Der lokale Faktor im Stuttgarter Kader

Jeder Fußball-Bundesligist muss mindestens vier selbst ausgebildete Spieler in seinen Reihen haben. Was sind die genauen Kriterien, um als ein sogenannter „Local Player“ zu gelten? Und wie ist der VfB hier derzeit aufgestellt?

Von David Scheu

Stuttgart - Schafft ein eigener Nachwuchsspieler den Sprung zu den Profis, ist das für einen Fußballclub eine feine Sache. Aufgrund des Identifikationspotenzials, das im schnelllebigen Millionengeschäft für ein Stück lokale Verwurzelung sorgen kann. Auch der VfB Stuttgart bildet hier keine Ausnahme und hat das natürlich genau im Blick. Allen voran Fabian Wohlgemuth.

Der Stuttgarter Sportdirektor hatte zu Beginn der laufenden Saisonvorbereitung genau hierauf verwiesen, als er nach dem ersten Testspiel auf die Zukunft von Mittelfeldspieler und Eigengewächs Lilian Egloff (20) angesprochen wurde: „Wir geben uns zusammen die beste Mühe, dass ein eigener und bei uns ausgebildeter Nachwuchsspieler auch irgendwann dauerhaft für die Profis auflaufen kann.“

Das ist die eine Seite, die emotionale. Daneben gibt es aber auch ganz konkrete Vorgaben der Deutschen Fußball Liga (DFL), was den Übergang der Nachwuchsspieler in den Profibereich betrifft. Das Stichwort lautet „Local-Player-Regelung“. Sie besagt, dass alle Bundesligisten mindestens vier als lokal geltende Spieler in ihren Reihen haben müssen. Das ist dann gegeben, wenn der jeweilige Profi zwischen seinem 15. und 21. Lebensjahr in mindestens drei Spielzeiten für den Verein spielberechtigt war.

Und wie sieht es hier beim VfB aus? Nicht ganz schlecht. Im derzeitigen Kader stehen fünf Spieler, die diese Kriterien erfüllen. Zunächst Torhüter Florian Schock (22) aus Ostfildern, der seit 2016 ohne Unterbrechung in Bad Cannstatt die Fußballschuhe schnürt. Hinzu kommen die 20-jährigen Offensivkräfte Lilian Egloff und Thomas Kastanaras aus Heilbronn respektive Stuttgart, die mittlerweile vor ihrer sage und schreibe elften Saison in Folge im VfB-Trikot stehen. Auch der gebürtige Heidenheimer Laurin Ulrich (18) spielt bereits seit 2016 im Verein.

Fünfter im Bunde ist Roberto Massimo. Der Außenspieler wurde zwar bei Arminia Bielefeld ausgebildet, stieß aber im Sommer 2019 im Alter von 18 Jahren zum VfB und blieb drei Jahre. Jetzt ist er nach seiner Leihe vom portugiesischen Zweitligisten Academico Viseu zurück. Im Dezember wird zudem noch ein weiterer Profi in den Kreis der lokalen Spieler vorstoßen: Torwarttalent Dennis Seimen (17) aus Heilbronn erfüllt dann das Kriterium der Volljährigkeit.

Welche Rolle die Local Player allerdings beim VfB künftig einnehmen werden, ist noch völlig offen. Auf Stammplatz-Kurs für die neue Saison ist derzeit keiner, in manchen Fällen könnte sogar im Gegenteil eine Leihe zum Sammeln von Spielpraxis Sinn ergeben. Was zur Frage führt: Müsste der VfB hier ein Auge darauf haben, die geforderte Mindestzahl von vier lokal ausgebildeten Spielern durch mögliche Abgänge nicht zu unterschreiten? Die Antwort: eher nicht.

Denn ein Local Player muss zwar einen Lizenzspielervertrag besitzen, nicht aber tagtäglich bei den Profis auf dem Platz stehen. Und hier haben die Stuttgarter in der eigenen U 21 noch den einen oder anderen langjährigen Jugendspieler in ihren Reihen, auf den genau das zutrifft. Leonhard Münst zum Beispiel, der vor zwei Jahren einen bis 2025 gültigen Lizenzvertrag unterzeichnete und jetzt von seiner Leihe beim FC St. Gallen zurückgekehrt ist.

Oder Mittelfeldspieler Samuele di Benedetto. Kürzlich erst wandelte sich dessen Arbeitspapier an seinem 18. Geburtstag im Juli in einen Lizenzvertrag um. So war es vom damaligen Sportdirektor Sven Mislintat im vergangenen Sommer bei der Unterzeichnung fixiert worden. Die Volljährigkeit ist neben einer sportmedizinischen Untersuchung eine Voraussetzung, um einen Lizenzvertrag abzuschließen.

Ein Mangel herrscht beim VfB also keineswegs, was selbst ausgebildete und vertraglich gebundene Youngster angeht. Der nächste Schritt liegt auf der Hand: dass nun auch der eine oder andere von ihnen dauerhaft in der Bundesliga-Stammelf ankommt. Das gelang zuletzt dem Stürmer Timo Werner und dem Verteidiger Timo Baumgartl – vor rund zehn Jahren. Eine lange Zeit.

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Erstellt:
1. August 2023, 22:08 Uhr

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