Krise bei Volkswagen
Die Politik kann VW nicht retten
Der SPD-Chef Klingbeil will die EU in die Pflicht nehmen. Doch vieleSchwächen bei Volkswagen sind hausgemacht, meint unser Autor Klaus Köster.
Von Klaus Köster
Als VW-Chef Oliver Blume vor zwei Jahren seinen Posten antrat, war die Erleichterung bei den Arbeitnehmervertretern groß. Nach dem grobmotorischen Konzernchef Herbert Diess kam einer, der sich als Teamplayer verhielt und nicht eben mal die Streichung von Zehntausenden Jobs ins Spiel brachte. Der Ton hat sich seither verbessert, nicht aber die Lage. Blumes Vorstellungen sind unter dem Strich nicht weniger hart als die von Diess.
Jahrelange Versäumnisse der EU
In dieser Lage scheint es verlockend, wenn die Politik sich zum Retter aufschwingt. Das aber ist gar nicht so einfach, denn gerade die Ampel hat die Unternehmen erst massiv in die E-Mobilität gedrängt und dann im Stich gelassen. Wie ein kluger Schachzug wirkt es da, wenn SPD-Chef Lars Klingbeil die Probleme nun nach Brüssel weiterreichen will. In der Tat haben die jahrelangen Versäumnisse der EU, etwa bei der Sicherung preisgünstiger Rohstoffquellen, viel zu den hohen Kosten deutscher E-Autos beigetragen, die nun VW massiv belasten.
Schon lange werden die hohen Löhne bei Volkswagen allerdings eher in China und bei profitableren Konzernmarken wie Porsche erwirtschaftet. Diese Querfinanzierung kann sinnvoll sein, um der Kernmarke auf die Sprünge zu helfen. Doch von Sprüngen ist wenig zu sehen in Zeiten, da quirlige chinesische Anbieter ihr in rasantem Tempo Marktanteile abnehmen. Die großen Beharrungskräfte waren lange Zeit nur teuer; jetzt werden sie existenzbedrohend.