Zukünftig wieder zum Arzt?
Lindner will Ende telefonischer Krankschreibung – Hausärzte widersprechen
Krankmeldung per Telefon, das soll auch Bürokratie sparen. Doch der Krankenstand steigt - die Regierung sieht sich zum Handeln gezwungen.
Von Rebecca Hanke
Der Hausärzteverband hat die Forderung von Finanzminister Christian Lindner (FDP) nach einem Ende der telefonischen Krankschreibung kritisiert. Man könne die Äußerungen nicht nachvollziehen, sagte der Vorsitzende Markus Beier der Deutschen Presse-Agentur. Die Einführung der Regelung sei medizinisch und versorgungspolitisch eine absolut richtige und sinnvolle Entscheidung gewesen. Unterstellungen, die Menschen würden sich damit einen schlanken Fuß machen, könnten aus der täglichen Arbeit nicht bestätigt werden.
Lindner hatte am Donnerstag bei einer Veranstaltung in Berlin gesagt: „Man wird für die Krankmeldung zukünftig wieder zum Arzt gehen müssen und das nicht einfach nur telefonisch erledigen können.“ Er wolle niemandem vorwerfen, die Regelung auszunutzen. Es gebe aber leider „eine Korrelation zwischen dem jährlichen Krankenstand in Deutschland und der Einführung der Maßnahme, die als guter Bürokratieabbau gedacht war“.
Telefonische Krankschreibung entlaste „in den extremen Infektmonaten“
Verbandschef Beier warnte dagegen vor der Gefährdung einer Regelung, „die unsere Praxen wie auch unsere Patientinnen und Patienten gerade in den extremen Infektmonaten entlastet und eine der wenigen politischen Maßnahmen ist, die aktuell wirklich Bürokratie reduziert.“ Es sei bekannt, dass sich die gestiegene Zahl der Krankschreibungen in großen Teilen auf die elektronische Übermittlung der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung zurückführen lasse. Dadurch würden nun auch Krankschreibungen erfasst, die die Kassen früher nie erreicht hätten.
Die Möglichkeit, sich per Telefon krankschreiben zu lassen, war in der Corona-Pandemie eingeführt worden. Im Dezember 2023 beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenkassen und Kliniken eine dauerhafte Regelung.
Voraussetzungen für eine telefonische Krankschreibung
- Patientin oder Patient muss persönlich bekannt sein.
- Es ist notwendig, sich telefonisch zu verifizieren.
- Videosprechstunde aus technischen oder anderen Gründen nicht möglich
- Krankheit darf keine schweren Symptome verursachen
- Arzt entscheidet über die Notwendigkeit einer persönlichen Untersuchung
Im Zuge ihrer Wachstumsinitiative für die Wirtschaft hat die Bundesregierung wegen des erhöhten Krankenstands eine Überprüfung der Maßnahme vereinbart.