Ehemaliger Profi des VfB Stuttgart
„Den Schritt nie bereut“ – Erik Thommy über sein Leben in den USA
Der frühere VfB-Profi Erik Thommy (Sporting Kansas City) spricht über die MLS, Lionel Messi – und erzählt, mit wem er in den USA VfB-Spiele schaut. Seit Sommer 2022 spielt Erik Thomy für Sporting Kansas City in den USA. Im Interview spricht er über die Major League Soccer, sein Leben in den Staaten, Lionel Messi – und erzählt, mit welchem anderen Ex-Stuttgarter er die VfB-Spiele schaut.

© imago/USA Today Network
Erik Thommy spielt seit Sommer 2022 für Sporting Kansas City in der amerikanischen MLS. Erik Thommy spielt seit Sommer 2022 für Sporting Kansas City in der amerikanischen MLS.
Von Dirk Preiß
Stuttgart - Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielt an diesem Samstag (21 Uhr) in Hartford gegen das Team der USA. Wo steht der Fußball in dem Land, in dem 2026 die WM stattfindet? Einer, der es wissen muss, ist Erik Thommy. Der ehemalige Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart steht seit Sommer 2022 bei Sporting Kansas City in der Major League Soccer (MLS) unter Vertrag.
Herr Thommy, interessieren Sie sich eigentlich für die typischen US-Sportarten wie Basketball und Football?
Ich muss zugeben: Bevor ich in die USA gekommen bin, habe ich mich damit eher weniger beschäftigt. Mittlerweile hat sich das aber geändert, wir haben hier in Kansas City mit den Chiefs ja auch ein absolutes Football-Topteam, das 2019 und 2022 den Super Bowl gewonnen hat. Ich war schon einige Mal im Stadion, um die Chiefs live zu sehen.
Die neuerdings einen ganz prominenten Fan haben: Pop-Superstar Taylor Swift, der eine Beziehung zum Chiefs-Profi Trevis Kelce nachgesagt wird.
Als Taylor Swift kürzlich ein Spiel im Stadion geschaut hat, waren wir tatsächlich auch in der Arena. Aber sie wurde in der Loge gut bewacht (lacht).
Der Hype rund um dieses Thema ist riesig. Zeigt das, dass American Football in den USA nach wie vor die Sportart Nummer eins ist? Weit vor dem Fußball?
Na ja, würde eine solch berühmte Sängerin wegen eines Fußballers in ein Stadion der Major League Soccer (MLS) kommen, wäre sicher auch einiges los. Aber klar: American Football ist hier noch immer die dominierende Sportart, was das Interesse der Menschen angeht. Aber der Fußball hat aufgeholt, steht nicht mehr da, wo er noch vor zehn, 15 Jahren stand.
Auf dem Streamingportal Netflix läuft gerade eine Dokumentation über David Beckham, der 2007 überraschend von Real Madrid zu Los Angeles Galaxy in die MLS wechselte. Er sah anfangs gar nicht glücklich aus bei dem, was er sah.
Ich habe diese Doku auch gesehen – und ich kann Ihnen versichern: Es hat sich seitdem extrem viel verändert und entwickelt. Die Clubs der MLS sind professionell aufgestellt und bieten tolle Möglichkeiten. Ich war selbst überrascht, als ich erstmals das Trainingsgelände bei uns in Kansas City gesehen habe. Es würde in der Bundesliga zu den besten fünf Trainingszentren gehören.
Mittlerweile spielt auch Lionel Messi bei Inter Miami, dem Club von David Beckham. Was bedeutet das für die MLS?
Das hat auf jeden Fall noch einmal einen riesigen Schub gegeben. Das Interesse ist gestiegen – auch, weil Lionel Messi nach wie vor ein extrem guter Fußballer ist. Dass so jemand in die MLS gekommen ist, hat auch für die Zukunft Signalwirkung. Ich gehe davon aus, dass es im Winter bei den Transfers einige Überraschungen geben wird.
Sie selbst haben Messi aber noch nicht getroffen.
Nein, leider war er, als wir gegen Inter Miami gespielt haben, mit dem argentinischen Nationalteam unterwegs.
Sie sind im Sommer 2022 vom VfB zu Sporting Kansas City gewechselt . . .
. . . und habe es bis heute nicht einmal bereut. Natürlich war es damals ein außergewöhnlicher Schritt, auch in meinem Alter von damals noch nicht einmal 28 Jahren. Da gab es auch Menschen, die das nicht verstanden haben. Aber wir als Familie wollten diese Erfahrung machen, etwas Neues sehen, die Sprache besser lernen – und wie gesagt: Die Rahmenbedingungen, die ich bei meinem ersten Besuch kennengelernt habe, haben mich auch absolut überzeugt. Ich kann sagen: Wir fühlen uns hier wirklich sehr wohl.
Wo steht der US-Fußball im Vergleich zur Bundesliga?
Die Spiele sind etwas weniger intensiv, man hat etwas mehr Räume, und klar: Insgesamt ist das Niveau ein wenig niedriger. Aber auch hier schreitet die Entwicklung voran, ich habe das Gefühl, dass sich das Spielniveau allein in den rund 16 Monaten, in denen ich jetzt hier bin, deutlich verändert hat. Absolut zum Positiven.
Welche Rolle spielt die WM 2026 für diese Entwicklung? Sie findet in den USA, in Kanada und in Mexiko statt.
Die WM ist tatsächlich schon sehr präsent. In den Städten, in denen bei der WM gespielt wird, sieht man bereits, wie an der Infrastruktur gearbeitet wird. Und auch sonst kommen Menschen, die sich bislang nicht für Fußball interessiert haben, nun mit dieser Sportart auf verschiedene Art und Weise in Kontakt. Das gibt noch einmal einen Schub. Wobei man auch sagen muss: American Football ist bei den Fans und in den Medien noch die Nummer eins in Amerika. Aber von den Kindern und Jugendlichen spielen immer mehr Fußball. Auch, weil das Schulsystem nun auch diese Sportart fördert.
Bei aller Begeisterung für den US-Fußball und Ihre eigene Karriere – die Bundesliga verfolgen Sie schon noch, oder?
Ja, natürlich. Vor allem schaue ich natürlich nach dem VfB – und das nicht immer alleine, schließlich spielt ja auch Tim Leibold bei uns in Kansas City. Der hat ebenfalls eine Vergangenheit beim VfB und stammt aus der Region Stuttgart. Ich habe auf jeden Fall alle bisherigen Saisonspiele des VfB zumindest in Teilen gesehen und bin begeistert, wie es momentan läuft.
Werden Sie selbst im deutschen Fußball noch einmal präsent, oder sehen Sie Ihre Zukunft in den USA?
Ich habe im Laufe meiner bisherigen Karriere gelernt: Es bringt nichts, zu lange vorauszuplanen. Ich fühle mich wohl in Kansas City, das Land bietet auch privat extrem viel. Aber natürlich kann ich mir auch vorstellen, noch einmal in der Bundesliga zu spielen. Jetzt freue ich mich aber erst einmal auf unser letztes Spiel der regulären Saison am 21. Oktober. Mit einem Sieg können wir uns noch für die Play-offs qualifizieren.
Stuttgart - Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft spielt an diesem Samstag (21 Uhr) in Hartford gegen das Team der USA. Wo steht der Fußball in dem Land, in dem 2026 die WM stattfindet? Einer, der es wissen muss, ist Erik Thommy. Der ehemalige Mittelfeldspieler des VfB Stuttgart steht seit Sommer 2022 bei Sporting Kansas City in der Major League Soccer (MLS) unter Vertrag.
Herr Thommy, interessieren Sie sich eigentlich für die typischen US-Sportarten wie Basketball und Football?
Ich muss zugeben: Bevor ich in die USA gekommen bin, habe ich mich damit eher weniger beschäftigt. Mittlerweile hat sich das aber geändert, wir haben hier in Kansas City mit den Chiefs ja auch ein absolutes Football-Topteam, das 2019 und 2022 den Super Bowl gewonnen hat. Ich war schon einige Mal im Stadion, um die Chiefs live zu sehen.
Die neuerdings einen ganz prominenten Fan haben: Pop-Superstar Taylor Swift, der eine Beziehung zum Chiefs-Profi Trevis Kelce nachgesagt wird.
Als Taylor Swift kürzlich ein Spiel im Stadion geschaut hat, waren wir tatsächlich auch in der Arena. Aber sie wurde in der Loge gut bewacht (lacht).
Der Hype rund um dieses Thema ist riesig. Zeigt das, dass American Football in den USA nach wie vor die Sportart Nummer eins ist? Weit vor dem Fußball?
Na ja, würde eine solch berühmte Sängerin wegen eines Fußballers in ein Stadion der Major League Soccer (MLS) kommen, wäre sicher auch einiges los. Aber klar: American Football ist hier noch immer die dominierende Sportart, was das Interesse der Menschen angeht. Aber der Fußball hat aufgeholt, steht nicht mehr da, wo er noch vor zehn, 15 Jahren stand.
Auf dem Streamingportal Netflix läuft gerade eine Dokumentation über David Beckham, der 2007 überraschend von Real Madrid zu Los Angeles Galaxy in die MLS wechselte. Er sah anfangs gar nicht glücklich aus bei dem, was er sah.
Ich habe diese Doku auch gesehen – und ich kann Ihnen versichern: Es hat sich seitdem extrem viel verändert und entwickelt. Die Clubs der MLS sind professionell aufgestellt und bieten tolle Möglichkeiten. Ich war selbst überrascht, als ich erstmals das Trainingsgelände bei uns in Kansas City gesehen habe. Es würde in der Bundesliga zu den besten fünf Trainingszentren gehören.
Mittlerweile spielt auch Lionel Messi bei Inter Miami, dem Club von David Beckham. Was bedeutet das für die MLS?
Das hat auf jeden Fall noch einmal einen riesigen Schub gegeben. Das Interesse ist gestiegen – auch, weil Lionel Messi nach wie vor ein extrem guter Fußballer ist. Dass so jemand in die MLS gekommen ist, hat auch für die Zukunft Signalwirkung. Ich gehe davon aus, dass es im Winter bei den Transfers einige Überraschungen geben wird.
Sie selbst haben Messi aber noch nicht getroffen.
Nein, leider war er, als wir gegen Inter Miami gespielt haben, mit dem argentinischen Nationalteam unterwegs.
Sie sind im Sommer 2022 vom VfB zu Sporting Kansas City gewechselt . . .
. . . und habe es bis heute nicht einmal bereut. Natürlich war es damals ein außergewöhnlicher Schritt, auch in meinem Alter von damals noch nicht einmal 28 Jahren. Da gab es auch Menschen, die das nicht verstanden haben. Aber wir als Familie wollten diese Erfahrung machen, etwas Neues sehen, die Sprache besser lernen – und wie gesagt: Die Rahmenbedingungen, die ich bei meinem ersten Besuch kennengelernt habe, haben mich auch absolut überzeugt. Ich kann sagen: Wir fühlen uns hier wirklich sehr wohl.
Wo steht der US-Fußball im Vergleich zur Bundesliga?
Die Spiele sind etwas weniger intensiv, man hat etwas mehr Räume, und klar: Insgesamt ist das Niveau ein wenig niedriger. Aber auch hier schreitet die Entwicklung voran, ich habe das Gefühl, dass sich das Spielniveau allein in den rund 16 Monaten, in denen ich jetzt hier bin, deutlich verändert hat. Absolut zum Positiven.
Welche Rolle spielt die WM 2026 für diese Entwicklung? Sie findet in den USA, in Kanada und in Mexiko statt.
Die WM ist tatsächlich schon sehr präsent. In den Städten, in denen bei der WM gespielt wird, sieht man bereits, wie an der Infrastruktur gearbeitet wird. Und auch sonst kommen Menschen, die sich bislang nicht für Fußball interessiert haben, nun mit dieser Sportart auf verschiedene Art und Weise in Kontakt. Das gibt noch einmal einen Schub. Wobei man auch sagen muss: American Football ist bei den Fans und in den Medien noch die Nummer eins in Amerika. Aber von den Kindern und Jugendlichen spielen immer mehr Fußball. Auch, weil das Schulsystem nun auch diese Sportart fördert.
Bei aller Begeisterung für den US-Fußball und Ihre eigene Karriere – die Bundesliga verfolgen Sie schon noch, oder?
Ja, natürlich. Vor allem schaue ich natürlich den VfB – und das nicht alleine, schließlich spielt ja auch Tim Leibold bei uns in Kansas City. Der hat ebenfalls eine VfB-Vergangenheit. Ich habe alle bisherigen Saisonspiele des VfB zumindest in Teilen gesehen und bin begeistert, wie es momentan läuft.
Werden Sie selbst im deutschen Fußball noch einmal präsent, oder sehen Sie Ihre Zukunft in den USA?
Ich habe im Laufe meiner bisherigen Karriere gelernt: Es bringt nichts, zu lange vorauszuplanen. Ich fühle mich wohl in Kansas City, das Land bietet auch privat extrem viel. Aber natürlich kann ich mir auch vorstellen, noch einmal in der Bundesliga zu spielen. Jetzt freue ich mich aber erst einmal auf unser letztes Spiel der regulären Saison am 21. Oktober. Mit einem Sieg können wir uns noch für die Play-offs qualifizieren.