Mittendrin statt nur dabei

Vorbereitungsweltmeister Pascal Stenzel hat beim VfB die Chance, sich in die Mannschaft zu spielen.

Pascal „Kalle“ Stenzel

© Pressefoto Baumann/Julia Rahn

Pascal „Kalle“ Stenzel

Von Gregor Preiß

Stuttgart - 116 Erst- und 45 Zweitligaspiele weist die Statistik für Pascal Stenzel aus. Eine stattliche Zahl. Leider führt niemand Buch über die Zahl absolvierter Test-, Freundschafts- und Vorbereitungsspiele. Hier würde der 27 Jahre alte Verteidiger vom VfB Stuttgart sicher weit oben rangieren. Denn Stenzel ist der Vorbereitungsweltmeister beim Bundesligisten. Das war in dieser Sommervorbereitung so – und eigentlich immer, seit sich der frühere Freiburger 2019 dem VfB angeschlossen hat. Stenzel war stets dann eine feste Größe, wenn es darum ging, die Mannschaft auf die neue Spielzeit ein- und abzustimmen. Und meist raus, als es ernst wurde. Ab Spieltag eins war Stenzels Stammplatz meist die Bank.

Vor dem Pflichtspielauftakt im DFB-Pokal gegen die TSG Balingen (Samstag, 13 Uhr) stehen die Zeichen günstiger, dass Stenzel den Cut dieses Mal übersteht. Dafür gibt es mehrere Gründe. Zum einen fehlt Borna Sosa nach seinem Platzverweis im Pokal-Halbfinale gegen Eintracht Frankfurt gesperrt. Auf der rechten Außenbahn fällt Josha Vagnoman nach einem Ermüdungsbruch im Mittelfuß auf unbestimmte Zeit aus. Trainer Sebastian Hoeneß fehlen somit seine beiden defensiven Außenbahnspieler. Da auch Neuzugang Maximilian Mittelstädt von seiner Innenbandzerrung nicht gänzlich genesen ist, spricht vieles für eine Viererkette. Zumindest bei gegnerischem Ballbesitz. Mit Pascal Stenzel als rechtem Glied.

„Es wird sicher keine vier, fünf Änderungen mehr geben“, antworte Hoeneß am Donnerstag etwas verklausuliert auf die Frage, ob am Samstag dieselbe Startelf auf dem Platz stehen wird wie bei der Generalprobe in Sheffield (3:0). Also ja. Zugleich hatte er lobende Worte für den langjährigen Edelreservisten parat. „Kalle hat eine gute Vorbereitung gespielt und jedes Training mitgemacht. Er ist ein sehr zuverlässiger Spieler.“ Um lächelnd hinzuzufügen: „Er ist mittendrin statt nur dabei.“

Das war zum Ende der abgelaufenen Saison noch anders. Stenzel war außen vor, weil Hoeneß am bewährten Schema aus Dreierkette mit vorgelagerten Schienenspielern festhielt. Nun ergeben sich neue Konstellationen. Kurzfristig durch die Sperre von Sosa. Und mittelfristig durch den Ausfall von Vagnoman. Möglicherweise verlässt Sosa den VfB noch, dann könnte sich wieder alles neu zusammenpuzzeln.

Aus zu vielen Variablen setzt sich der Abwehrverbund zusammen, als dass Hoeneß sich bereits zum Saisonstart auf ein festes System festlegen könnte. Was auch am zweiten abwanderungsbereiten Stuttgarter Abwehrspieler liegt: an Konstantinos Mavropanos. Am Samstag spricht vieles für eine Schonpause für den Griechen. Mavropanos laboriert schon länger an Rückenproblemen, weshalb er in Sheffield nur eine halbe Stunde zum Einsatz kam.

Wahrscheinlich wird Hoeneß gegen den Regionalligisten keine schwerere Verletzung riskieren. Allein schon, um einen möglichen Wechsel nicht zu gefährden. Wenngleich der Coach am Donnerstag beteuerte: „Da wird gerade viel spekuliert. Ich erlebe Dinos voll bei uns, mit Freude und Engagement.“ Was nichts daran ändert, dass der griechische Nationalspieler in der Hackordnung der Innenverteidiger zurückgefallen ist: hinter Waldemar Anton, Dan-Axel Zagadou und Hiroki Ito. Der Japaner hat seinen Stammplatz in der Innenverteidigung am sichersten. Sollte nicht noch das berühmte unmoralische Angebot ins Haus flattern, gilt der Linksfuß als unverzichtbar in der Innenverteidigung. Nur im Pokal dürfte Ito wegen der Sosa-Sperre nach außen rücken. Neben dem Japaner hat nach der Vorbereitung Zagadou in der Zentrale die Nase vorn. Hoeneß schätzt das technisch saubere Aufbauspiel sowie die Robustheit des Franzosen. Über dessen Temposchwäche sieht er hinweg.

Mit Ito und Zagadou wären zwei zentrale Stellen besetzt. Woran sich die Frage anschließt, welches Einsatzgebiet für Anton und Mavropanos übrig bleibt. Die Antwort kann eigentlich nur lauten: Rechtsverteidiger in einer Viererkette. Auch wenn dieser Versuch mit Anton unter Bruno Labbadia kein besonders gelungener war.

Durch die vielen Ausfälle darf sich fürs Erste aber Pascal Stenzel hinten rechts versuchen. Die Chance für ihn, Hoeneß’ Losung auch über das Pokalspiel hinaus aufrechtzuerhalten: mittendrin statt nur dabei.

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Erstellt:
10. August 2023, 22:08 Uhr

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