Wie geht es eigentlich . . .?

Wie geht es eigentlich . . .?

Trainer Markus „Toni“ Sailer bei einer Kabinenansprache mit seinen Spielern vom TSV Lippoldsweiler

© Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Trainer Markus „Toni“ Sailer bei einer Kabinenansprache mit seinen Spielern vom TSV Lippoldsweiler

Von Jürgen Frey

Stuttgart - Markus „Toni“ Sailer war Fußballprofi und Publikumsliebling bei den Stuttgarter Kickers. Doch was macht er heute? Wir haben nachfragt.

Herr Sailer, wie geht es Ihnen?

Wo soll ich anfangen? Knöchel, Knie, Hüfte tun mir seit Jahren weh, die Wade macht zu. Es zwickt an vielen Stellen. Manchmal tu’ ich mich schwer, überhaupt 100 Meter zu gehen. Aber ich kämpfe mich durch.

Das Los von 20 Jahren Fußball, zehn davon als Profi?

Leider ja, aber ich will keine Sekunde missen. Ich hatte überall eine schöne Zeit.

Die Schönste von 1994 bis 2000 bei den Stuttgarter Kickers?

Es war ’ne klasse Zeit bei den Blauen, aber auch die zwei Jahre beim FC St. Pauli waren wunderschön. Ich habe dort die tollsten und verrücktesten Dinge erlebt.

Erzählen Sie!

Das Schrägste, was man öffentlich sagen kann ist, dass mir ein Fan nach einem Torerfolg durch das Absperrgitter ein Bier gereicht hat. Ich nahm mitten im Spiel einen kräftigen Schluck und weiter ging’s. Das wäre heute undenkbar.

Sie waren auf all Ihren Stationen Publikumsliebling, die Fans skandierten „Toni Sailer Fußballgott“. Woher kam’s?

Die Leute haben immer schnell erkannt, dass ich ein ehrlicher Arbeiter war. Ich kam ja eigentlich aus der Kreisklasse vom SV Unterweissach, über die TSG Backnang bin ich dann erst mit 23 Jahren zum FC St. Pauli in die zweite Liga gewechselt. Ich war nicht der beste Fußballer, aber ich wollte partout nicht verlieren. Ich habe immer alles gegeben. Zudem habe ich auch immer gerne die Nähe zu den Fans gesucht.

Was waren Ihre Höhepunkte bei den Blauen?

Die Zeit mit meinem kongenialen Sturmpartner Jonathan Akpoborie war grandios. Wir haben uns blind verstanden. Er schoss in der Saison 1994/95 38 Tore, ich 24. Wobei ich acht Wochen gesperrt war, für ein Foul, das gar keines war. Ansonsten hätte ich mehr Buden gemacht als er. Egal – am Ende haben wir zwar mega attraktiv gespielt, aber als Zweiter den Zweitliga-Aufstieg verpasst.

Ein Jahr später hat es dann mit dem Sprung in die zweite Liga geklappt.

Ja, Jonny war nicht mehr da, aber wir haben es trotzdem gepackt. Wir hatten unter Trainer Wolfgang Wolf einen unglaublichen Zusammenhalt in unserer Truppe. Er hatte ein feines Gespür für die Stimmung im Team. Wir sind nach den Spielen immer zusammengesessen, keiner ging nach Hause. Ich habe bei mir daheim feucht-fröhliche Grillabende organisiert, und wir sind noch um die Häuser gezogen.

Nach Ihrer Karriere waren Sie auch als Clubhauswirt tätig?

Ja, sechseinhalb Jahre lang beim SV Unterweissach. Nachdem ich gegen Ende meiner Karriere mit dem SV Sandhausen und dem VfB Oldenburg zweimal in der Relegation gescheitert bin, hatte ich die Schnauze voll vom Fußball.

Und heute?

Arbeite ich in der IT-Branche in der Montage und trainiere seit dieser Saison mit viel Freude den Kreisliga-B-Club TSV Lippoldsweiler. Der Freund meiner Tochter spielt dort, und nachdem das Team vergangene Saison 106 Gegentore kassiert hatte, wurde ich gebeten, eine Art Neubeginn einzuleiten. Zumal ich ja immerhin auch den A-Schein habe. Aufgrund meiner körperlichen Probleme macht auf dem Platz aber fast alles mein Co-Trainer, ich bin für die Taktik zuständig.

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Erstellt:
30. August 2023, 22:04 Uhr
Aktualisiert:
31. August 2023, 21:51 Uhr

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