„Eine dramatische Situation für Alle“

Seit Mittwoch dürfen Restaurant nur noch bis 18 Uhr geöffnet haben und müssen dafür so einige Vorgaben erfüllen

Ein Mindestabstand von 1,5 Metern zwischen Tischen und eingeschränkte Öffnungszeiten. An diese Regeln müssen sich Gastronomen halten, damit ihr Restaurant in Zeiten der Corona-Krise geöffnet bleiben kann. Die Restaurantbetreiber der Region gehen unterschiedlich damit um. Von sofortigen Schließungen bis Essen-To-Go.

„Eine dramatische Situation für Alle“

Im Lisboa von Sonia Moreira stehen die Tische nun weiter auseinander, bleiben aber trotzdem größtenteils leer. Foto: J. Fiedler

Von Kristin Doberer

BACKNANG. „Es rentiert sich einfach nicht, das Geschäft bei den neuen Vorgaben offen zu lassen“, sagt Lars Schürer vom Restaurant Tafelhaus in Backnang. Er spricht von den neuen Verordnungen für die Gastronomie, die von der Bundesregierung für Restaurants und Speisegaststätten angeordnet wurden, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen. Restaurants müssen ab 18 Uhr schließen, Clubs und Bars bleiben vorerst komplett geschlossen.

Lars Schürer hat sich dazu entschieden, sein Restaurant bereits jetzt zu schließen. Bei den eingeschränkten Öffnungszeitung und immer weniger Gästen würde sich das einfach nicht mehr lohnen. „Dadurch versuchen wir, den wirtschaftlichen Schaden so gering wie möglich zu halten“, sagt der Restaurantbesitzer. Er beschäftigt momentan drei Mitarbeiter, die sollen nun Überstunden abbauen und in Kurzarbeit gehen. Die nächsten Wochen frei hat er deshalb noch lange nicht: „Ich arbeite jetzt daran, alle Kosten zu minimieren, Hilfsprogramme zu recherchieren und außerdem müssen wir schauen, welche Lebensmittel verderblich sind, was wir damit machen und welche Lebensmittel wir einfrieren können.“ Doch nicht alle Restaurants schließen schon jetzt ihre Türen.

„Einige tun so, als wäre nichts anders, andere sind vielleicht übervorsichtig, wie wir zum Beispiel. Aber eine einheitliche Regelung für alle gibt es leider nicht.“ Das ärgere den Restaurantbesitzer besonders. Und damit ist er nicht allein. Auch Rosalia Moriello fordert klare Regelungen. Sie hat ihr Eiscafé am Morgen normal geöffnet, sich an die Abstandsregelungen gehalten und Adressen ihrer Gäste aufgenommen. Das Ordnungsamt hat das Eiscafé aber geschlossen, da es sich nicht um ein Speiserestaurant handelt, sondern eher kleinere Gerichte und Snacks angeboten werden. Bis Mitte Juli müssen sie nun geschlossen bleiben. „Das kann unsere Existenz gefährden. Viele kleinere Selbstständige haben nicht so viele Rücklagen, um das zu überstehen“, sagt Moriello. Auch sie will sich nun um Kurzarbeit für ihre Mitarbeiter bemühen und Kredite aufnehmen.

Sonia Moreira dagegen will ihr Restaurant Lisboa so lange wie möglich offen lassen, doch auch sie befürchtet, dass es mit den eingeschränkten Öffnungszeiten schwer wird: „Letzte Woche wurde es schon weniger, jetzt ist kaum noch etwas los.“ Es habe zwar bereits Gäste gegeben, die ihre Tischreservierung von 19 Uhr bereits auf 16.30 Uhr vorverlegen, das seien aber nur sehr wenige. Vor allem der nun wegfallende abendliche Betrieb am Wochenende werde sie schwer treffen, schätzt Moreira.

Die Restaurantbetreiber denken besonders an ihre Mitarbeiter

Aber sie bieten jetzt an, dass Leute ihr Essen telefonisch bestellen und dann mit nach Hause nehmen können. Ein Lieferdienst, wie andere Restaurants ihn mittlerweile anbieten, komme für das Lisboa nicht infrage. „Dafür müsste ich noch eine weitere Person einstellen und ich weiß jetzt schon nicht, wie ich alle halten kann“, sagt Moreira. Besonders treffe es die Mitarbeiter des Restaurants. Mit ihnen habe sie sich zusammengesetzt und nun wolle sie Kurzarbeit anmelden, im schlimmsten Fall müsse sie aber auch über Kündigungen nachdenken.

Die Restaurants Kunberger und Storchen haben gemeinsam beschlossen, ihre Gaststätten nur noch diese Woche geöffnet zu lassen, ab Montag werden auch sie ihre Türen schließen. „Es rentiert sich ja nicht“, begründet Ewa Pinakas die Entscheidung. Die Stadt sei ohnehin fast leer und ihr gehe es auch um die Gesundheit der Mitarbeiter und Gäste. Sie könne schließlich nicht wissen, wer sich vielleicht infiziert hat. „Und wir können nicht mit Mundschutz Bestellungen aufnehmen. Das ist jetzt für alle in Backnang eine dramatische Situation.“ Auch sie versuchen nun, die verderblichen Lebensmittel bis Montag aufzubrauchen. Bleiben noch welche übrig, will Pinakas sie an Bedürftige weitergeben.

Auch wenn die Restaurantbesitzer mit der Corona-Krise auf unterschiedliche Art umgehen, sind sie sich zumindest in einem sicher: Keiner von ihnen kann vorhersehen, wie lange die Situation noch andauern wird. Und die Lage kann sich stündlich wieder ändern. Das zeigt sich auch daran, dass die Gastronomen noch am Morgen die Kontaktdaten ihrer Gäste sammeln mussten. „Das war auch für keinen ein Problem“, sagt Petra Wolf vom Restaurant Kunberger. „Sie waren zunächst überrascht. Wir haben dann erklärt, warum wir die Daten brauchen und dann haben das alle Gäste verstanden.“ Das sei ja auch für die Sicherheit der Gäste, betont sie. Doch bereits am Nachmittag wurde diese Regel wieder revidiert. Auch Kunberger wird am Montag schließen. „Wir haben bereits jetzt etwa 80 Prozent Einbußen. Keine Ahnung, wann wir wieder öffnen können und wie es insgesamt weitergeht.“

Info

Zwischen den Tischen muss ein Mindestabstand von 1,5 Metern gewährleistet sein. Auch bei Stehplätzenmuss ein Abstand von mindestens 1,5 Metern zwischen den Gästen sichergestellt werden.

Die Kontaktdaten der Gäste müssen nicht mehr aufgenommen werden. Die Regel galt bis Mittwoch Nachmittag, damit mögliche Kontaktpersonen von Infizierten nachvollziehbar bleiben. Die Vorschrift wurde wieder aufgehoben.

Die Öffnungszeiten der Restaurants werden eingeschränkt, spätestens um 18 Uhr müssen die Gäste das Lokal verlassen.