Geplante Flüchtlingsunterkunft stößt auf heftige Kritik

Der Vorsitzende der SpVgg Neuwirtshaus fällt aus allen Wolken, als er aus unserer Zeitung von den Plänen der Stadt erfährt.

Der Ascheplatz könnte für drei Jahre überbaut werden.

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Der Ascheplatz könnte für drei Jahre überbaut werden.

Von Torsten Ströbele

Stuttgart - In der Landeshauptstadt sind aktuell etwa 8800 Geflüchtete untergebracht. Fast ein Viertel der Menschen lebt in Notunterkünften wie Hotels oder den Nebenhallen der Hanns-Martin-Schleyer-Halle. „Die Lage wird als äußerst angespannt beurteilt, eine Zuspitzung für den Herbst erwartet“, heißt es bei der Stadt. Daher möchte die Verwaltung schnellstmöglich zusätzliche 950 Plätze und Alternativen zu den Notunterkünften bereitstellen – unter anderem auf dem Ascheplatz Neuwirtshaus in Zuffenhausen. Doch diese Pläne stoßen vor Ort auf heftige Kritik. Warum?

Das Grundstück des Sportplatzes in Neuwirtshaus liegt in der Verwaltung des Amtes für Sport und Bewegung. Auf dem Grundstück stünden etwa 13 000 Quadratmeter zur Verfügung. Für die Stadt bedeutet das, 64 Modulbauten für insgesamt 248 Geflüchtete und zwei Büromodule auf der Fläche errichten zu können – für drei Jahre, längstens bis 31. Dezember 2027.

Die Stadtverwaltung betont in ihrer Vorlage an den Gemeinderat nun, dass „nach Rücksprache mit dem Vereinsvorstand der SpVgg Neuwirtshaus der Verein grundsätzlich bereit ist, den Fußballplatz (Ascheplatz) zeitlich befristet zur Verfügung zu stellen“. Der Verein verfüge aktuell über keine Fußballabteilung, der Platz werde seit einiger Zeit nur noch gelegentlich von privaten Sportgruppen genutzt. Gegebenenfalls seien jedoch bauliche Maßnahmen erforderlich, um die weiterhin geöffneten Sportanlagen und die Vereinsgaststätte auf dem Gelände parallel zu einer Nutzung für Geflüchtete betreiben zu können.

Nachdem die Pläne der Stadt bekannt geworden waren, meldete sich der Vorsitzende der SpVgg Neuwirtshaus, Wilfried Seyfang, zu Wort: „In der Beschlussvorlage wird erwähnt, dass ich mein Einverständnis zu dem Vorhaben gegeben habe. Dem ist mitnichten so.“ Richtig sei, dass am 10. Februar Vertreter des Sportamtes vor Ort waren. Sie hätten über die Überlegungen der Stadt informiert, nicht genutzte Sportplätze für den Bau von Flüchtlingsunterkünften heranzuziehen. „Bevor wir aber als möglicher, betroffener Verein von so einem Vorhaben aus der Zeitung oder von anderer Stelle erfahren, wollte uns das Sportamt in Kenntnis setzen“, sagt Seyfang. Das sei nicht passiert.

„Die grundsätzliche Bereitschaft, einen Teil des Sportplatzes zur Verfügung zu stellen, wurde gegeben. Es war aber bei Weitem nicht daran gedacht, den kompletten Platz in der jetzt vorgelegten Planung zu opfern. Außerdem wurde unterstellt, dass der Verein in das Planungsverfahren eingebunden war und ein Mitspracherecht hat.“ Über die im Raum stehenden Behauptungen sei die SpVgg Neuwirtshaus irritiert.

„Es ist ein Unding, dass man nach einer allgemeinen Information nichts mehr hört und dann, ohne in den Meinungsfindungs- beziehungsweise Entscheidungsprozess eingebunden zu sein, nach fast einem halben Jahr vor vollendete Tatsachen gestellt wird“, sagt Wilfried Seyfang, der übrigens auch Sprecher des Freundeskreises Flüchtlinge in Zuffenhausen ist. Durch so ein Verhalten treibe man die Leute in die Arme der AfD.

Man müsse sich die Frage stellen, ob es sinnvoll sei, rund 250 Geflüchtete in einem Stadtteil unterzubringen, in dem 800 Menschen lebten, die Anbindung ans Ortszentrum nicht die beste und die Nahversorgung verbesserungswürdig sei.

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Erstellt:
9. Juli 2023, 22:06 Uhr

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