Studierende protestieren gegen schlechte Bedingungen

Vier Wochen lang wird die Universität Stuttgart geschlossen, um Energie zu sparen. Und die Bibliothek ist schon seit Längerem völlig marode. Jetzt reicht es den Studierenden.

Die Bibliothek der Universität Stuttgart ist in einem maroden Zustand. Die Bibliothek der Universität Stuttgart ist seit Längerem in einem maroden Zustand.

© dpa/Oliver Willikonsky

Die Bibliothek der Universität Stuttgart ist in einem maroden Zustand. Die Bibliothek der Universität Stuttgart ist seit Längerem in einem maroden Zustand.

Von Mathias Bury

Stuttgart - Erst kürzlich hat die Leitung der Universität Stuttgart bekannt gegeben, dass die Hochschule nach Weihnachten aus Energiespargründen vier Schließwochen plant. Die Studierendenvertretung hat dieses Vorhaben nur zähneknirschend mitgetragen, wie sich jetzt zeigt. Solche Maßnahmen will man nicht mehr hinnehmen. Insbesondere den aus ihrer Sicht unhaltbaren Bauzustand der Unibibliothek nimmt die Studierendenvertretung zum Anlass für eine Demonstration an diesem Donnerstag um 13.30 Uhr im Stadtgarten (Unipark) und vor dem Wissenschaftsministerium.

Die Universitätsbibliothek Stadtmitte sei seit Ende August nur noch zur Ausleihe auf Vorbestellung nutzbar, Arbeit in der Bibliothek nahe an den nötigen Büchern sei nicht mehr möglich, kritisiert Anna Dannecker, die Vorstandsvorsitzende der Studierendenvertretung (Stuvus). Der Grund: Die Elektrik des aus den 1960er Jahren stammenden Baus sei marode, sodass nach einem Schwelbrand der Strom abgestellt werden musste und nur Teile des Gebäudes notdürftig nachgerüstet werden können. Der Lesesaal werde bis zur Generalsanierung geschlossen bleiben. Lediglich 250 Plätze in der Bibliothek würden jetzt von der Uni wieder zugänglich gemacht, so Dannecker. Doch die Generalsanierung sei nach den Angaben des Landesfinanzministeriums frühestens im Jahr 2028 möglich.

Dies sei kein für die Studierenden zumutbarer Zustand. Darunter litten vor allem die Studierenden der Geisteswissenschaften. Für diese sei der Literaturbestand in der Unibibliothek ohnehin „nicht ausreichend“, erklärte die Stuvus-Vorstandsvorsitzende auf Anfrage. Diese wären auch besonders betroffen gewesen von den drastischen Sparplänen im Literaturbestand der Unibibliothek, die anfangs wegen der Energiekrise vorgesehen gewesen seien. Diese hätten aber zum Teil abgewendet werden können. Die nun vorgesehenen Kürzungen seien „vertretbar“.

Für die Studierenden ist die Universitätsbibliothek das offenkundigste Beispiel für einen eklatanten „Sanierungsstau an den Universitätsgebäuden“. Dieser müsse endlich behoben werden, fordern die Studierenden. Insbesondere die Sanierung der Universitätsbibliothek müsse „bald beginnen“, sie brauche auch mehr Geld für Literatur.

Sparmaßnahmen dürfen Studierende nicht weiter belasten. Dazu zählt die Studierendenvertretung auch die Schließwochen, die dazu führen, dass wieder auf Onlinevorlesungen umgestellt wird. Diese Einschränkung führe dazu, „dass die Studierenden mehr ihre eigenen Räume heizen, wodurch die Energiekosten auf sie verlagert werden“. Man sei in diese Pläne zwar in Form eines Arbeitskreises einbezogen gewesen, betont Anna Dannecker, „es stand aber schon vorher fest, dass es Schließungen geben wird“.

Erst vor wenigen Tagen hatte die Landeswissenschaftsministerin Petra Olschowski (Grüne) erklärt, dass die „teils erheblichen Mehrkosten der Universitäten durch gestiegene Energiekosten im Jahr 2023 vom Land zu 80 Prozent übernommen werden. Ungeachtet davon bleibt es das Ziel, dass die Universitäten Maßnahmen zum Energiesparen im Umfang von 20 Prozent auf den Weg bringen – auch der Wissenschaftsbereich wird seinen Beitrag dazu leisten, damit die Landesverwaltung klimaneutral wird.“ Die Studierendenvertretung wehrt sich gegen diese Vorgabe. Diese führe „notgedrungen zu drastischen Maßnahmen“.

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Erstellt:
25. Oktober 2023, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
26. Oktober 2023, 21:59 Uhr

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