Drittligisten verlängern die Pause bis zum 30. April

Der Fußballverein aus dem Fautenhau und die 19 anderen Klubs geben Hoffnung nicht auf, dass sie die Saison irgendwie doch noch regulär zu Ende spielen können

Die Fußball-Drittligisten haben die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, trotz Coronavirus die Saison noch zu Ende spielen zu können. Eine lange Pause wird es aber auf jeden Fall geben. „Der Spielbetrieb ruht bis zum 30. April“, erklärte Philipp Mergenthaler im Anschluss an die Konferenz der 20 Klubs und des DFB. Was danach kommt? „Das ist momentan alles reine Spekulation“, so das Vorstandsmitglied der SG Sonnenhof Großaspach.

Noch ist die Spielzeit für SG-Co-Trainer Markus Lang und alle anderen Beteiligten in der Dritten Liga nicht ganz abgelaufen. Bei einer Videokonferenz mit dem DFB beschlossen die 20 Vereine, die Saison nicht abzubrechen, sondern die Pause bis zum 30. April zu verlängern. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Noch ist die Spielzeit für SG-Co-Trainer Markus Lang und alle anderen Beteiligten in der Dritten Liga nicht ganz abgelaufen. Bei einer Videokonferenz mit dem DFB beschlossen die 20 Vereine, die Saison nicht abzubrechen, sondern die Pause bis zum 30. April zu verlängern. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Eigentlich wollten sich die Vertreter der 20 deutschen Drittliga-Klubs und des DFB am Montagnachmittag in Frankfurt treffen. Geworden ist es dann aber keine Zusammenkunft am Main. Um die gesundheitlichen Risiken zu minimieren, gab es eine Videokonferenz. Zu der waren alle Vereine von ihren heimischen Standorten zugeschaltet. Vom DFB diskutierten Vizepräsident Peter Frymuth (Vizepräsident), Generalsekretär Friedrich Curtius, Schatzmeister Stephan Osnabrügge sowie als medizinischer Experte Nationalmannschaftsarzt Tim Meyer mit. Angesichts dessen, dass mehr und mehr Grenzen dichtgemacht werden, war die Videokonferenz sicher ein vernünftiger Schritt. Wenn sich die Ereignisse fast stündlich überschlagen und die Politik von Anordnung zu Anordnung eilt, dann müssen auch Vereinsmanager nicht mehr unnötig quer durch die Republik fahren. Erst recht, wenn schon vorher klar zu sein scheint, dass es eine schnelle Lösung nicht gibt. Entsprechend intensiv waren die Diskussionen zwischen den Drittligisten. Auch weil sich die Sachlage während der Konferenz ständig veränderte und verschärfte. Die Entscheidung, die Unterbrechung der Saison zunächst einmal bis zum 30. April fortzusetzen, fiel dann auch nicht einstimmig, sondern mehrheitlich. Längst glauben nicht mehr alle Vereine daran, dass die Saison trotz Ausnutzung aller terminlicher Möglichkeiten und unter Berücksichtigung der gesundheitlichen sowie behördlichen Sicht sportlich zu Ende gespielt werden kann.

Nur wenn die UEFA die EM verschiebt, öffnet sich noch ein Zeitfenster

Denn selbst, wenn es nun um den 1. Mai rum weiter gehen sollte, dann müssen bis zum 30. Juni noch elf Spieltage absolviert werden. Mehr Zeit bleibt eigentlich nicht, da im Fußball die Verträge der Spieler und Trainer normalerweise nur bis zum 30. Juni gültig sind. Damit sich aber wenigstens dieses achtwöchige Zeitfenster öffnet, muss zuerst einmal die UEFA bei ihrer Sitzung am Dienstag beschließen, dass die für den Zeitraum 12. Juni bis 12. Juli geplante Europameisterschaft in den Winter, am besten gar in den Sommer 2021 verschoben wird.

Philipp Mergenthaler blockt auf jeden Fall alle Fragen ab, ob es ab dem 30. April wirklich weiter geht und ob er glaubt, dass die Saison noch zu Ende gespielt werden kann. „Es werden jetzt alle Szenarien geprüft“, erklärt der Aspacher. Die Betonung liegt auf alle. Weiter lehnt sich Mergenthaler nicht aus dem Fenster. „Das ist momentan alles reine Spekulation“, erklärt das für die Öffentlichkeitsarbeit zuständige Vorstandsmitglied des Vereins aus dem Fautenhau. Mergenthaler hält sich ausschließlich an die Fakten. Die besagen, dass in der Dritten Liga in den kommenden sechseinhalb Wochen kein Ball rollt. Die SG Sonnenhof selbst lässt den kompletten Trainingsbetrieb mindestens in „den nächsten zwei Wochen ruhen“, so Mergenthaler. Das bedeutet auch, „dass wir den Verein und die Kosten so weit wie möglich runter fahren. Wenn klar ist, wann es weiter geht, dann machen wir einen Neustart.“ Der kann, wie erwähnt, in ein paar Wochen oder schlechterdings erst in einigen Monaten sein.

Fakt ist, dass es für die Vereine schwer ist, in die Zukunft zu blicken und dabei belastbare Voraussagen zu machen. Auch weil’s in den Bundesländern unterschiedliche Ansätze gibt und einige Kommunen zusätzlich eigene Regeln aufgestellt haben. Ein Beispiel ist Kaiserslautern. Dort hat die Stadt Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Zuschauern bereits bis zum 10. Juli untersagt. Sollte es diese Saison also noch weitergehen, dann finden die Heimspiele auf dem Betzenberg unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Dabei wies der deutsche Ex-Meister schon vor Ausbruch des Coronavirus eine Finanzlücke von elf Millionen Euro auf.

In Aspach wird zwar deutlich besser gewirtschaftet, doch auch für die SG Sonnenhof ist die derzeitige Krise eine riesige Aufgabe. Es ist aber eine Herausforderung der sich der Verein selbstverständlich zu stellen hat, haben doch alle anderen ebenfalls schwere Lasten zu tragen. „Auch wir wollen der gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung tragen.“ Ein Satz, den er so ähnlich wenig später noch einmal wiederholt, und dem er dann nachdenkliche Worte folgen lässt: „Es ist gerade für alle in der Gesellschaft schwierig, da darf der Fußball nicht jammern.“ Er fordert sogar auf: „Man kann ruhig schreiben, dass wir als SG Sonnenhof Großaspach das Thema Corona sehr ernst nehmen und alle anderen Menschen, Institutionen sowie Vereine bitten, es ebenfalls sehr ernst zu nehmen.“

Info

Mit der Entscheidung am Montagabend haben die 20 Drittligisten klar gemacht, dass die Saison definitiv nicht wie geplant am 16. Mai beendet sein wird. Klar dürfte auch sein, dass es spätestens am ersten oder zweiten Mai-Wochenende weiter gehen muss, ansonsten wird die Runde nicht mehr zu Ende gespielt werden können, oder aber es werden Transferzeiträume und andere Dinge außer Kraft gesetzt.

Sollte die Saison abgebrochen werden, dann ergeben sich vor allem drei Szenarien.

Erstens: Es wird alles auf Null gestellt und die gesamte Runde wird annulliert. Es gibt dann weder einen Aufsteiger in die Dritte Liga, noch einen Aufsteiger aus der Dritten Liga. Zudem gibt es auch weder einen Absteiger aus der Dritten Liga, noch einen Absteiger in die Dritte Liga. Dies dürfte die unwahrscheinlichste Alternative sein.

Zweitens: Es gilt die Tabelle nach den derzeit gespielten 27 Partien. Es gibt zwei Aufsteiger, der Tabellendritte spielt in der Relegation gegen den Drittletzten der Zweiten Liga um den Aufstieg, und es gibt vier Absteiger. Eine Variante, die juristisch schwierig werden kann, da die Vereine zum Beispiel unterschiedlich viele Heim- und Auswärtsspiele ausgetragen haben. Ingolstadt hat bereits eine weitere Variante ins Spiel gebracht. Der FCI würde gern den Tabellenstand nach der Vorrunde gewertet sehen.

Drittens: Einem Rechtsstreit wird vorgebeugt, indem die Aufsteigerzahl in die Zweite Liga auf drei feste Aufsteiger vergrößert wird, es keinen Absteiger gibt und aus den fünf Regionalligen die Meister hoch dürfen. Gleichzeitig kommt von Liga zwei niemand runter. Nachteil wäre, dass es in der nächsten Saison 22 Drittligisten geben würde und die Runde noch länger dauert.

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Erstellt:
17. März 2020, 06:00 Uhr

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