Vielfalt in familiärer Atmosphäre
Das 38. Lab-Festival lockte am Wochenende mit handverlesener Musik auf den Berger Festplatz.
Von Christoph Kutzer
Stuttgart - Umfangreiche Bauarbeiten rund um die Seen im unteren Schlossgarten, Corona: Das Lab-Festival, Stuttgarts zweitältestes Musikfestival nach dem Rohrer Seefest, hatte es in den letzten Jahren nicht leicht. Am Wochenende konnte die 38. Auflage des Events auf dem Berger Festplatz stattfinden. Von Freitagabend bis Sonntag teilten sich unterschiedlichste Bands wie La Nefera und El Flecha Negra mit ihrem Mestizo-Sound oder Schwabenrocklegende Alex Köberlein (Grachmusikoff, Schwoißfuaß) und die Franz Mayer Experience die Bühne. Bei freiem Eintritt.
Gemessen an den Hindernissen der jüngeren Vergangenheit nimmt sich das durchwachsene Wochenendwetter harmlos aus. Unter den alten Bäumen ist vom Nieselregen fast nichts zu spüren. Hier hat Tom Bolton zwei Dutzend kleine und große Zuschauer um sich versammelt. Mitmacher müsste man eigentlich sagen, denn der Clown versteht es, Kinder und Erwachsene wie selbstverständlich in seine Show einzubinden. Dabei setzt er nicht auf spektakuläre Effekte, sondern auf kleine Gesten und Situationskomik. Etwa, wenn er lässig und elegant einen lang gezogenen Luftballon nach dem anderen aufbläst, während sich der zum Assistenten erkorene Papa an seiner Seite ergebnislos mit seinem Exemplar abmüht.
Im Zelt muss sich um den Regen erst recht niemand Gedanken machen. Hier servieren Markus Klohr und seine Mitmusiker „Zuhörmusik“. Stiloffenes Liedermachen, mal klassisch zur Akustikgitarre, mal raubeinig gefärbt durch die Dobro unterhält Klohr zwischen Verspieltheit und lebensphilosophischen Verweisen. „Tun wir nicht so, als sei der Spatz in unserer Hand der Schatz im Silbersee“, sagt er.
Wenn der Schlagzeugbeat vehementer wird, wippen auch die Jugendlichen auf der Bierbank weiter hinten mit. „Hier ist es trocken“, sagt einer von ihnen. „Es gibt Musik, und wir können zusammen sein. Das ist doch die Hauptsache.“ Das Grüppchen fällt auf. Das Lab-Festival wird einerseits von Familien mit Kindern frequentiert, die sich in einer niederschlagsfreien Phase auch mit Spielgeräten auf die umliegenden Wiesen begeben, andererseits von der Generation, deren Kinder bereits eigene Wege eingeschlagen haben.
2013 wurde das Laboratorium zum besten Bluesclub Deutschlands gewählt. Am Samstag vertritt Fast Eddy’s Blue Band diese Musiksparte mit Verve. Große Worte sind überflüssig. Gitarrist Jürgen Würsche muss nur sein Instrument aufheulen lassen und die Versammelten lauschen gebannt. Die Stimme des gebürtigen Londoners Eddy Wilkinson tut ein Übriges. „Es ist so schön, dass wir wieder hier sein können“, sagt ein eingefleischter Laboratoriums-Gänger. Die Atmosphäre sei nicht nur familienfreundlich, sondern familiär.