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Von Matthias Schiermeyer
Stuttgart - Des einen Traum ist dem anderen ein Albtraum: Einkaufen fast rund um die Uhr, sieben Tage in der Woche, entspricht dem Lebensgefühl vor allem Jüngerer – umgekehrt haben die Beschäftigten im Handel ihre liebe Not mit der Arbeit zu solch ungünstigen Zeiten. Die ländlichen Tante-M-Nahversorgerläden kommen ohne Verkaufspersonal aus. Sind sie auch sozusagen des Teufels, wie die „Allianz für den freien Sonntag“ von Kirchen und Gewerkschaften meint?
Jenseits der rechtlichen Frage, inwieweit das Ladenöffnungsgesetz dem Betrieb einer automatisierten Verkaufsstelle entgegensteht, kämpft die Allianz um eine wichtige Verteidigungslinie, bevor an Sonn- und Feiertagen die Dämme brechen. Das bringt die Landesregierung in ein Dilemma: Einerseits ist sie im traditionsbewussten Baden-Württemberg gehalten, den Sonntag nicht weiter zu kommerzialisieren. Andererseits muss sie sich um die ländliche Versorgung in einer alternden Gesellschaft sorgen. Denn wenn in einem Ort alle Einkaufsmöglichkeiten verschwunden sind, kann ein Dorfladen ein echter Gewinn sein. Dass er dann auch von den jüngeren Kunden genutzt wird, die nach Belieben einkaufen wollen, ist klar – dies macht das Konzept erst wirtschaftlich.
Bisher vermeidet die Regierung eine Positionierung zu den sogenannten Smart Stores 24/7, was Unsicherheit und Uneinigkeit offenbart. Die Allianz wird nicht nachlassen, bis Grün-Schwarz endlich Farbe bekennt.