Neue Werbung für Stuttgart auf dem Prüfstand

Zwei digitale Wegweiser sollen Besucher in der City leiten – ob das Projekt seine gewünschte Wirkung erzielt, wird jetzt vom Fraunhofer-Institut überprüft.

Von Torsten Ströbele

Stuttgart - Die Landeshauptstadt hat einiges zu bieten – egal, ob es sich um Sehenswürdigkeiten, Einkaufsmöglichkeiten, das Nachtleben, um kulturelle oder gastronomische Angebote handelt. Doch wird für die Vorzüge der Stadt und die potenziellen Erlebnisse auch genug geworben? Und werden dafür auch effektive Mittel eingesetzt? Egal, wen man fragt, lautet die Antwort eher nein.

Dass bei Image und Außenwirkung der Stadt noch Luft nach oben ist, wurde auch jüngst im City-Dialog festgehalten. 30 Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Interessensverbänden diskutierten auf Einladung von OB Frank Nopper im Stuttgarter Rathaus hinter verschlossenen Türen. Citymanager Sven Hahn ist sich sicher, dass „wir es aktuell leider nicht schaffen, dieses große und tolle Angebot in der Stadt den Menschen gut genug zu vermitteln“. Auch Wirtschaftsförderer Bernhard Grieb sieht noch Verbesserungspotenzial: „Allein in der Region Stuttgart leben etwa drei Millionen Menschen. Stuttgart muss für diese Zielgruppe wieder attraktiver werden.“ Unter anderem stelle sich die Frage, wie man die Menschen auf die Angebote besser hinweist.

Auch die Stuttgart-Marketing GmbH ist gefragt. Für deren Geschäftsführer Armin Dellnitz eine Herzensangelegenheit: „Wir tragen gerne dazu bei, die Innenstadt aufzuwerten.“ Hauptaufgabe von Stuttgart-Marketing ist, „für die touristische Vermarktung der Region national und weltweit“ zu sorgen. Spätestens 2024 sollen nach der Coronaflaute wieder pro Jahr mehr als vier Millionen Menschen in den Hotels, Jugendherbergen und auf den Campingplätzen der Landeshauptstadt nächtigen. „Und die Touristen sind viel zu Fuß unterwegs“, sagt Dellnitz. Deshalb habe man schon 2019 Gäste befragt, wie stark verplant sie seien, wenn sie in Stuttgart unterwegs sind. Das Ergebnis: 60 bis 65 Prozent der Menschen entscheiden spontan, was sie machen.

Bei Stuttgart-Marketing überlegte man deshalb, wie man am besten über aktuelle Angebote und Veranstaltungen in Stuttgart sichtbar, aktuell und dynamisch informiert und kam auf ein digitales Fußgängerleitsystems in Form einer Stele in Kombination mit einer gut gefüllten Datenbank in mobiler Anwendung. Die Firma Funkwerk entwickelte einen Prototypen. Die Anforderungen: Die Stele muss für öffentliches Wlan sorgen und sicher vor Vandalismus sein, „auch, wenn sich jemand dranhängt und Karussell fährt, muss es das aushalten“, sagt Dellnitz. Zudem müssten die Informationen auch aus 20 bis 30 Meter Entfernung gut zu lesen sein.

2022 war der Prototyp fertig. Die Stele ist rund 4,20 Meter hoch und hat drei um 360 Grad bewegbare Pfeile, die mit ihren LED-Displays auf touristische Angebote in der Stadt hinweisen – stets aktuell und im Wechsel. Sie kostet etwa 35 000 Euro. Bis zu 70 Veranstaltungen werden täglich beworben. Alle drei Minuten drehen sich die Pfeile, zeigen den Weg zur nächsten Veranstaltung und die Entfernung zum Ort des Geschehens. Die mobile Webseite bietet ergänzende Informationen, dort lassen sich auch direkt Eintrittskarten buchen. Ebenso finden sich dort Informationen zu Restaurants sowie Stadtquartieren in der näheren Umgebung.

Das neue Fußgängerleitsystem wurde im Oktober 2022 am Schlossplatz in Betrieb genommen. „An diesen Tag werde ich mich noch erinnern, wenn ich 70 Jahre alt bin“, sagt Dellnitz. Zehn Minuten vor der Pressekonferenz sei die Stele „abgesoffen“. Ein Stromausfall setzte sie außer Gefecht. Die Pfeile ließen sich nicht mehr drehen – bis März 2023. Dann wurde die Stele ausgetauscht und läuft seitdem reibungslos.

Eine zweite Stele folgte Mitte Juni am Sporerplatz im Dorotheen-Quartier – in unmittelbarer Nähe zur Markthalle. Ob es noch mehr Standorte geben wird, entscheidet sich nach der Auswertung des Fraunhofer-Instituts. Bei Stuttgart-Marketing ist man von der Grundidee überzeugt und hat ein Patent angemeldet. Wenn es eine dritte Stele gibt, soll sie auf dem Stuttgarter Marktplatz aufgestellt werden – aber erst im neuen Jahr.

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Erstellt:
15. August 2023, 22:08 Uhr

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