Umbau der B 14 kommt nicht vom Fleck

Vor mehr als drei Jahren ist der Wettbewerb zur Umgestaltung der B 14 auf den 4,5 Kilometern zwischen Mineralbädern und Marienplatz entschieden worden. Passiert ist seitdem wenig.

Stillstand an der B 14 in Stuttgart – und das geht nicht nur den Autofahrern so.
        Stillstand an der B 14 in Stuttgart – und das geht nicht nur den Autofahrern so.

© Fotoagentur Stuttgart/Andreas Rosar

Stillstand an der B 14 in Stuttgart – und das geht nicht nur den Autofahrern so. Stillstand an der B 14 in Stuttgart – und das geht nicht nur den Autofahrern so.

Von Christian Milankovic

Stuttgart - An der B 14 in der Innenstadt wird kräftig gearbeitet. Am Gebhard-Müller-Platz, der großen Kreuzung vor dem Wagenburgtunnel ist eine Großbaustelle eingerichtet. Der bestehende Autotunnel unter dem Verkehrsknoten wird derzeit im Rahmen von Stuttgart 21 um gut 100 Meter in Richtung Neckartor verlängert. Die damit einhergehenden Einschränkungen für den Verkehr sind weniger das Problem als die Tatsache, dass seit drei Jahren ein Umbaukonzept für die B 14 vorliegt, das als eines der Kernelemente zumindest die Umnutzung, wenn nicht gar den Rückbau ebenjener Autotunnel unter den großen Kreuzungen im Zuge der B 14 vorsieht. Dazu gehören auch die Straßenverkehrsröhren unter dem Gebhard-Müller-Platz, die derzeit mit großem Aufwand verlängert werden.

Der Vorgang ist exemplarisch für die verfahrene Lage an der innerstädtischen Verkehrsschneise. Die hat einmal mehr der Verein Aufbruch thematisiert. Aus dem Titel der Veranstaltung spricht eine gewisse Ungeduld: „Genug geschwätzt, fangt endlich an“ war die gut besuchte Veranstaltung im Haus der Architektinnen und Architekten in Stuttgart überschrieben.

Leise Kritik an dem Slogan meldeten just jene an, die an dem Abend die schöne neue Stadt im Allgemeinen und die B-14-Welt im Besonderen hätten heraufbeschwören sollen. Patrick Gmür, sieben Jahre lang Direktor des Amts für Städtebau der Stadt Zürich, Vorsitzender des Gestaltungsbeirats in Stuttgart und vor drei Jahren Chef der Jury, die den siegreichen Entwurf zum Umbau der B 14 kürte, gab zu bedenken, dass die Zeilen doch arg fordernd daherkämen und man die Dinge im Konsens angehen sollte. Nur angehen sollte man sie eben tatsächlich mal. Dem Status quo konnte er gar etwas Positives abgewinnen: „Die Straße ist eine städtebauliche Chance“, stellte er fest. Aber auf dem Weg dahin sei der „Kompromiss das Geheimnis“, sagte er und wies darauf hin, dass allzu hochtrabende Pläne Gefahren bergen würden. Gmür berichtete von einem Konzept, das er für die Stadt Innsbruck und eine dort ähnlich störende Straße erarbeitet hat. Sein Papier habe den Weg in sehr tiefe Schubladen im Rathaus der Alpenstadt gefunden. Gmür appellierte an die Geduld der Zuhörer. „Lassen Sie sich bei der B 14 überraschen. Wir kennen die Lösung auch nicht.“

Zwei, die zumindest sehr konkrete Ideen für diese Lösung entwickelt haben, sind Cem Arat und Markus Weismann, die als asp Architekten vor drei Jahren den Wettbewerb zur Umgestaltung der Verkehrsschneise gewonnen haben. Arat wandte sich ebenfalls gegen das Motto des Abends. „Wir haben im Gegenteil viel zu wenig über das Projekt gesprochen“, sagte er und verwies auf das lange Schweigen seit dem Jury-Urteil im September 2020. Ein solch tiefgreifende Veränderung der Stadt sei aber nur im Dialog mit der Stadtgesellschaft möglich.

Womöglich fehlt es schlicht am geeigneten Rahmen für einen solchen Diskurs. Die Idee, einen Projektraum zu schaffen, in dem über den B-14-Umbau diskutiert, gestritten und nachgedacht werden kann, hat es beim Bürgerhaushalt nicht auf einen der vorderen Plätze geschafft, wie Amber Sayah, die stellvertretende Vorsitzende des Vereins Aufbruch und ehemalige Redakteurin der Stuttgarter Zeitung, mit Bedauern bekannt gab. Ein solches Informationszentrum einzurichten und zu unterhalten übersteige aber die Möglichkeiten des Vereins.

Die Architekten portionieren den Umbau der B 14. Sechs Abschnitte haben sie gebildet, die sie Sequenzen nennen, um den ganz unterschiedlichen Anforderungen an der langen Achse zwischen den Mineralbädern und dem Marienplatz gerecht zu werden. Am liebsten würden Arat und Weismann im Bereich zwischen dem Charlottenplatz und dem Wilhelmsplatz beginnen. „Dort gibt es die meisten Herausforderungen. Dort würden wir aber die Stadt am nachhaltigsten verändern“, begründete Arat diese Auswahl. Dass die dortigen Wettbewerbe für den neuen Mobility-Hub von Breuninger und das Film- und Medienhaus den Status quo und nicht den Wettbewerbsentwurf zugrunde legen, nehmen die Planer sportlich zur Kenntnis. „Deswegen macht man einen Entwurf im Wettbewerb, um ihn dann weiterzuentwickeln“, erklärte Markus Weismann.

Was man an dem Abend vermisste, war eine Jahreszahl, wann mit alldem zu rechnen ist. Die kann auch Stephan Oehler, der Chef der Verkehrsplanung im Rathaus, am Tag danach nicht liefern. Eine im kommenden Jahr zu beauftragende Machbarkeitsstudie solle Aufschluss über den weiteren Zeitplan geben, sagt er auf Anfrage. Damit die auf einem soliden Datenfundament steht, wird derzeit der Verkehr gezählt – auch unter der Prämisse, dass eines schönen Tages nach Inbetriebnahme von Stuttgart 21 die Schillerstraße und der Arnulf-Klett-Platz verkehrsberuhigt werden, was Auswirkungen auf die B-14-Pläne haben wird.

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Erstellt:
17. Oktober 2023, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
18. Oktober 2023, 21:56 Uhr

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