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Von Dirk Preiß

Stuttgart - Muss der Stadionsprecher vor den Partien des VfB Stuttgart künftig nicht nur die Aufstellungen präsentieren – sondern auch eine Warnung? „Glücksspiel kann süchtig machen.“ Eher nicht. Nur einen Club gibt es im 18-er Feld, in dessen Sponsorenportfolio kein Anbieter für Glücksspiel auftaucht. Auch der Deutsche Fußball-Bund und die Deutsche Fußball-Liga profitieren gerne von dieser Branche.

Beim VfB Stuttgart müssen sie also nicht beschämt zu Boden schauen ob ihres neuesten Sponsorendeals mit einem französischen Wettanbieter – auch wenn dieser so exponiert wie sonst nirgendwo in der Liga zu sehen sein wird: auf der Brust der Profis. Beglückwünschen dürfen sie sich für die Erlöse, die sie generieren mit all den Partnern, die gewonnen oder gehalten werden konnten. Die große Sorge, nach dem Teilrückzug von Mercedes-Benz tiefe Einschnitte hinnehmen zu müssen, war letztlich unbegründet.

Dass trotzdem kein bedingungsloser Jubel ausbrechen kann, zeigen allein zwei Tatsachen: Dass der Club bei der Vorstellung des neuen Hauptsponsors viele Worte darauf verwenden musste, zu versichern, wie sehr sich „Winamax“ auch für den Spielerschutz einsetzt und kein windiges Unternehmen mit Sitz in irgendeinem Steuerparadies sei. Und dass Kinder künftig nicht mehr dasselbe Trikot tragen können wie ihre Idole, weil hier der Schriftzug des Sportwettenanbieters getilgt wird. Das ist verantwortungsvoll und dennoch bitter. Eine Diskussion, ob Winamax zu den viel beschworenen Werten des VfB passt oder nur das kleinere Übel gegenüber Geldgebern aus problematischen Weltregionen ist, wird zurecht noch eine Weile geführt werden. Zumal die Verantwortlichen die Latte selbst hoch gelegt hatten.

So bleibt am Ende der Sponsorensuche des VfB festzuhalten: Sie war in wirtschaftlicher Hinsicht ein voller Erfolg, bietet Regionalität und ermöglichte Kooperationen, die zuvor undenkbar schienen (Mercedes und Porsche). Im sportlichen Sprachgebrauch würde man aber wohl auch sagen: Irgendwie ist der Sieg auch ein bisschen teuer erkauft.

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Erstellt:
3. August 2023, 22:12 Uhr

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