Schutzgut Schlossplatz-Rasen: Land fordert weniger Events
Das Finanzministerium will, dass die Stadt ihr Konzept für Events im Winter überarbeitet. Silvesterfeier und die Glanzlichter werden dieses Jahr noch einmal genehmigt. Die Zukunft der Eisbahn ist dagegen unklar.
Von Jörg Nauke
Stuttgart - Das Finanzministerium ist der Meinung, die Stadt Stuttgart plane in der Weihnachtszeit zu viele Events auf dem Schlossplatz und fordert eine Reduzierung. Die bisherige Bündelung solle eine Ausnahme bleiben. Staatssekretärin Gisela Splett (Grüne) stellt nach Auffassung von Finanzbürgermeister Thomas Fuhrmann (CDU) die Genehmigung der „Glanzlichter“, der Eislaufbahn und der Silvesterfeier schon in diesem Winter infrage. Auch das Historische Volksfest, das alle vier Jahre im Herbst stattfindet, scheint entbehrlich. Das hat der Kämmerer am Freitag im Wirtschaftsausschuss des Gemeinderats dargelegt.
Splett schrieb im Mai, als Reaktion auf Fuhrmanns Bitte, das Riesenrad wieder zu genehmigen, die Bespielung der Rasenflächen während der Vegetationsruhe sei für die Grünflächen des Schlossplatzes „äußerst problematisch“ da diese „in der nass-kalten Witterung“ aufgeweicht und damit besonders anfällig seien. Dadurch seien in der Vergangenheit mehr Schäden auf den Vegetationsflächen entstanden als durch alle Veranstaltungen während der Open-Air-Saison.
Damit meint sie offensichtlich die für das Land finanziell attraktiven Veranstaltungen des SWR oder die gerade den ganzen Schlossplatz belegenden Jazz-Open. Der Austausch des Rasens sei erst mit Beginn der Wachstumsperiode im Frühjahr möglich. Bis dahin prägten „großflächige Rasenschäden das Erscheinungsbild des Schlossplatzes“. Zudem sei dies auch aus Gründen der Nachhaltigkeit auf Dauer problematisch.
Ausdrücklich ausgenommen vom Streichkonzert sei das – auch nicht auf Rasen stehende – Riesenrad. Das habe zur Belebung der Innenstadt beigetragen. Auch Finanzminister Danyal Bayaz hat medienwirksam seine Runden gedreht. Splett verweist darauf, dass dem Ministerium durch die großzügige Genehmigungspraxis in der Vergangenheit ein erheblicher Reparaturaufwand entstanden sei, den man nicht an die Stadt weitergegeben habe. Außerdem trage man die Kosten für die Beseitigung von Rasenschäden und beseitige den Müll, wenn die Stadt auf der Königstraße Veranstaltungen durchführe. Fuhrmann betonte allerdings ausdrücklich, dass die Schäden stets begutachtet und von der Stadt beglichen würden.
Konkret wird die Stadt aufgefordert, ihre Planung zu überprüfen „und neue konzeptionelle Überlegungen zu entwickeln“. Ziel seien eine verträgliche Lösung und die Reduzierung der Veranstaltungen auf dem Schlossplatz. Sobald ein Konzept „für den Jahresverlauf“ vorliege, könne Fuhrmann Kontakt mit den Amt Vermögen und Bau aufnehmen.
Andreas Kroll von der städtischen Veranstaltungsgesellschaft hat deutlich gemacht, dass er und Armin Dellwitz von Stuttgart Marketing bis August eine Genehmigung haben müssten, andernfalls könnten die Silvesterfeier sowie die „Glanzlichter“ nicht stattfinden. Bürgermeister Fuhrmann wurde in seiner Antwort deutlicher. Die Glanzlichter seien geplant, um in den dunklen Winterwochen den Schlossplatz die weihnachtliche Stimmung der City einzubinden. Das Finanzministerium teilte nun mit, dafür dieses Jahr noch einmal die Genehmigung erteilen zu wollen. Das gelte auch für die Silvesterfeier, die wegen der Kosten auch im Rathaus kontrovers diskutiert wird. Sie wird aber auf Wunsch der Polizei organisiert, „um Alkohol- und Feuerwerksexzesse“ zu verhindern, verdeutlicht Fuhrmann. Er rät dem Land, selbst eine Einschätzung über die Notwendigkeit vorzunehmen. Würde der Schutz des Schlossplatzes vor Randale nicht gewünscht, würde er dem Rat von der Ausrichtung abraten. Was die Eisbahn angeht, vermiete das Land die Fläche direkt an den Betreiber. Das Aus für den Wintertraum erscheint im Rathaus deshalb unrealistisch. Fuhrmann betont in seiner Antwort, dass die Stadt das Sommerfest auf dem Schlossplatz aufgegeben hat und als „Genusstage“ bei der Markthalle veranstalte.
FDP-Stadtrat Eric Neumann sagte, über den Vorstoß von Frau Splett könne man nur den Kopf schütteln. „Wir haben uns bemüht, das Areal um den Ehrenhof des Neuen Schlosses mit attraktiven Veranstaltungen zu bespielen, um auf dem Platz ein friedliches Miteinander zu schaffen – ganz besonders am Silvesterabend. Das Konzept jetzt wegen des Rasens infrage zu stellen, das kann doch nur ein schlechter Scherz sein.“ Konrad Zaiß (Freie Wähler) sagte zu, das Veranstaltungskonzept zu prüfen – „aber nicht mit dem Ziel, etwas zu streichen“.