Holger Badstuber
Ex-VfB-Profi übt scharfe Kritik am DFB-Team: „Ein Debakel“
Nach dem Aus des DFB-Teams bei der WM in Katar sieht sich die Nationalelf heftiger Kritik gegenüber. Auch Ex-VfB-Profi Holger Badstuber lässt kein gutes Haar an der Truppe.

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Holger Badstuber kritisiert die DFB-Elf heftig.
Von hej/dpa
Nach dem überraschenden Vorrunden-Aus der deutschen Nationalmannschaft bei der Fußball-WM in Katar hagelt es von allen Seiten heftige Kritik am DFB-Team. So hat auch der frühere Nationalspieler Holger Badstuber das deutsche Fiasko mit scharfer Zunge kommentiert. „Es ist ein Debakel. Schwach, peinlich, unwürdig, enttäuschend“, schrieb Badstuber, der einst selbst im EM-Halbfinale 2012 gegen Italien im Duell mit Mario Balotelli eine unrühmliche Figur abgegeben hatte, in seiner Kolumne auf Eurosport.de.
„Jetzt ist eine Generation in der Nationalmannschaft, die einfach nicht mehr das gewisse Etwas hat, die nicht mehr den gewissen Extrameter macht, die nicht genug Biss hat. Das war 2018 so, bei der EM auch und jetzt. Das sind drei Turniere, die sportlich eine Katastrophe waren“, ergänzte Badstuber, der in der Bundesliga für den VfB Stuttgart, Bayern München und Schalke 04 spielte.
Der Fokus müsse nun weggehen von irgendwelchen Systemen, Ballbesitz-Fußball und Offensive, sondern hin zu einer defensiven Grundstruktur. „Defensive gewinnt Titel! An diesem alten Sprichwort hat sich rein gar nichts verändert“, so der 31-malige Nationalspieler, der jüngst seine Karriere beendet hatte.

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Manuel Neuer (Note 4): Lange sah es in Hälfte eins so aus, als würde der deutsche Keeper gegen extrem defensive Costa Ricaner ins seinem Sechzehner vereinsamen. Neuer bekam dann aber plötzlich doch noch Gesellschaft – die Mitteleamerikaner zielten aber zunächst nicht aufs Tor, sondern drüber. Der Kapitän wurde also kaum geprüft – bis er einen Kopfball vor dem 1:1 in Hälfte zwei nicht festhalten konnte und Tejeda abstaubte. Beim 2:2 sah Neuer dann wieder unglücklich aus, als Vargas quer in der Luft lag, der Keeper nicht richtig an die Kugel kam – und Neuer den Ball am Ende wohl selbst über die Linie bugsierte.

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Joshua Kimmich (Note 4): Die große Frage, ob Bundestrainer Hansi Flick aus Mangel an geeigneten Alternativen doch noch auf Kimmich als Rechtsverteidiger setzt, ist seit Donnerstagabend beantwortet. Der Münchner Mittelfeldmann rückte vom Zentrum nach hinten rechts. Wobei, falsch: Kimmich rückte eher nach vorne rechts, weil er gegen die defensiven Mittelamerikaner Druck machen sollte. Legte dann einen durchwachsenen und am Ende fahrigen Auftritt hin – in Hälfte zwei wieder im Zentrum, wo er Leon Goretzka ersetzte.

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Niklas Süle (Note 4): War hinten zunächst kaum gefordert und leistete sich dann kurz vor der Pause einen veritablen Patzer. Gegen Spanien war der Innenverteidiger zunächst solide unterwegs, ehe er den Torschützen Morata aus den Augen verlor. Gegen Costa Rica lange sicherer – auch, weil der Gegner ein schwacher war. In Hälfte zwei dann eher wieder ein Unsicherheitsfaktor.

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Antonio Rüdiger (Note 4): Der Abwehrchef patzte kurz vor der Pause im Verbund mit Nebenmann David Raum und verschuldete so fast ein Gegentor. Der Innenverteidiger gab da den Bruder Leichtfuß. Ansonsten stabil – bis er vor dem Ausgleich zum 1:1 auch nicht mehr hinterherkam.

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David Raum (Note 5): Die gute Nachricht aus deutscher Sicht: David Raum bereitete das 1:0 durch Serge Gnabry mit einer punktgenauen Flanke vor. Die schlechte: Raum leistete sich ansonsten krasse Fehlpässe, Ungenauigkeiten und einen Fehler, der kurz vor der Pause – siehe Antonio Rüdiger – fast zum 1:1 geführt hätte. Auch sonst extrem unsicher. Leitete dann in einer seiner vielen schlimmen Szenen mit einem Fehlpass das 1:1 in der 58. Minute ein.

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Ilkay Gündogan (Note 3.5): Zunächst Taktgeber in der deutschen Mannschaft, verteilte die Bälle, unterband viele Konter des Gegners im Keim. Rückte nach der Pause auf eine offensivere Mittelfeldposition. Der finale, zu einer Torchance führende Pass wollte aber dem Mann vom englischen Meister Manchester City nicht gelingen. Tauchte ab und wurde ausgewechselt.

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Leon Goretzka (Note 4): Der Münchner Mittelfeldmann lief dieses Mal neben Ilkay Gündogan im Zentrum auf – und legte einen schwächeren Auftritt als zuletzt beim zupackenden und beherzten gegen Spanien hin. Goretzka fand vor allem zum Ende der ersten Hälfte hin auch keine Lösungen gegen die tief stehenden Costa Ricaner. Musste zur Pause raus.

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Serge Gnabry (Note 4): Sehr agil auf der linken Außenbahn. Köpfte das wichtige Führungstor und harmonierte mit David Raum, der die Vorarbeit zum 1:0 gab. Wurde im Verlauf des Spiels immer unauffälliger an diesem Abend im Al-Bayt-Stadion.

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Jamal Musiala (Note 2.5): Der Youngster war sofort gut im Spiel, schoss schon nach 180 Sekunden das erste Mal gefährlich aufs Tor. Dribbelte dann mal im Strafraum eben die halbe gegnerische Mannschaft aus, vergaß aber dabei den Abschluss. War nur schwer vom Ball zu trennen. An- und Mitnahme des Spielgeräts waren mal wieder eine Augenweide. Hatte Pech gleich zwei Pfostenschüssen nach der Pause. Probierte es immer wieder, es wollte aber nichts gelingen.

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Leroy Sané (Note 4): Benötigte etwas Zeit, um bei seinem ersten Startelfeinsatz bei dieser WM in die Gänge zu kommen. Wurde dann etwas besser, ohne etwas zu reißen.

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Thomas Müller (Note 5): Der Münchner gab wieder die zentrale Angriffsspitze, vergab in der Anfangsphase eine große Kopfballchance. Agierte unglücklich, ist meilenweit von seiner Bestform entfernt. Wo ist der viel gepriesene Instinkt des Routiniers? Eine Enttäuschung.

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Lukas Klostermann (Note 4): Der Leipziger kam zur Pause für Leon Goretzka und ersetzte hinten rechts Joshua Kimmich, der für Goretzka ins Zentrum rückte. Der Rechtsverteidiger setzte keine Akzente.

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Niclas Füllkrug (Note 3): Kam für Gündogan aufs Feld, als die Felle davonschwammen und Japan im Parallelspiel gegen Spanien in Führung ging. Der Angreifer von Werder Bremen vergab eine Mega-Chance zum 3:2, scheiterte an Keeper Keylor Navas, machte dann aber immerhin noch sein Tor.

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Kai Havertz (Note 2): Der Offensivmann wurde Mitte der zweiten Halbzeit eingewechselt, fiel sofort positiv auf – und erzielte das 2:2. Wenig später war er wieder zur Stelle im Sechzehner und traf zum 3:2.

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Mario Götze (Note 4) Kam aufs Feld und musste mitansehen, wie sich die deutsche Abwehr das zweite Mal übertölpeln ließen von Costa-Rica. Der Siegtorschütze aus dem WM-Finale 2014 fand keine Bindung zum deutschen Spiel.