Signa stoppt Pläne für Neubau Königstraße

Immobilienunternehmer René Benko zieht die Notbremse: Die Architekten erhielten am Montag die Nachricht zur „Planungsunterbrechung“ am alten Sportarena-Areal. Die Stadt hatte Benko vor Monaten ein Kaufhof-Gebäude für 58,5 Millionen Euro abgenommen.

Der Abriss der alten Sportarena an der Königstraße war für Passanten ein Schauspiel. Jetzt droht dort Stillstand.

© Lichtgut/Leif Piechowski

Der Abriss der alten Sportarena an der Königstraße war für Passanten ein Schauspiel. Jetzt droht dort Stillstand.

Von Konstantin Schwarz

Stuttgart - Das Imperium des österreichischen Immobilienunternehmers René Benko zeigt immer mehr Risse. Nachdem die Insolvenz von Signa Sports United den deutschen Marktführer fahrrad.de in den Abgrund zog und Signa den Rohbau des Prestigeprojekts Elbtower in der Hamburger Hafencity kurzfristig stoppte, erreichen nun weitere Schockwellen Stuttgart. Benko scheint erhebliche Finanzierungsschwierigkeiten zu haben.

Die Woche begann schlecht im Büro Steidle Architekten in München. Das Planungsteam für den Nachfolgebau der Sportarena an der Königstraße 25, ein Millionenprojekt von Signa Real Estate, fand am Montagmorgen einen Brandbrief und eine gleichlautende Mail von Signa vor. In den Schreiben wird gegenüber dem Architekturbüro eine „Planungsunterbrechung“ ausgesprochen. „Wir sind überrascht, das kam ohne Ankündigung“, sagt Steidle-Architekt Martin Klein.

Eine Vorwarnung durch das Stuttgarter Signa-Büro, mit dem man gut zusammenarbeite, habe es nicht gegeben. Die Aussage sei eindeutig, man dürfe im Moment für das Projekt nicht weitermachen. Völlig unklar ist, wie lange sich „im Moment“ ziehen könnte. Dazu finde sich in der Nachricht keine Aussage. Man sei mit einem fünfköpfigen Team „voll in der Werkplanung“, so Klein. „Wir haben rund 50 bis 60 Prozent davon erledigt“, schildert er die Lage. Nun müssten die Kolleginnen und Kollegen kurzfristig auf andere Projekte verteilt werden. Und irgendwann müsse er sie zurückholen.

Man könne das Signa-Schreiben „zurückhaltend optimistisch“ lesen, so Klein, zumal sich das Bauvorhaben an der Ecke König- und Schulstraße in toller Lage befinde. Außerdem liege bereits die Baugenehmigung vor.

Signa hatte Anfang des Jahres zudem von einem Vermietungserfolg berichtet. Edeka Südwest werde nach der geplanten Projektfertigstellung 2025 auf 1500 Quadratmetern in bester Innenstadtlage im Untergeschoss (Eingang an der Schulstraße) ein Vollsortiment anbieten, so die Signa Group. Sie vermarktet den Neubau unter dem Projektnamen „Zwei hoch fünf“. Es sollen insgesamt 2300 Quadratmeter für den Handel und 5000 Quadratmeter Bürofläche entstehen. Das Gebäude soll das erste innerstädtische Geschäftshaus in Holz-Hybrid-Bauweise im Herzen Stuttgarts werden. Nun wurde von Benko erst einmal die Reißleine gezogen.

Signa war den Abriss des Altbaus im Mai vor der Neubaugenehmigung angegangen. Vorausgegangen waren Proteste von Anwohnern und Händlern in der Schulstraße. Sie befürchten, mit der Baustelle von Kundenströmen abgeschnitten zu werden. OB Frank Nopper (CDU) schaltete sich ein; von der Stadtverwaltung fühlten die Anrainer sich dennoch ungenügend vertreten.

Signa verfügt neben der Fläche an der Ecke König-/Schulstraße über die Galeria Kaufhof samt Parkhaus in der Königstraße 6. Die Immobilie der Galeria Kaufhof an der Eberhardstraße 28 mit Parkhaus (Steinstraße 4) ist vor wenigen Monaten für 58,5 Millionen Euro von der Landeshauptstadt erworben worden. Dort läuft der Ausverkauf. An dieser Stelle wollte Signa Real Estate die Niederlassung der Deutschen Bundesbank in einem Neubau unterbringen, das Institut entschied sich aber letztlich dafür, Büros an den bestehenden Standorten zu modernisieren. Die Stadt könnte den alten Kaufhof für das Haus der Kulturen nutzen.

Bereits im Juli gab es in der Immobilienbranche Gerüchte, dass Benko in der Landeshauptstadt sich zu einer Tabula rasa entschließen könnte. Ein Verkauf nicht nur des Projekts Zwei hoch fünf an die Münchener Dibag AG war kolportiert, aber nicht bestätigt worden. „Diese Gerüchte sind auch bei uns angekommen“, sagt Martin Klein, man kenne aber keinen neuen Eigentümer, Auftraggeber sei nach wie vor Signa. Natürlich sei man grundsätzlich an Immobilien in Stuttgart in guter Lage interessiert, heißt es bei der Dibag AG. Zu den beiden in Rede stehenden Objekten könne man allerdings nichts sagen. Auch Signa nahm zu der Entwicklung auf Anfrage keine Stellung.

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Erstellt:
30. Oktober 2023, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
31. Oktober 2023, 22:05 Uhr

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