Große Kontinuität in der Startelf
Beim VfB Stuttgart hat sich zuletzt eine feste Formation gebildet – die sich aber auch punktuell ändern könnte. Auf welchen Positionen?

© Baumann
Eine homogene Mannschaft: der VfB Stuttgart im Herbst 2023
Von David Scheu
Stuttgart - Dass ein Trainer sein Team auf dem richtigen Weg sieht, lässt sich an vielen Dingen ablesen. An kleinen Gesten wie einem Schulterklopfer, an öffentlichem Lob auf Pressekonferenzen – oder ganz einfach an der Aufstellung. Hier setzt Sebastian Hoeneß in dieser Saison beim VfB Stuttgart auf viel Kontinuität, was angesichts des starken Starts mit vier Siegen aus fünf Spielen auch nicht wirklich überrascht.
Gerade einmal 13 verschiedene Profis standen in den ersten fünf Saisonpartien in der Stuttgarter Startelf. Bei den vergangenen beiden 3:1-Siegen bei Mainz 05 und gegen Darmstadt 98 begann der VfB sogar komplett identisch. Mit Alexander Nübel im Tor, einer Viererkette davor (Hiroki Ito, Dan-Axel Zagadou, Waldemar Anton, Pascal Stenzel), Atakan Karazor und Angelo Stiller im zentralen Mittelfeld sowie Enzo Millot etwas offensiver. Dazu ganz vorne mit Chris Führich und Silas Katompa auf den Flügeln sowie dem unersetzlichen Toptorjäger Serhou Guirassy im Zentrum.
Diese personelle Konstanz hat natürlich mit der Stuttgarter Erfolgsserie zu tun. Aber nicht nur: Oft wird so ein Lauf ja auch dadurch gebremst, dass wichtige Stammspieler verletzt oder gesperrt ausfallen. Der VfB kann ein Lied davon singen: In der Vorsaison hielt man mit insgesamt sechs gelb-roten Karten in der Bundesliga und im DFB-Pokal einen Negativwert. Und auch personell konnte der VfB nicht immer aus dem Vollen schöpfen. Der prominenteste Ausfall war fraglos der von Guirassy, der aufgrund eines Sehnenrisses im Adduktorenbereich im Februar und März wochenlang fehlte – und schmerzlich vermisst wurde.
Nicht in dieser Saison. Als „sehr erfreulich“ bezeichnete Hoeneß unlängst die derzeitige Personallage, die sich auch in einem eingespielten Auftreten niederschlägt. Die Automatismen sitzen, die Pass- und Laufwege sind abgestimmt, die Auftritte insgesamt homogen. „Wir legen gerade eine große Geschlossenheit an den Tag“, sagt auch Hoeneß. Und da der Spielplan kaum englische Wochen bereithält und das Team einen frischen Eindruck macht, drängt sich eigentlich kein groß angelegtes Rotationsprinzip im Stil des einstigen Bayern-Trainers Ottmar Hitzfeld auf.
Und dennoch: Punktuell könnten Änderungen anstehen. Denn Hoeneß – das zeigt der Blick zurück – ist keiner, der die Startelf nicht antastet. In der Endphase der Vorsaison gab es in der Offensive neben dem gesetzten Guirassy ein offenes Rennen mit wechselnden Besetzungen. Mal begannen Tiago Tomas und Silas, dann wieder Millot und Führich. Eine Konkurrenzsituation, in der die Einwechselspieler Druck machten. Das ist auch jetzt wieder der Fall. „Wir haben viele gute Charaktere, die voll da sind, wenn sie reinkommen“, sagt Rechtsverteidiger Pascal Stenzel. Flügelstürmer Jamie Leweling drängt, Linksfuß Maximilian Mittelstädt ebenfalls.
Ob sich jetzt schon eine Türe öffnet? Vieles dürfte von der Trainingswoche abhängen. In die startete mit Silas einer der Stammspieler nicht ideal, da er mit leichten Knöchelbeschwerden pausieren musste. Zuletzt war der Kongolese zwar sehr eingebunden ins Stuttgarter Spiel, agierte in der letzten Aktion aber oft unglücklich. Weder ein Tor noch eine Vorlage gelang ihm in den jüngsten beiden Partien, in denen er jeweils nach gut einer Stunde ausgewechselt wurde. Zumindest eine offene Personalie.
Und dann ist da ja noch Josha Vagnoman, seines Zeichens Leistungsträger in der Schlussphase der vergangenen Saison unter Hoeneß. Nach seiner Mittelfußverletzung steht er nun vor der Rückkehr. Allerdings liefert Stenzel auf der Außenverteidigerposition derzeit sehr souveräne Vorstellungen ab – und Vagnoman stand in dieser Saison noch kein einziges Mal im Stuttgarter Kader. Ein kurzfristiger Startelfeinsatz ist daher unwahrscheinlich, zumal auch Hoeneß ihn zuletzt nur als mögliche „Option für den Kader“ beim 1. FC Köln an diesem Samstag (15.30 Uhr) bezeichnet hatte. Mittelfristig aber dürfte das Ganze ein Thema werden.
Das gilt im Übrigen ganz generell für die Startelf, da dem VfB im Januar gleich drei jetzige Stammspieler wegen Länderspielreisen fehlen werden. Guirassy (Guinea) und Silas (Kongo) treten beim Afrika Cup an, Hiroki Ito (Japan) bei der Asienmeisterschaft. Dann wird auch Sebastian Hoeneß die Anfangsformation ändern. Spätestens.