Fast alle Stuttgarter Taxis sind Verbrenner

Von den 700 Taxis in Stuttgart fahren bisher nurlektrisch. Nun bringen die Grünen Regeländerungen ins Spiel.

Taxischlange in Bad Cannstatt: Eine Dreiviertelstunde fürs Laden zu „verplempern“, das könne sich ein Taxiunternehmer nicht leisten, sagt Iordanis Georgiadis, der Vorstandsvorsitzende der Taxi-Auto-Zentrale in Stuttgart.

© Archiv Lichtgut/Achim Zweygarth

Taxischlange in Bad Cannstatt: Eine Dreiviertelstunde fürs Laden zu „verplempern“, das könne sich ein Taxiunternehmer nicht leisten, sagt Iordanis Georgiadis, der Vorstandsvorsitzende der Taxi-Auto-Zentrale in Stuttgart.

Von Judith A. Sägesser

Stuttgart - Die Grünen in Stuttgart haben gesehen, wie es die Hamburger machen und richten den Blick nun auf die rund 700 Taxis in der Landeshauptstadt. In Hamburg läuft seit 2021 das Projekt Zukunftstaxi. Mehr als 500 E-Taxis seien inzwischen auf der Straße, von 2025 an sollen die Konzessionen nur noch an emissionsfreie Fahrzeuge vergeben werden. Ein Modell für Stuttgart?

In dem Antrag der Grünen steht es zwar so explizit nicht geschrieben. Wohl aber die Bitte: „Die Verwaltung legt dar, wie ab 2025 die Konzessionsvergabe an die Klimaneutralitätsziele der Stadt angepasst werden kann.“ Stuttgart will bekanntlich 2035 emissionsfrei sein. Taxis, die den Nahverkehr ergänzen, seien ein wichtiges Angebot in der Stadt.

Das E-Taxi will in Stuttgart nicht so recht Fuß fassen. 2017 wurde ein Elektrotaxi-Aktionsplan geschmiedet, von 2014 bis 2021 hatte das Land den Kauf von Elektrotaxis bezuschusst. 150 Stromtaxis kamen so in ganz Baden-Württemberg auf die Straße. Das Programm wurde wegen mangelnder Nachfrage wieder eingestellt. In Stuttgart sind gerade einmal 22 der rund 700 Taxis mit E-Antrieb unterwegs, das sind drei Prozent. Aus Sicht der Grünen ein großes Potenzial.

Iordanis Georgiadis, der Vorstandsvorsitzende der Taxi-Auto-Zentrale, bei der 90 Prozent der Stuttgarter Taxifahrer organisiert seien, sagt: „Das Taxigewerbe ist sehr anpassungsfähig.“ Er kennt das Hamburger Projekt. Für Stuttgart sei das aktuell aber nicht realistisch, es brauche zunächst andere Rahmenbedingungen. Wer beispielsweise auf ein E-Taxi umsteige, müsse es derzeit in Oldenburg oder Bremen eichen lassen, das sei zu umständlich. Aber auch die Förderung sei niedriger als in Hamburg, und es gebe ein Reichweitenproblem.

Bisher können die E-Taxis an fünf Ladesäulen an Taxiständen im Stadtgebiet Strom zapfen. Es müssten mehr sein, sagt Iordanis Georgiadis. Ein Taxiunternehmer könne es sich nicht leisten, eine Dreiviertelstunde fürs Aufladen zu verplempern, er müsse sein Auto flexibel laden können, „sonst kann ich den Laden gleich dichtmachen“. Ihm und den anderen sei bewusst, dass wegen der Klimaziele auch die Antriebe der Taxis wechseln werden. Im Raum stehe, dass die Konzession ab 2028 an die Emissionsfreiheit gekoppelt werde, sagt er. „Bis heute haben wir aber nichts Konkretes auf dem Schreibtisch.“

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Erstellt:
5. September 2023, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
6. September 2023, 21:57 Uhr

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