Jede Schraube muss sitzen
Unfälle in Fahrgeschäften können passieren, zuletzt auf der Wiesn.

© Andreas Rosar/Fotoagentur-Stuttgart
48 Fahrgeschäfte gibt es auf dem Wasen.
Von Susan Jörges
Stuttgart - Wenn an diesem Wochenende die 48 Fahrgeschäfte auf dem Cannstatter Wasen für adrenalinhungrige Gäste eröffnen, soll nicht das geschehen, was am vergangenen Wochenende auf dem Münchener Oktoberfest passiert ist: ein Unfall auf einer Achterbahn. Bei einem Zusammenstoß zweier Waggons der Dunkel-Indoor-Achterbahn „Höllenblitz“ waren am Samstagabend acht Menschen leicht verletzt worden. Wie es zu dem Unfall kam, ist noch unklar.
Doch die Sorge, dass die Fahrgeschäfte auf dem Stuttgarter Volksfest unsicher sein könnten, möchte Mark Roschmann, Sprecher des Schaustellerverbandes Südwest, den Wasen-Gästen nehmen. „Schausteller haben jedes Bauteil ihrer Fahrgeschäfte regelmäßig in der Hand und sehen, wenn Bolzen oder tragende Teile ausgetauscht werden müssen“, betont Roschmann, der auf dem Wasen ein Fahrgeschäft für Kinder und einen Maiskolbenstand betreibt. Dazu kommen sorgfältige Prüfung: „Der Tüv ist sehr streng mit uns“, sagt Roschmann. Sieben Prüfer des Tüv Süd waren die gesamte Woche auf dem Gelände unterwegs, um die fliegenden Bauten, wie die mobilen Fahrgeschäfte genannt werden, nach dem Aufbau abzunehmen. Während der Tüv auf dem Oktoberfest alle Fahrgeschäfte überprüft hat, inspizierten die Experten auf dem Wasen nur die 30 größten der insgesamt 48 Attraktionen, für alle weiteren war das Stuttgarter Baurechtsamt zuständig. „Unsere Ingenieure haben viel Erfahrung mit großen Anlagen“, sagt Thomas Oberst, Sprecher des Tüv Süd.
Die Experten gehen die Fahrstrecke ab, schauen sich Verschraubungen und Schweißnähte an und überprüfen Bremsen und Sicherungssysteme der Fahrzeuge. Abschließend machen sie selbst eine Testfahrt. Alle ein bis drei Jahre finden zudem sogenannte Verlängerungsprüfungen statt. Etwa alle zwölf Jahre sind vertiefende Prüfungen verpflichtend, bei denen unter anderem tragende Bauteile oder Bolzen geröntgt werden.
Auch bei Wiebke Bruch und ihrer Familie, die in siebter Generation mit drei Riesenrädern durch Europa ziehen, war am Mittwoch der Tüv-Prüfer zu Gast. Bruch betreibt auf dem Wasen das 59 Meter hohe und 40 Gondeln starke Sky Lounge Wheel. Jeden Morgen dreht das Riesenrad seine Proberunden. Die Mitarbeiter kontrollieren Bolzen, Splinte und den Anpressdruck der Räder, schauen sich die Bremsbeläge an, überprüfen die Elektronik – und tragen alles in ein Formular ein. „Wir befördern viele Menschen, Sicherheit ist uns sehr wichtig“, sagt Bruch.
Mithelfen könnten aber auch Fahrgäste selbst. Roschmann appelliert daher, den Anweisungen des Personals zu folgen und die Taschen zu leeren. „Das Smartphone oder der Schlüsselbund können sonst zum Wurfgeschoss werden.“