Investoren gefunden – Kings Club ist gerettet

Die 1977 eröffnete Gay-Disco ist nicht für immer verschwunden. Wirtin Laura Halding-Hoppenheit will Ende des Jahres das Comeback der Gay-Disco feiern.

Von Uwe Bogen

Stuttgart - Dass eine der ältesten Gay-Discos in Deutschland seit vier Jahren von der Bildfläche verschwunden ist, im Keller an der Calwer Straße ungenutzt vor sich hindümpelt, liegt nicht an Corona. Schon vor der Pandemie hatte die Wirtin und Linken-Stadträtin Laura Halding-Hoppenheit den im Jahr 1977 eröffneten Kings Club geschlossen, um die maroden Räume zu sanieren. Dieser wichtige Ort für die Schwulenbewegung müsse dringend erneut werden, sagte die Rumänin mit den feuerroten Haaren. Immer mal wieder waren Sicherungen rausgeknallt, sodass das gesamte Untergeschoss unfreiwillig zum riesigen Darkroom wurde. Doch die Instandsetzung schien, als das Tanzen nach der Pandemie wieder erlaubt war, nicht voranzukommen.

Macht die Clubchefin, die erst ihren 80. Geburtstag und dann im Juli Hochzeit mit dem Kunstprofessor Peter Jacobi in Wurmberg gefeiert hat, überhaupt den Dino des Stuttgarter Nachlebens wieder auf? Viele in der Rainbow-Community zweifeln daran. „Ja, das muss sein!“, antwortet hingegen Halding-Hoppenheit, „der Kings Club ist eine Institution, die den langen Weg der Menschen für Freiheit beschreibt.“ Damit seien diese Räume „so wichtig wie der Gedenk- und Lernort Hotel Silber“.

Das Haus gehört einer Erbengemeinschaft, die in all den Jahren zur Wirtin gehalten und ihr sogar die Miete während der Schließung erlassen hat. Aus eigener Kraft könne sie die Sanierung nicht finanzieren, sagt Laura Halding-Hoppenheit. Nun aber habe sie Investoren gefunden, wie sie unserer Redaktion mitteilte, die anonym bleiben wollen, aber zu Unterstützern der LGBTIQ*-Community gehörten.

Am vergangenen Donnerstag fand schließlich das entscheidende Gespräch statt. „Der finanzielle Rahmen steht nun fest“, sagt die Stadträtin. Die Investitionssumme liege bei etwa einer Million Euro. Die elektrischen Leitungen werden ausgetauscht, die Toiletten umgebaut und modernisiert. Von Grund auf werde der Club aber nicht erneuert. „Wir renovieren, wie das alte Frauen mit dem Lifting tun“, erklärt Halding-Hoppenheit. Es reiche, wenn die Leute tanzen könnten. Da brauche man kein Gold oder Marmor auf dem Boden. „Tunten-Barock ist okay“, sagt sie augenzwinkernd.

Für die Wirtin ist dies „nun mein letztes gastronomisches Projekt“. Wichtig sei ihr, dass sie junge Menschen als Partner gewinnt. Jetzt sei die nächste Generation dran, Verantwortung zu übernehmen und diese Institution zu erhalten. Rasch solle mit den fehlenden Umbauarbeiten begonnen werden, sodass der Kings Club noch in diesem Jahr sein Comeback feiern könne.

Der tiefrote Keller war in 46 Jahren der Anlaufpunkt für mehrere Generationen von Schwulen in Stuttgart – und auch für prominente Gäste, die Spaß haben, aber nicht auffallen wollten. Wenn Freddie Mercury auf Tour war, schaute der Queen-Sänger immer mal wieder im Kings Club vorbei, woran sich die Wirtin gern erinnert: „Freddie sah gut aus, war ruhig, zurückhaltend. Viele haben sich in ihn verliebt. Einmal kam er mit der Schauspielerin Barbara Valentin. Zum Glück gab’s keine Handys. Hätte man damals sofort Fotos gepostet, Freddie hätte keine Ruhe gehabt.“ Bald sollen an diesem legendären Ort neue Geschichten geschrieben werden.

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Erstellt:
14. August 2023, 22:08 Uhr

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