Ampel-Debatte

Warum eine Aufarbeitung der Corona-Pandemie wichtig ist

Die Ampel-Parteien zanken darum, in welcher Form die Pandemie aufgearbeitet werden soll. So geht wichtige Zeit verloren, meint Hauptstadtkorrespondent Tobias Heimbach.

Während der Hochphase der Corona-Pandemie waren viele Bereiche des Alltags eingeschränkt.

© dpa/Martin Schutt

Während der Hochphase der Corona-Pandemie waren viele Bereiche des Alltags eingeschränkt.

Von Tobias Heimbach

Die Corona-Pandemie war eine Ausnahmesituation für alle Bereiche der Gesellschaft. Für viele Menschen war es eine Zeit der Entbehrung, es war auch eine Zeit, in der sich das gesellschaftliche Klima verhärtete. Daher wäre es wichtig, diese Epoche aufzuarbeiten. Schade, dass sich die Koalition aus SPD, Grünen und FDP über diese wichtige Frage zerstreitet.

Nach dem Vorschlag der Sozialdemokraten sollte die Aufarbeitung im Bundestag durch einen Bürgerrat stattfinden, dem zufällig ausgewählte Bürger angehören. Die FDP pocht hingegen auf eine Enquetekommission, die mit Wissenschaftlern und Parlamentariern besetzt ist. Dieser Streit wirkt kleingeistig.

Schon jetzt sieht man, dass es eine breit angelegte Aufarbeitung braucht. Noch immer gibt es Verschwörungsgläubige, die hinter Pandemie und den Schutzmaßnahmen finstere Mächte am Werk sehen. Dem muss man mit Transparenz begegnen. Gleichzeitig muss man Fehler klar ansprechen. Etwa dass man den Besuch von Kitas und Schulen nicht so massiv hätte einschränken sollen. Oder dass eine allgemeine Impfpflicht zu weit gegangen wäre.

Bei allem gebotenen Aufklärungseifer sollte man dabei auch Milde walten lassen. Die Politik arbeitete unter großer Ungewissheit und unter dem Druck schnell entscheiden zu müssen. Vieles weiß man hinterher besser. Doch im Vergleich zu anderen Ländern kam Deutschland gut durch die Pandemie.

Ziel der Aufarbeitung muss der Blick in die Zukunft zu sein: Welche Maßnahmen haben sich bewährt? Wie kann Deutschland sich auf künftige Pandemien vorbereiten?

Wenn die Aufarbeitung vor der Bundestagswahl zu einem Ergebnis kommen soll, bleibt dafür gerade einmal ein Jahr Zeit. Deshalb muss sich die Koalition schnell einigen – ob Enquetekommission oder Bürgerrat, das ist zweitrangig. Wichtig ist, dass die Aufarbeitung schnell beginnt.

Zum Artikel

Erstellt:
29. September 2024, 15:49 Uhr
Aktualisiert:
29. September 2024, 16:01 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen