Mehr Anlagebetrug im Südwesten

Falsche Broker, leere Konten

Über Nacht zum Krypto-König? Wer auf falsche Versprechen von Online-Brokern hereinfällt, sieht sein Geld oft nie wieder. Auch im Südwesten steigt die Zahl der Opfer.

Wenn Gewinnversprechen zu schön klingen, um wahr zu sein, steckt dahinter oft ein Trick. (Symbolbild)

© dpa/Nicolas Armer

Wenn Gewinnversprechen zu schön klingen, um wahr zu sein, steckt dahinter oft ein Trick. (Symbolbild)

Von red/dpa/lsw

Wenn Gewinnversprechen zu schön klingen, um wahr zu sein, steckt dahinter oft ein Trick – das zeigt auch eine Serie von Fällen im Südwesten, bei denen Anlagebetrüger Menschen um hohe Summen gebracht haben. „Die Täter agieren international und verursachen alleine in Baden-Württemberg Schäden im Millionenbereich“, sagt Oliver Hoffmann, Leiter der Abteilung Wirtschaftskriminalität beim Landeskriminalamt Baden-Württemberg (LKA).

Besonders perfide: Die Täter bauen Vertrauen Schritt für Schritt auf. Zunächst locken sie mit kleinen Investitionen von wenigen Hundert Euro und versprechen schnelle Gewinne, die sogar ausgezahlt werden. Später fordern sie ihre Opfer auf, immer größere Summen nachzuschießen, belegt mit täuschend echt gefälschten Kontoauszügen und angeblichen Erfolgsnachrichten. Für viele Betroffene endet das in einem finanziellen Desaster.

Namen von Promis sollen Seriosität vorspielen

Die Maschen sind dabei ähnlich: Opfer erhalten über Messenger-Dienste wie WhatsApp oder Telegram oder per SMS Nachrichten von angeblichen Finanzcoaches. In Gruppen kursieren dann angebliche Erfolgsgeschichten und Lobeshymnen anderer – die in Wahrheit ebenfalls zu den Tätern gehören. Besondere Namen oder gefälschte Profile sollen zusätzlich Seriosität vorgaukeln. 

Sobald das Vertrauen hergestellt ist, führen die vermeintlichen Berater die Anlegerinnen und Anleger auf täuschend echt wirkende Handelsplattformen. Dort sehen sie schnell erste fiktive Gewinne. Spätestens wenn hohe Summen investiert sind, verlangen die Täter weitere Gebühren oder Steuern – oder die Konten sind plötzlich gesperrt.

Immer mehr Opfer

Im Raum Ravensburg etwa traf es zuletzt einen damals 70-Jährigen, der mehr als 150.000 Euro verlor. Auch ein 57-Jähriger wurde bei einem vermeintlich lukrativen Online-Investment um 160.000 Euro gebracht, während ein 60-Jähriger noch in tiefer in die Tasche packte und sogar rund 1,2 Millionen Euro in den Kryptohandel steckte – das Geld sah er nie wieder.

Auch dieser Mann habe im Internet nach Investmentmöglichkeiten im Kryptohandel gesucht, erklärte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Ravensburg. Eine Online-Trading-Plattform versprach hohe Renditen, daher registrierte er sich und wurde in den folgenden Monaten über einen Messenger von Betrügern betreut, die sich als Broker ausgaben. Nach seiner Überweisung wurde er erst misstrauisch, als für die Ausschüttung des angeblich enorm angewachsenen Kapitals erhebliche Steuern und Gebühren verlangt wurden. „Das Geld war zu dieser Zeit aber schon längst über alle Berge“, sagte der Polizeisprecher.

Was die Ermittler raten

Eindringlich warnt die Polizei vor solchen Angeboten. „Finanzbetrug über Chatgruppen wird aktuell von Kriminellen in rasant steigender Zahl begangen“, betont eine LKA-Sprecherin und rät: „Niemand sollte auf Finanzversprechen reagieren, die überraschend über Messenger oder soziale Medien auftauchen. Hohe Rendite bei geringem Risiko gibt es nicht.“

Die Tipps der Ermittler: „Lassen Sie sich nicht unter Druck setzen und informieren Sie sich über die Seriosität der Trading-Plattformen“, sagt ein Sprecher der Polizei in Ravensburg. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) bietet eine Unternehmensdatenbank, die für jedermann zugänglich ist. Und beim kleinsten Zweifel sollten keine sensiblen Daten preisgeben und keine Zahlungen an unbekannte Anbieter geleistet werden.

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Erstellt:
10. September 2025, 07:02 Uhr

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