Suche nach Löwin in Brandenburg

Behörden haben richtig gehandelt

Mutmaßlich ein Wildschwein narrt stundenlang die Polizei, weil es auf einem Videoschnipsel einer Löwin ähnelt. Einige Fragen sind noch offen. Eins aber ist sicher, meint Bernhard Walker: Die groß angelegte Suche hat keinen Spott verdient.

Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert erklärt anhand von Fotos, weshalb es sich bei dem gesuchten Raubtier um keine Löwin handelt.

© dpa/Paul Zinken

Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert erklärt anhand von Fotos, weshalb es sich bei dem gesuchten Raubtier um keine Löwin handelt.

Von Bernhard Walker

Danke, Bürgermeister Michael Grubert. Und bei der Gelegenheit sei angefügt: Danke, Polizei von Berlin und Brandenburg. Zwar ist, salopp gesagt, die Löwin wahrscheinlich wohl ein Wildschwein. Das heißt: Es gibt keine Hinweise, dass rund um die brandenburgische 20 000-Einwohner-Gemeinde Kleinmachnow nahe Berlin eine Löwin oder irgendein anderes Raubtier durch die Straßen schlich oder schleicht.

Die Mega-Story, die seit Donnerstag die Republik in Atem hielt und selbst die BBC, die Nachrichtenagentur Reuters und die „New York Post“ beschäftigte, nimmt somit ein recht unspektakuläres Ende. Deshalb wird jetzt vermutlich Häme und Spott auf die Verantwortlichen einprasseln.

Nur ist das ziemlich billig und unfair. Denn was hätten Grubert und die Polizei tun sollen? Erstmal gemütlich auf dem Sofa Däumchen drehen und zwischendurch Kaffee trinken, während es ernsthafte Hinweise auf eine Löwin in der Nachbarschaft gab? Immerhin ist es in Brandenburg nicht ausdrücklich verboten, dass Privathaushalte Löwen halten.

Man kann nicht wissen, ob jemand gefährliche Tiere hält

Das tut dort tatsächlich eine Person, die denn auch nach dem Auftauchen des vermeintlichen Löwinnen-Videos von der Polizei befragt wurde. Daneben kann es aber immer und überall sein, dass irgendjemand gefährliche Tiere hält, ohne dass die Behörden davon wissen.

Zum Schutz der Bevölkerung vor einer Gefahr, die anfangs für real gehalten werden musste, handelten Bürgermeister Grubert und die Polizei also genau richtig. Sie haben die Anwohner und die Öffentlichkeit informiert, sich mit Fachleuten darüber beraten, was denn das Video wohl zeigt, mit dutzenden Beamten gründlich die Gegend abgesucht und dann am Freitagmittag die Großaktion beendet.

Konsequent zu dem Zeitpunkt, als sich zeigte, dass nirgendwo Spuren einer Löwin – oder eines anderen Wildtiers – gefunden wurden und auch niemand mehr meldete, dass er etwas Verdächtiges gesehen habe.

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Erstellt:
21. Juli 2023, 16:00 Uhr
Aktualisiert:
21. Juli 2023, 17:08 Uhr

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