Kommentar: Die neue Gelassenheit
Kommentar: Die neue Gelassenheit
Von Thomas Scharnagl
Die Politik hat – und das ist auch gut so – aus der schwierigen Zeit der Coronapandemie gelernt: Sie geht in diesen Herbst erfreulich gelassen. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) – der in früheren Jahren in Sachen Corona gerne auch mal Horrorszenarien an die Wand malte – präsentierte sich am Montag ruhig und besonnen, als er sich zunächst den angepassten Impfstoff verabreichen ließ und dann gemeinsam mit Lars Schaade, dem amtierenden Präsidenten des Robert-Koch-Instituts, seine Einschätzung zum Herbst bekannt gab.
Und die sind durchaus erfreulich: keine Kontaktbeschränkungen, keine Maskenpflicht, kein ständiges Schielen auf die Inzidenz. Kurz gesagt: keine Verbote. Dafür die Empfehlung – nicht der Zwang! – vor allem an die Generation Ü 60, sich mit dem angepassten Impfstoff impfen zu lassen. Und der 60-jährige Lauterbach ließ sich zum Auftakt der Auffrischungskampagne selbst eine Impfung in einem Berliner Bundeswehrkrankenhaus geben.
Die neue Gelassenheit ist wohltuend. Es gibt auch keine Alternative dazu – denn die Gesellschaft kann es sich nicht leisten, dass ein Virus und eine verzweifelte Politik nochmals das Leben auf den Kopf stellen und das Land spalten. Aber ohne Eigenverantwortung und Rücksichtnahme, auf die Lauterbach ausdrücklich setzt, wird es nicht gehen – und dazu kann auch mal das freiwillige Maskentragen gehören.