Aus für Öl- und Gasheizungen
Wenn der Klimaschutz an der Tür klopft
Ab kommendem Jahr sollen keine neuen Öl- und Gasheizungen mehr eingebaut werden. Auch wenn der Gesetzentwurf der Ampel einige Fragen offen lässt, ist das richtig, meint Tobias Heimbach. Es geht darum, Klimaschutz konkret umzusetzen.

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Wirtschaftsminister Robert Habeck stellte die Heizungs-Pläne am Mittwoch in Berlin vor.
Von Tobias Heimbach
Diskutiert man über Politik, kann man das auf zwei Arten tun: abstrakt und konkret. Die Frage „Sind Sie dafür, das Klima zu schützen?“, würde wohl die Mehrheit der vernünftigen Menschen mit Ja beantworten. Denn solange alles auf abstrakter Ebene bleibt, kann man bequem zustimmen. Kompliziert wird es erst, wenn es an die Umsetzung geht.
An diesem Punkt ist Deutschland mit der Reform des Gebäudeenergiegesetzes (GEG) angekommen. Die Frage, welche Heizungen künftig unsere Häuser warmhalten, gleichzeitig aber auch klimafreundlich sind, betrifft Millionen Menschen. Der Klimaschutz klopft an die Tür und will nicht nur zum Kaffee bleiben – er will einziehen. Dafür muss die alte Öl- oder Gasheizung im Keller Platz machen. Gut so.
Kommunikation weckte Ängste
Nachdem das Gesetz am Mittwoch das Bundeskabinett passierte, ist endgültig klar, was wochenlang diskutiert wurde. Alle Heizungen, die neu eingebaut werden, müssen mit 65 Prozent erneuerbarer Energie betrieben werden. Es ist das Ende der klassischen Öl- und Gasheizung. Keiner muss seine Heizung sofort austauschen, alte Heizungen dürfen repariert werden, zudem gibt es Förderungen, großzügige Übergangsfristen, Ausnahmen für Menschen mit wenig Geld und Härtefallregelungen. Wer über 80 Jahre alt ist, ist ohnehin nicht betroffen.
Dennoch lehnen laut einer Forsa-Umfrage 78 Prozent der Deutschen das Gesetz ab. Und das ist verständlich, denn die Art und Weise wie zunächst über das Gesetz gesprochen wurde, war dazu geeignet, Ängste zu schüren. Schließlich sind die eigenen vier Wände nicht nur ein Ort, an dem man die Zeit zwischen der Arbeit überbrückt, sondern ein Heim. Und wenn dieses betroffen ist, weckt das Sorgen. Kann ich mir das Heizen weiter leisten? Bin ich Bankrott, wenn meine Gastherme den Geist aufgibt?
Zur Wahrheit gehört auch, dass viele gezielt Ängste geschürt haben. Darunter solche, die ihren Unwillen, tatsächlich etwas für den Klimaschutz zu tun, hinter Floskeln wie „Technologieoffenheit“ verstecken.
Doch mit dem Versprechen für mehr Klimaschutz ist die Ampel-Koalition angetreten und das liefert sie nun. Und wer das Klima schützen will, der muss auch im Gebäudebereich dafür sorgen, dass die CO2-Emissionen sinken. Was Skeptiker neben dem Klimaschutzaspekt bedenken sollten: Heizen mit Gas wird teurer werden, wenn ab 2027 der Marktpreis des Emissionshandels auch für den Gebäudebereich gilt. Die Zeiten des günstigen Erdgases sind vorbei. Langfristig werden sich die neuen Heizungen rechnen.
Dass die Ampel beim Thema Heizungen so auf das Tempo drückt, liegt einmal mehr daran, dass Deutschland in den vergangenen Jahren zu selten konkreten Klimaschutz umgesetzt hat. Im eisigen Norwegen sind bereits 60 Prozent der Heizungen Wärmepumpen. Doch in Deutschland verließ man sich lange darauf, dass Russland verlässlich und billig Erdgas liefern würde. Und verpasste es, früher umzusteuern.
Viele Fragen noch offen
Auch wenn das Vorhaben grundsätzlich richtig ist, so offensichtlich sind jedoch auch die Probleme: Es ist fehlen 60.000 Handwerker, um Wärmepumpen einzubauen. Und der Fachkräftemangel verschärft sich in den kommenden Jahren weiter. Auch dass die Bundesregierung nicht benennen kann, wie viel Geld sie für die Förderung einplant, schafft kein Vertrauen. Und ja, es werden hohe Investitionen auf viele Menschen zukommen, trotz aller Förderung.
Dennoch: Wer gegen die Regelung ist und trotzdem sagt „Ich bin für Klimaschutz“, der soll erst einmal einen besseren Vorschlag machen – und zwar möglichst konkret bitte.