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Kommentar

Von Tobias Peter

Als US-Präsident Barack Obama 2009 den Friedensnobelpreis erhielt, hob das Komitee seine Vision einer atomwaffenfreien Welt hervor. Der aktuelle Bericht des Friedensforschungsinstituts Sipri zeigt: Die Welt ist weit entfernt davon, dass Obamas Vision wahr werden könnte. Vielmehr warnen die Forscher vor „einer der gefährlichsten Perioden der Menschheitsgeschichte“.

Das ist wenig überraschend – aus zwei Gründen. Erstens leben wir in einer multipolaren Welt mit China als Spieler mit wachsender Bedeutung. Peking hat den Lagerbestand an Atomwaffensprengköpfen erhöht – und wird dies weiter tun. Zweitens markiert der Krieg in der Ukraine tatsächlich eine Zeitenwende, die auch den Bemühungen um eine atomwaffenfreie Welt lange im Weg stehen wird. Die Ukraine hat nach dem Kalten Krieg ihre Atomwaffen aufgegeben – im Gegenzug für die Zusicherung, Russland werde die territoriale Integrität des Landes respektieren. Die ganze Welt hat gesehen, was passiert ist. Die Vision einer atomwaffenfreien Welt ist vielleicht nicht tot. Doch sie gleicht einem Patienten, der ins Koma gefallen ist. Niemand weiß, ob er wieder aufwacht. Eine realistische Außenpolitik muss von einer Welt mit Atomwaffen ausgehen. Die Idee einer atomwaffenfreien Welt kann aber zumindest helfen, den Anstieg zu bremsen. Und vielleicht gibt es irgendwann doch ein neues Fenster der Gelegenheit, um Obamas Vision wahr werden zu lassen.

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Erstellt:
12. Juni 2023, 22:10 Uhr

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