Beim Lichterfest wird wieder gefeuert

Die Rückkehr der Raketen: Einige Zeit war es verpönt, nun wird es beim Lichterfest wieder ein Feuerwerk geben.

Das klassische Feuerwerk kehrt zurück.

© Lichtgut/Julian /ettig

Das klassische Feuerwerk kehrt zurück.

Von Frank Rothfuß

Stuttgart - Das Abendland war kurz davor unterzugehen. Feuerwerk? Oder kein Feuerwerk? Es war eine jener zeittypischen, völlig überdrehten Debatten, die gerne mit ebenso viel Verve wie wenig Sachverstand geführt werden, schnell heißdrehen und dann so plötzlich verpuffen, wie sie aufgekommen sind. Am Samstag findet das 71. Lichterfest auf dem Killesberg statt. Mit Feuerwerk, also Knallen, Flammen, Rauch.

Feuerwerk? Da war doch was? 2019 hatten die Konstanzer den Klimanotstand ausgerufen und als Soforthilfe das Feuerwerk beim Seenachtsfest abgesagt, des Kohlendioxid-Ausstoßes und Feinstaubes wegen. Feuerwerker Joachim Berner hatte damals schon gesagt: „Ein Feuerwerk wie das auf dem Killesberg entspricht an Feinstaub- und CO₂-Ausstoß etwa einer Tankfüllung mit 50 Litern Benzin. Das verpufft in der Höhe“, sagte Berner. Und ein Verbot stehe in keinem Verhältnis. Das wollte keiner hören. Auch in Stuttgart verbannte der Gemeinderat das Feuerwerk vom Lichterfest. Im vorigen Jahr zauberte Berner mit Drohnen und Laser seine Lichtshow. Dieses Jahr verschwinden die Laser, die hatten nur funktioniert, weil es geregnet hatte, sagt Berner. 30 Drohnen werden von 22.15 Uhr an Bilder in die Nachtluft zeichnen, und Raketen steigen wieder auf. Ohne jegliche Diskussionen und Debatten. Warum? Das liegt zum einen an den feuerwerksähnlichen Zyklen dieser Debatten, die steigen auf, machen viel Krach, explodieren und verglühen. Zudem hat sich das Umweltbundesamt ausführlich mit den Auswirkungen von Feuerwerk auf die Umwelt beschäftigt. Die Ergebnisse sind in der Broschüre „Wenn die Luft zum Schneiden ist“ zusammengefasst.

Bei Höhenfeuerwerken werde der Feinstaub weit oben freigesetzt und kann sich dort mit dem Wind rasch verteilen. „An Feinstaub-Messstationen in der Nähe ist der Einfluss solcher Höhenfeuerwerke nicht oder nur geringfügig erkennbar.“

Beim Kohlendioxid-Ausstoß korrigierte sich das Umweltbundesamt selbst. Sehr viel weniger als angenommen, nämlich 2050 Tonnen Kohlendioxid, fallen durch Feuerwerke in Deutschland an. Das entspreche einem Anteil von 0,00013 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen. Davon wiederum entfielen maximal 25 Prozent auf Großfeuerwerke. Das Bundesamt bestätigte exakt Berners Rechnung.

„Dieses Mal wird das Lichterfest wieder vollständig sein“, sagt Berner, seines Zeichens mehrfacher Weltmeister, „den Zuschauern hat das Feuerwerk gefehlt – mir sowieso.“ Nun verschränkt er beides, die Moderne und die Tradition. 160 Stunden entwirft und programmiert er, „während der Lichterfest-Show sind 4000 Synchronpunkte gesetzt, die 180 Bilder entstehen lassen“. 45 Mitarbeiter sind vier Tage im Einsatz, damit am Samstagabend alles klappt. Nun ist das Feuerwerk der wichtigste Bestandteil des Lichterfestes. Aber los geht es schon am helllichten Tage, um 16 Uhr. Mit Musik auf vier Bühnen, von der Freilichtbühne übers Tal der Rosen, den Stangenwald bis zum Lindenhain. Es gibt ein Familienprogramm mit Eliszis Jahrmarkttheater, einen magischen Zauberwald, der Namenspate Stadtwerke brutzelt Popcorn mit Solarstrom, lädt zum Hinterhofkino und zum Wasserkraftworkshop. Ehe dann, wenn es dunkel wird, das Feuer kommt.

Die Karten kosten für Erwachsene 22 Euro. Weitere Infos: www.stadtwerke-lichterfest.de

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Erstellt:
13. Juli 2023, 22:08 Uhr

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