Von Maulbronn bis Gengenbach

Schöne Klostergärten in Baden-Württemberg

In Klöstern war neben den Nutzgärten Heilkunde ein wichtiger Aspekt zur Anlage von Gärten. Ein Besuch in den Klöstergärten Gengenbach und Kirchberg.

Ein Ort zum Verweilen: der Klostergarten in Gengenbach.

© Rubner

Ein Ort zum Verweilen: der Klostergarten in Gengenbach.

Von Karin Zeger

Die Gartenanlage der Franziskanerinnen im Kloster Gengenbach dürfte um 1905 entstanden sein. Ursprünglich war die Anlage ein reiner Nutzgarten. In den 1990er Jahren, als der Orden kleiner wurde, wurden verstärkt auf rund 100 Quadratmetern verschiedenste Sorten von Rosen, Chrysanthemen und tausende Gladiolen-Zwiebeln angepflanzt.

Sie dienten als Schmuck in der Mutterhauskirche, ebenso wie auf dem Friedhof oder auch in Sträußchen auf den Zimmern. Einiges an Gemüse wird auch heute noch in kleinen Mengen angepflanzt und verzehrt. Auch Kräuter, besonders Pfefferminze, erfreuen sich großer Beliebtheit und dienen zur Zubereitung für den Tee am Abend, sagt die Sprecherin Heike Ritter-Schebesta.

 

Auf einer Fläche von einem Hektar waren zwei bis drei Schwestern beschäftigt, ab Mitte der 1960er Jahre kam für die Gartenpflege ein professioneller Gärtner zur Unterstützung dazu. „Wenn im Sommer die Rosen in voller Pracht und satter Farbe Spalier stehen und sich hunderte von Gladiolen wie Blütenkissen aneinanderschmiegen, erstrahlt der Garten einem Gemälde gleich in seiner ganzen Farbpalette.“

Die Schwestern nutzen den Garten heute wie früher für Spaziergänge. An Weihnachten verwandelt sich die Anlage in einen Advents- und Weihnachtsweg. Zahlreiche Besucher genießen Tag für Tag die besondere Stimmung und die Pflanzenpracht auf dem Kirchberg in Sulz am Neckar. Das ehemalige Dominikanerinnenkloster, gegründet im Jahr 1237, liegt idyllisch auf einer bewaldeten Anhöhe zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb.

Fernab vom Durchgangsverkehr gleicht die Anlage mit ihren Giebeln, Dächern und der alten Wehrmauer von weitem einem mittelalterlichen Städtchen. Das großzügige Areal lädt zu Spaziergängen ein: Hinter dem Konventgebäude können Besucher die gotischen Kreuzgangarkaden oder den Nonnenfriedhof mit seinen schmiedeeisernen Grabkreuzen erkunden.

Naturliebhaber und Ruhesuchende finden im Stillen Garten, im Labyrinth oder an den Biotopen ein Plätzchen zum Innehalten und Aufatmen. 1958 übernahmen die Berneuchener Gemeinschaften das Kloster – das bis heute im Besitz des Landes Baden-Württemberg ist – und gründeten das Tagungs- und Einkehrhaus „Berneuchener Haus Kloster Kirchberg“.

Heute kommen jedes Jahr mehr als 7000 Menschen auf den Kirchberg: Sie nehmen an Veranstaltungen teil, nutzen das Haus als Tagungsort oder suchen einfach Ruhe. Im Klosterareal gibt es zahlreiche kleine Gartenanlagen und Rabatte, Streuobstwiesen, ein Biotop mit Teich und kleinem Bachlauf.

Im ehemaligen Kreuzgang findet sich eine freie Wiesenfläche mit Brunnen, einem Ginkobaum und mehreren Beeten mit Blumen und schließlich auch dem Stillen Garten, den eigentlichen Klostergarten. Wann der Stille Garten, der über eine Treppe zu erreichen ist (er liegt unterhalb der Klostergebäude), in seiner heutigen Form entstand, ist unklar.

„Vermutlich Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts. Er ist auf jeden Fall eine Einrichtung des Barock. Auch schon zuvor wurden Teile des Klosterareals als Garten genutzt“, sagt Dagmar Kötting vom Verein Berneuchener Haus. Eine intensive Gartengestaltung und -bewirtschaftung wird ab 1564 begonnen haben, als Nonnen, die aus dem protestantisch gewordenen Pforzheim vertrieben worden waren, das Kloster mit neuem Leben füllten.

Sie pflanzten Heil- und Medizinalkräuter an, die sich auch heute noch im Garten finden. Damals kamen die Bewohner aus der Umgebung ins Kloster, um sich mit den dort angepflanzten Heilmitteln zu versorgen – das war auch eine der Einnahmequellen der Nonnen. Der Stille Garten (25 x 50 Meter) ist nach einem Farbschema angelegt.

Es gibt vier Felder, vor allem mit blühenden Stauden, in den Farben blau, weiß, gelb und rot, flankiert von fünf länglichen Beeten mit Kräutern und Heilpflanzen. Es wachsen unter anderem Schwertlilien, Pfingstrosen, Rosen, Lavendel, Edelgarbe, Lilien, Allium, Mohn, Kamille und zahlreiche Minzesorten.

Die Anlage wird vor allem von Ehrenamtlichen gepflegt. Fürs Grobe ist ein Gärtner zuständig. Gras darf auch blühen, man versucht, mit der Gestaltung zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen – Stichwort Schöpfungsbewahrung.

 

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Erstellt:
22. März 2023, 07:16 Uhr
Aktualisiert:
22. März 2023, 16:47 Uhr

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