Gibt es Entschädigungen für Fahrgäste der S-Bahn?

Die Empörung über die angekündigten Einschränkungen bei der S-Bahn Stuttgart im Jahr 2024 ist groß. Die Forderung nach Entschädigungen wird allerdings im Keim erstickt.

Die S-Bahn steckt in der Krise. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht.

© imago/Arnulf Hettrich

Die S-Bahn steckt in der Krise. Schnelle Besserung ist nicht in Sicht.

Von Christian Milankovic

Stuttgart - Bekommen die Fahrgäste eine Entschädigung wegen der angekündigten Einschränkungen im S-Bahnverkehr? Ja, wenn es nach den Grünen, der SPD und der Fraktion Linke/Pirat im Verkehrsausschuss der Regionalversammlung geht. Sprecher der Fraktionen haben das am Mittwoch gefordert, als S-Bahnchef Dirk Rothenstein den Regionalräten, die für den S-Bahnverkehr verantwortlich sind, die Beschneidung des Fahrplans von Dezember 2023 an darlegte. Allerdings lehnte die Ausschussmehrheit es ab, der Deutschen Bahn einen entsprechenden Prüfauftrag zu erteilen.

Damit enden aber auch schon die guten Nachrichten für Rothenstein. In mehreren Wortmeldungen wurde deutlich, dass man seinen Beteuerungen, mit den angekündigten Einschränkungen – Beginn des Halbstundentakts bereits um 19 statt um 20.30 Uhr, sowie 30-Minuten-Takt an den Samstagen – sei ein stabilerer Verkehr möglich, mit erheblichem Zweifel begegne.

André Reichel bemühte die neuerdings im Politbetrieb beliebte Vokabel von der Zeitenwende. Der Regionalrat der Grünen erinnerte an die zahlreichen Ausweitungen des Angebots in den zurückliegenden Jahren im S-Bahnverkehr. „Jetzt müssen wir den Fahrplan verschlechtern und passen ihn nach unten an.“ Auch Helmut No von der CDU stellte fest, man erlebe eine Neuerung, auf die man gerne verzichtet hätte. „Uns trifft die marode Infrastruktur mit voller Wucht.“ Der Einbau der digitalen Sicherungstechnik, der Personalmangel und die technischen Probleme an den Fahrzeugen verschärften die Situation weiter.

Deutlich wurde Bernhard Maier (Freie Wähler). Er sei früher überzeugt gewesen, schlechter könne es nicht werden. „Da habe ich mich geirrt.“ An die Vertreter der Deutschen Bahn – neben Dirk Rothenstein war auch Rüdiger Weiß von DB Netz anwesend – gewandt sagte er, er habe die Beteuerungen alle schon zehn Mal gehört. „Sie werden auch das eingeschränkte Angebot nicht fahren können. Wir haben keine Geduld mehr.“

In die selbe Kerbe hieb Wolfgang Hoepfner (Linke/Pirat). „Sie haben ein Glaubwürdigkeitsproblem“, teilte er den Bahnern mit. Welche Garantie könnten die beiden geben, „dass Sie nicht in ein paar Monaten vorbeikommen und weitere Einschränkungen verkünden“. Für Michael Makurath (SPD) stellte sich die Frage, „ob wir eine S-Bahn haben, die nur bei Sonnenschein und Rückenwind zuverlässig fährt“. Die jetzige Situation sei ein „rauer Kontakt mit der Realität“.

Der Umstand, dass nichts anderes übrig bleibe, als die Malaise zur Kenntnis zu nehmen, sorgte für weiteren Verdruss unter den Regionalpolitikern. Der Idee der Bahn, die Züge der Linie S 62 übergangsweise von einem anderen Bahnunternehmen zu betreiben, erteilten sie eine Absage. Lediglich für die Nebenbahnen zwischen Kornwestheim und Untertürkheim (Schusterbahn) und zwischen Kirchheim/Teck und Oberlenningen (Kleine Teckbahn), die beide nicht zum S-Bahnnetz gehören, sei dies denkbar.

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Erstellt:
5. Oktober 2023, 22:08 Uhr
Aktualisiert:
6. Oktober 2023, 21:59 Uhr

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