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Kommentar
Von Rüdiger Bäßler
Die Folgen der Bluttat von Illerkirchberg sind noch gar nicht absehbar. Der 27-jährige Täter hat in seiner Raserei nicht nur riesiges Leid über die Familie eines 14-jährigen Mädchens gebracht, sondern das weite Herz vieler Deutscher in Bezug auf Flüchtlinge, um ein Gauck-Wort zu gebrauchen, enger gemacht. Das ist sein doppeltes Verschulden.
Die Beweiserhebung im Prozess zeigte: Der Angriff vom 5. Dezember war eine erratische Wahnsinnstat, leer von Sinn und Moral. Schon gar nicht schimmerte im Licht der Untersuchungen ein Mitverschulden deutscher Behörden auf. Und doch gilt zugleich: Dieser Mord ist fürchterlicher Endpunkt einer jahrelangen Flüchtlingsexistenz im Südwesten. Sie gleicht einer unbemerkten Schussbahn in die Tragödie.
Hängen bleibt, dass der Angreifer über einen langen Zeitraum hinweg vergeblich versucht hat, beim Landratsamt Alb-Donau-Kreis einen Reisepass für Ausländer zu bekommen, um das ihm verhasste Deutschland verlassen zu können. In amtlichen Aktennotizen sind seine Anfragen, die irgendwann zu nerven begannen, festgehalten. Ob er je begriff, was ein subsidiärer Schutzstatus ist?
Dass es diesen Flüchtling gab, der nach Afrika wollte, es aber aus bürokratischen Gründen nicht durfte, während Europa sich in großer politischer Emphase gegen Armutswanderungen wappnet, ist dann doch ein Lehrstück für die Zukunft. Wer ausreisen will, der sollte auch Gehör finden.