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Kommentar

Von Nikolai B. Forstbauer

Stuttgart - Ein kaum spannendes Rechteck, aus dem und über das sich ein 30 Meter hoher quadratischer (Bühnen-)Turm erhebt – ja, man hätte sich die Ausweichspielstätte für das weltberühmte Stuttgarter Ballett und die international renommierte Staatsoper Stuttgart architektonisch spektakulärer vorstellen können.

Vorsicht aber: Der Entwurf von a+r Architekten aus Stuttgart und NL Architects aus Amsterdam ist spektakulär im besten Sinn. Er ist in den komplexen Zusammenhängen einer internationalen Ansprüchen genügenden Spielstätte unterschiedlicher Kunstwelten bis ins kleinste Details belastbar und weit (in zukünftige Umnutzungen) vorgedacht. Und er verblüfft mit einer nahezu künstlerischen Geste: a+r Architekten und NL Architects fegen das ewige Gerede, wie denn nun kleinteiliges Wohnen zu realisieren sei, durch Handeln beiseite. Selbst ein „Dorf“ auf dem Dach ist möglich – man muss es nur wollen.

Solche Logik, solche Präzision im Detail hat Vertrauen verdient. Vertrauen auch und gerade vonseiten des für die Bauausführung verantwortlichen Hochbauamts. Das Heft des Handelns in der eigenen Hand zu betonen wie bei der Präsentation des doch in höchstem Maß dem demokratischen Bauen im Sinn Günter Behnischs verpflichteten Siegerentwurfs war schlicht kontraproduktiv. Hier können die Baufachleute der Stadt auf andere Weise Größe zeigen – in konstruktiver Sicherung der bereits durch das Büro Pesch flankierten Bauaufgabe.

Wichtig ist auch dies: Der Siegerentwurf erschließt sich aus nahezu jeder Perspektive schnell. Der Materialeinsatz, das modulare Denken und die Idee des Wohnens in einem „Dorf“ sind greifbar. Ebendies ist wichtig, wenn es darum geht, die Bürgerinnen und Bürger in der Metropolregion Stuttgart für das „Jahrhundertprojekt“ (Ministerpräsident Winfried Kretschmann) der Sanierung des Opernhauses und die Erweiterung des Staatstheater-Areals zu gewinnen.

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Erstellt:
20. Juni 2023, 22:04 Uhr

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