Christopher Street Day

Hunderttausende feiern friedlichen CSD in Berlin

In Berlin kamen mehrere hunderttausend Menschen zum Christopher Street Day. Auf den Straßen wurd getanzt. Berlins Regierender Bürgermeister musste sich Buhrufe anhören.

Bunt, schrill und ausgelassen - so präsentiert sich die Parade zum Christopher Street Day (CSD) in Berlin.

© Fabian Sommer/dpa

Bunt, schrill und ausgelassen - so präsentiert sich die Parade zum Christopher Street Day (CSD) in Berlin.

Von dpa

Berlin - Bunt, laut und friedlich: Beim Christopher Street Day (CSD) waren in Berlin hunderttausende Menschen auf den Straßen. Der Demonstrationszug mit gut 75 Fahrzeugen und rund 100 Gruppen von oft fantasievoll gekleideten Teilnehmerinnen und Teilnehmern zu Fuß bewegte sich auf einer 7,4 Kilometer langen Strecke durch mehrere Stadtteile. Am späten Abend rockte Tokio Hotel den CSD. Die Band trat auf der Hauptbühne am Brandenburger Tor auf. Fans bejubelten vor allem Frontsänger Bill Kaulitz.

Sowohl Polizei als auch die Veranstalter sprachen am Sonntag von einem insgesamt friedlichen Verlauf. Nach Polizeiangaben gab es 84 Strafanzeigen unter anderem wegen Körperverletzungen, Drogendelikten und Beleidigungen. Das sei bei einer Menge von mehreren hunderttausend Teilnehmern nichts Außergewöhnliches, sagte ein Polizeisprecher.

Bas und Wegner auf dem CSD: Doppelte Premiere

Am Bundeskanzleramt hing eine Regenbogenfahne. Regenbogenfarben gab es aber auch auf dem T-Shirt von Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) zu sehen und bei vielen anderen CSD-Teilnehmern. Das Blau-Gelb der ukrainischen Flagge tauchte ebenfalls immer wieder auf. Wie schon im vergangenen Jahr war ein ukrainischer Truck beim Demo-Umzug dabei.

Dass die Bundestagspräsidentin zusammen mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner die Eröffnung übernahm, war eine Premiere. Wegner war gleichzeitig der erste Berliner CDU-Regierungschef, der sich dazu bereit erklärt hatte. Allerdings gab es bei seiner Rede an die queere Community auch etliche Buhrufe.

Änderung des Grundgesetzes?

Der CDU-Politiker stellte eine Erweiterung des Artikels 3 im Grundgesetz in Aussicht. "Meine feste Zusage für diesen Berliner Senat ist: Wir wollen den Artikel 3 des Grundgesetzes ändern. Da muss die sexuelle Identität mit rein", sagte er. Laut dem Grundgesetzartikel darf niemand etwa wegen seines Geschlechts, seiner Abstammung oder seines Glaubens benachteiligt werden.

Bundestagspräsidentin Bas rief dazu auf, sich gegen Diskriminierung zu engagieren: "Wir müssen ein deutliches Zeichen setzen für eine freie, vielfältige, diverse Gesellschaft", sagte sie.

Zur genauen Zahl der Teilnehmer machten weder die Veranstalter noch die Polizei genaue Angaben. Beide sprachen am Sonntag von mehreren hunderttausend. Der Berliner CSD ist eine der größten Veranstaltungen der LGBTIQA*-Community in Europa. Die Abkürzung steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Intersexuelle, Queere, Asexuelle und andere.

Der Christopher Street Day findet jedes Jahr in vielen Städten in aller Welt statt und erinnert an Ereignisse vom 28. Juni 1969: Polizisten stürmten damals die New Yorker Schwulen- und Lesbenbar "Stonewall Inn" in der Christopher Street und lösten dadurch mehrtägige Proteste von Schwulen, Lesben und Transsexuellen aus.

Menschen ziehen mit einer überdimensionalen Regenbogenfahne durch die Stadt.

© Fabian Sommer/dpa

Menschen ziehen mit einer überdimensionalen Regenbogenfahne durch die Stadt.

Ein Kuss auf einem der Wagen der Parade. Zwei Frauen zeigen öffentlich ihre Zuneigung zueinander, ohne sich verstecken zu müssen.

© Hannes P. Albert/dpa

Ein Kuss auf einem der Wagen der Parade. Zwei Frauen zeigen öffentlich ihre Zuneigung zueinander, ohne sich verstecken zu müssen.

Mann als Tiger: Viele Teilnehmer haben sich die Mühe gemacht, sich besonders ausgefallene und farbenfrohe Kostüme für die Parade zurechtzumachen.

© Fabian Sommer/dpa

Mann als Tiger: Viele Teilnehmer haben sich die Mühe gemacht, sich besonders ausgefallene und farbenfrohe Kostüme für die Parade zurechtzumachen.

Der Berliner CSD ist eine der größten LGBTIQ-Veranstaltungen in Europa.

© Fabian Sommer/dpa

Der Berliner CSD ist eine der größten LGBTIQ-Veranstaltungen in Europa.

Beide mit von der Partie: Berlins Regierender Kai Wegner (r.) und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas.

© Fabian Sommer/dpa

Beide mit von der Partie: Berlins Regierender Kai Wegner (r.) und Bundestagspräsidentin Bärbel Bas.

"Queen Olaf says LGBTQIA* rights are human rights": Auch in diesem Jahr sind eine Vielzahl kreativer Schilder und Transparente zu sehen.

© Fabian Sommer/dpa

"Queen Olaf says LGBTQIA* rights are human rights": Auch in diesem Jahr sind eine Vielzahl kreativer Schilder und Transparente zu sehen.

Eine CSD-Teilnehmerin gekleidet in den ukrainischen Nationalfarben

© Fabian Sommer/dpa

Eine CSD-Teilnehmerin gekleidet in den ukrainischen Nationalfarben

Umringt von feiernden Menschen: Eine Teilnehmerin mit dem Peace-Zeichen.

© Fabian Sommer/dpa

Umringt von feiernden Menschen: Eine Teilnehmerin mit dem Peace-Zeichen.

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Erstellt:
22. Juli 2023, 11:06 Uhr
Aktualisiert:
23. Juli 2023, 13:11 Uhr

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