Kommentar: Ein Rückhalt auf Zeit

Kommentar: Ein Rückhalt auf Zeit

Von Marcel Auermann

Wenn einem der Rückhalt in der Gesellschaft immer mehr abhandenkommt, ist zumindest innerhalb der Partei unbedingte und selbstzufriedene Geschlossenheit angesagt. Da kann es für Mitglieder – zumal in der CSU – keine zwei Meinungen geben. Nur so lassen sich die 96,56 Prozent erklären, mit denen ein Parteitag Markus Söder bestätigte. Es ist ein spektakulärer Vertrauensbeweis. Doch wie nachhaltig er ist, wird sich am 8. Oktober nach Schließung der Wahllokale zeigen.

Die Umfragewerte lassen für die CSU-Anhänger Schlimmes erahnen. Die einstige sichere 40-Prozent-Marke rückt in weite Ferne. Selbst das zweitschlechteste Ergebnis der Parteigeschichte, das Söder bei der vergangenen Wahl 2018 mit 37,2 Prozent eingefahren hat, könnte er dieses Mal reißen. Trotz eines immensen Aufwands, den der Nürnberger betreibt, bleibt die CSU in jüngsten Umfragen mit meist 36 Prozent weit hinter ihren eigenen Ansprüchen zurück.

Da helfen auch die markigen Sprüche in seiner 94-minütigen Parteitagsrede nur bedingt – etwa die Grünen seien weniger „Experten für Wind als für heiße Luft“. Sein Gegen-die-Ampel-Wahlkampf mit viel süffiger Rhetorik taugt für ein paar Lacher, im besten Fall für Schenkelklopfer. Aber sonst? Was kommt vom CSU-Vorsitzenden? Für was steht die Partei? Klar ist: Sollten die Werte bei der Wahl so absacken wie in den Umfragen prophezeit, geht das auf das Konto von Söder. Der momentane Rückhalt wäre perdu.

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Erstellt:
24. September 2023, 22:10 Uhr
Aktualisiert:
25. September 2023, 22:00 Uhr

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