Schlechter Rasen als Dauerärgernis
Die vielen Spiele in diesem Jahr haben dem Platz im Gazi-Stadion stark zugesetzt. Die Stuttgarter Kickers mosern, die Stadt verspricht Abhilfe.
Von Gregor Preiß
Stuttgart - Die Yard-Linien sind noch immer gut zu erkennen. Sie geben Zeugnis davon, dass auf dem Rasen des Gazi-Stadions in den vergangenen Monaten neben dem Fußball der Stuttgarter Kickers auch American Football stattgefunden hatte. Sowohl Stuttgart Surge als auch die Stuttgart Scorpions trugen ihre Heimspiele im städtischen Stadion auf der Waldau aus. Entsprechend ramponiert präsentiert sich das Grün, das mehr an einen Bolzplatz erinnert.
So auch am Samstag, als die Kickers in der Regionalliga die TSG Hoffenheim II empfingen (1:0). Die Zweitvertretung des Bundesligisten ist selbst von ihrem Trainingsplatz Besseres gewohnt, also lederte Trainer Vincent Wagner los: „Das Stadion ist sicher eines der schönsten in der Regionalliga“, begann Wagner mit einem Lob. „Aber der Rasen!“ Sein Betreuer habe ihn gefragt, ob er nicht besser ein Ei hätte mitnehmen sollen. Zum Footballspielen. „Das wäre deutlich passender gewesen“, fuhr der Hoffenheimer Trainer fort und schob eine kleine Spitze in Richtung der siegreichen Gastgeber hinterher. „Sie haben ihr Spiel nahezu perfekt auf die Platzverhältnisse abgestimmt. Sie überbrücken das Spiel schnell. Im letzten Drittel wird dann phasenweise auch schön Fußball gespielt.“ Seine Mannschaft, so Wagner, habe trotzdem versucht, es „spielerisch zu lösen“.
Vergebens. Kickers-Trainer Mustafa Ünal runzelte angesichts der Hoffenheimer Unterstellung von Hauruck-Fußball die Stirn. Grundsätzlich wollte er seinem Trainerkollegen aber nicht widersprechen. Am Samstag beließ es Ünal aber bei einem knappen Kommentar: „Wir hätten alle gerne einen anderen Untergrund.“
Schließlich ist der Zustand des Rasens nicht neu, die Kritik des Hauptpächters ebenso wenig. „Der Ball liegt bei der Stadt“, sagt Kickers-Sportdirektor Marc Stein. Man habe das Thema immer wieder angesprochen. Passiert sei jedoch „relativ wenig“. Mit deutlicherer Kritik hält man sich bei den Kickers zurück. Schließlich will es sich niemand mit dem Eigentürmer verscherzen. Erst recht nicht, da die Stadt gerade Umbaupläne für die Gegentribüne diskutiert.
Der Rasen bleibt dennoch ein Ärgernis. Auf Anfrage teilte die Stadt mit, „Regenerationsmaßnahmen“ vergangene Woche bereits begonnen zu haben. Also Belüften, Besanden, Düngen und Nachsäen. Als Grund für den aktuell schlechten Zustand wird die Beanspruchung durch vier Spiele in acht Tagen Anfang September angeführt.
Nun ist die Footballsaison zwar vorbei. Ob sich der Rasen im Herbst erholen wird, ist eine andere Frage. Das Grün sei nicht für 40 bis 50 Spiele pro Jahr ausgelegt, heißt es bei den Kickers. „Wir wollen möglichst viel Sport ermöglichen“, entgegnet die Stadt mit Blick auf die vier Hauptnutzer. Neben den Kickers und den Footballern trägt auch noch der VfB II einige Spiele im Gazi-Stadion aus.
Immerhin: 2024 könnte das Geläuf ausgetauscht werden (Kostenpunkt: etwa 150 000 Euro). Nämlich dann, wenn wie geplant ein Teilnehmer der Fußball-EM Degerloch zu seinem Trainingsquartier macht. Ein neu verlegter Rasen steht dann im Anforderungsprofil der Uefa an die Gastgeber.