ins kommende Spiel beim schwach gestarteten FSV Mainz am Samstag (15.30 Uhr) geht.
Erstmals in dieser Spielzeit wird Trainer Sebastian Hoeneß jedoch seinen famosen Viererangriff umgestalten müssen. In jeder der bisherigen drei Partien standen Serhou Guirassy, Chris Führich, Woo-yeong Jeong und Silas Katompa in der Startelf. Am Samstag muss Hoeneß aber ohne Jeong auskommen. Der 23-Jährige bereitet sich mit der südkoreanischen U-23-Auswahl auf die Asien-Spiele in China vor. Dort trifft er in der bis 24. September laufenden Vorrunde auf Kuwait, Thailand und Bahrain. Im äußersten Fall könnte Jeong dem VfB bis zu vier Ligaspiele fehlen. Nämlich dann, wenn er sich mit Südkorea für das Finale qualifiziert. Das Endspiel ist für den 8. Oktober angesetzt.
„Weil er bisher einen guten Eindruck gemacht hat, hätte ich ihn natürlich gerne hier“, sagt Trainer Hoeneß. Einerseits. Andererseits wünscht er sich genau das Gegenteil, nämlich einen möglichst langen Aufenthalt bei den Asien-Spielen, eine Art Mini-Olympia. Denn mit einem Sieg bei dem Turnier würde Jeong als staatliche Belohnung vom Militärdienst befreit. Hoeneß: „Insofern drücken wir ihm die Daumen, dass er so lange wie möglich weg ist, um befreit und gesund zurückzukommen.“
Der Wehrdienst in dem asiatischen Land ist kein Zuckerschlecken, allein die Dauer von 20 Monaten dürfte jeden Profisportler abschrecken. Umso ambitionierter werden die Südkoreaner zur Sache gehen. Sollte es nicht mit der Goldmedaille klappen, bietet sich Jeong im kommenden Sommer eine weitere Gelegenheit: Bei den Olympischen Spielen reicht schon der Gewinn einer Medaille, um am Dienst an der Waffe vorbeizukommen.
Für den Moment sieht Hoeneß den VfB gut aufgestellt, um den offensiven Mittelfeldspieler ersetzen zu können. In Mainz aller Voraussicht nach mit Enzo Millot, der Mann für die gefährlichen Pässe in die Tiefe. Dort, wo Serhou Guirassy lauert, der unangefochtene Mittelstürmer. Auch auf ihn wird der VfB nach den Ergebnissen von dieser Woche länger verzichten müssen: Nach einem 2:2 gegen Malawi qualifizierte er sich mit Guinea für den Afrika-Cup vom 13. Januar bis 11. Februar in der Elfenbeinküste. Auch Silas Katompa, der Dritte aus dem aktuellen Viererangriff des VfB, wird dort vertreten sein. Mit dem Kongo.
„Januar ist natürlich noch lange weg“, sagte der VfB-Coach am Donnerstag und holte Luft. „Da fehlen uns dann schon ein paar Stammspieler.“ Denn auch Hiroki Ito ist dann auf Reisen. Der Abwehrspieler nimmt mit Japan ab dem 12. Januar an der Asienmeisterschaft teil. „Drei bis vier Wochen“, räsonierte Hoeneß, „sind wir schon in der Lage, das zu kompensieren. Wenn sich keiner verletzt.“ Je nach Turnierverlauf könnten die beiden VfB-Stürmer durch den Afrika-Cup bis zu fünf Bundesligaspiele verpassen.
Noch ist all das Zukunftsmusik, weshalb Hoeneß darum bat, die Frage im Dezember noch einmal neu zu stellen. „Dann werden wir sehen, ob wir uns noch einmal umschauen müssen.“ Am liebsten wäre es dem Trainer natürlich, dass sich „der eine oder andere Nachwuchsspieler bis dahin so entwickelt, dass er eine Option darstellt“.
Für den Moment sieht der 41-Jährige seinen Kader in der Breite gut aufgestellt. Hoeneß lobt die „sehr gesunde und positive Konkurrenzsituation“. Anstelle von Enzo Millot stehen für die Jeong-Position Genki Haraguchi und Lilian Egloff parat. Letzterer hat in Leipzig und zuletzt im Testspiel gegen St. Gallen bewiesen, dass mit ihm zu rechnen ist. Die Silas-Rolle auf dem rechten Flügel könnten Jamie Leweling oder Roberto Massimo einnehmen. Neuzugang Leweling glänzte beim 8:3 gegen die Schweizer mit vier Torbeteiligungen. Der eigentlich schon abgeschriebene Massimo hat sich zumindest wieder einen festen Kaderplatz erkämpft.
Für Guirassy im Sturmzentrum heißt die erste Alternative Deniz Undav. Der Neuzugang hat seinen Teilabriss des Außenbands im Knie auskuriert und wird am Samstag in Mainz erstmals im Kader der Stuttgarter stehen. Der 27-Jährige hat nach seinem Wechsel aus England ja angekündigt, sich in der Bundesliga für die EM empfehlen zu wollen. Spätestens der Januar wäre ein guter Zeitpunkt dafür.