Konflikt im Nahen Osten

UNO: Zehntausende Menschen im Libanon vor Angriffen geflohen

Nach den folgenschweren Angriffen Israels im nördlichen Nachbarland Libanon sind viele Menschen auf der Flucht. Die vereinten Nationen sind „ernsthaft besorgt“.

Starker Rauch steigt nach einem israelischen Luftangriff über dem  südlibanesischen Dorf Mahmoudieh auf.

© dpa/Marwan Naamani

Starker Rauch steigt nach einem israelischen Luftangriff über dem südlibanesischen Dorf Mahmoudieh auf.

Von Michael Bosch/AFP/EPD

Die Vereinten Nationen haben sich am Dienstag „ernsthaft besorgt“ über die „gravierende Eskalation“ der Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah-Miliz im Libanon gezeigt, die „zehntausende Menschen“ zur Flucht veranlasst habe. „Zehntausende Menschen waren gestern und in der Nacht gezwungen, ihre Häuser zu verlassen, und die Zahlen steigen weiter“, sagte der Sprecher der UN-Flüchtlingsbehörde, Matthew Saltmarsh, am Dienstag vor Journalisten in Genf.

Die israelische Armee hatte am Montag nach eigenen Angaben rund 1600 Ziele angegriffen, um Infrastruktur der pro-iranischen Schiitenmiliz in den Hisbollah-Hochburgen im Libanon zu zerstören. Dabei wurden nach Angaben der libanesischen Regierung mindestens 492 Menschen getötet und mehr als 1600 weitere verletzt.

Warum greift Israel den Libanon an?

Israel und die Hisbollah-Miliz, der bewaffnete Arm der Organisation im Libanon, bekämpfen sich seit langem. Die Hisbollah unterstützt die palästinensische Terrorgruppe Hamas, die mit ihrem Überfall auf Israel im Oktober des vorigen Jahres den aktuellen Nahost-Krieg auslöste. Beide Gruppierungen haben ähnliche Ziele und werden vom Iran unterstützt, der als Erzfeind des Staats Israel gilt.

Die Feindseligkeiten verschärften sich durch die Explosionen von Pager-Geräten im Besitz von Hisbollah-Mitgliedern im Libanon in der vergangenen Woche, für die die Miliz Israel verantwortlich macht. Israel griff Ziele im Libanon auch aus der Luft an. Die Hisbollah ihrerseits feuerte Hunderte Raketen von ihren Basen im Libanon auf Israel.

Es handele sich um eine Region, „die schon durch Krieg zerstört worden ist, und um ein Land, welches das Leiden nur zu gut kennt“, sagte Saltmarsh. „Die Zahl ziviler Opfer ist inakzeptabel.“ 

Seit Oktober steht Israels Norden unter Dauerbeschuss durch die mit der Hamas verbündete Hisbollah. Israel reagiert auf die Angriffe mit Gegenangriffen im Libanon. Mehrere zehntausend Menschen auf beiden Seiten der Grenze sind seitdem zu Binnenflüchtlingen geworden.

„Wir werden weiterhin gegen die Hisbollah vorgehen“, sagte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu ungeachtet der harschen Kritik am Tod vieler Zivilisten, die bei den israelischen Luftangriffen im nördlichen Nachbarland ums Leben kamen. Er betonte erneut, dass sich der Krieg nicht gegen das libanesische Volk richte, sondern allein gegen die Hisbollah – wer aber Waffen für die Miliz verstecke, gerate ebenfalls ins Visier.

Experten mutmaßen, dass Netanjau der innenpolitisch unter Druck steht, den Konflikt im Norden bewusst schüren könnte, um von den Problemen abzulenken.

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Erstellt:
24. September 2024, 12:57 Uhr
Aktualisiert:
25. September 2024, 11:32 Uhr

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