Morgens Gottesdienst, abends Spiel

Karrieren abseits des Sports (2): Leo Schabel spielt Basketball für die TSG Backnang. Doch wenn er nicht auf dem Platz steht, arbeitet er seit Kurzem als Jugendreferent bei der Kirchengemeinde Hellershof bei Welzheim. Wie der Beruf seinen Sport beeinflusst.

Bei der Arbeit: Als Jugendreferent betreut Leo Schabel Jugendgruppen und organisiert Gottesdienste. Fotos: privat

Bei der Arbeit: Als Jugendreferent betreut Leo Schabel Jugendgruppen und organisiert Gottesdienste. Fotos: privat

Von Kristin Doberer

Seit vergangenem Jahr spielt Leo Schabel bei den Basketballern der TSG Backnang. Wenn er nicht gerade auf Körbe wirft oder gegen die Gegner den eigenen Korb verteidigt, verdient Schabel seine Brötchen als Jugendreferent der Kirchengemeinde Hellershof bei Welzheim. Hitzige Basketballspiele auf der einen Seite, einfühlsame Beratungsgespräche und Bibelkunde auf der anderen, passt das zusammen? „Klar“, meint der Basketballer. „Ich bin auch gar nicht der Typ, der im Spiel wegen irgendetwas ausrastet.“ Er habe bisher keine Probleme, den Beruf und den Sport unter einen Hut zu bringen.

Eigentlich kommt er aus Schweinfurt, doch für das Studium in der Evangelischen Missionsschule in Unterweissach ist er in die Region gezogen. Die Ausbildung, so Schabel, bringe ihm auch beim Spielen immer wieder etwas. Zum einen habe er in der Missionsschule einige Möglichkeiten zur Konfliktlösung gelernt. Diese versuche er auch in einem hitzigen Spiel oder innerhalb der Mannschaft bei Konflikten anzuwenden. Ein weiterer Anwendungsbereich seien die Psychologiekurse, die einen großen Teil seiner Ausbildung ausgemacht haben. „Beim Basketball ist Psychologie auch unglaublich wichtig“, meint der Religionspädagoge. Manche Spiele gewinne man nur mit der richtigen Einstellung und der richtigen Einschätzung des Gegners. Man müsse wissen, wie man reagiert, wenn man einen großen Vorsprung hat, denn „das sind Momente, die der Gegner schnell ausnutzt“. Das müsse natürlich vor allem der Trainer im Auge behalten, aber im Spiel sei es wichtig, zu wissen, wie der Gegner reagiert, demnach Angriffe zu planen und Auszeiten zu nehmen.

Das Studium in der Missionsschule hat er abgeschlossen, die Ausbildung dort habe ihn nicht nur zur TSG geführt, sondern auch viel in seiner persönlichen Entwicklung unterstützt. Seit September ist er nun für die Jugendarbeit im Hellershof zuständig. Seine Aufgaben betreffen zunächst die Leitung der Jungschar und des Teeniekreises, aber auch die Entwicklung neuer Konzepte für Gottesdienste, die Organisation des Welzheimer „Feier.Abend“-Gottesdienstes und allgemein die Beratung und Begleitung der ehrenamtlichen Mitarbeiter und Helfer in der Gemeinde.

Leo Schabel (mit der Nummer acht) bei einem Spiel für die TSG in der vergangenen Saison.

Leo Schabel (mit der Nummer acht) bei einem Spiel für die TSG in der vergangenen Saison.

Der Sport, so der 24-Jährige, sei in seinem Berufsalltag eine große Bereicherung. Durch den Mannschaftssport und die Spiele komme er mit vielen unterschiedlichen Menschen zusammen. „Das ist genau das Gegenteil zur Gemeinde, in der man vor allem mit denselben Menschen Kontakt hat.“ Durch Basketball komme er auch etwas raus aus dem Gemeindekontext, bekomme einen anderen Einblick in Themen, sehe anderes Denken und andere Ideen. „Was ich da aufgreife, kann ich dann alles gut in die Gemeinde einbringen.“ Ein Unterschied sei das Maß an Verantwortung. Während er im Beruf viel Verantwortung in der Gemeinde habe, sei er bei seinem Hobby nur dem eigenen Team verpflichtet.

Sein Sport und sein Beruf haben einige Gemeinsamkeiten, der Umgang mit Menschen und die Leidenschaft, die dahinter steckt. Besonders ehrenamtliche Helfer wenden in einer Gemeinde Zeit für ihre Aufgaben auf. Als Religionspädagoge betreut er auch diese freiwilligen Helfer der Gemeinde, er gibt Tipps, unterstützt und begleitet sie in ihrer ehrenamtlichen Arbeit. „Die Leute bringen so viel Leidenschaft mit für das, was sie gerne machen“, sagt Schabel. „Und beim Basketball stehe ich dann auf der anderen Seite. Da bin eben ich der Freiwillige, der mit viel Leidenschaft dabei ist.“ Auch hier sei die Leidenschaft für den Sport wichtig, da er doch viel Zeit kostet und man immer dranbleiben muss.

Basketball spielt er, seit er zwölf Jahre alt ist, angefangen in Schweinfurt. Doch durch sein Studium und ein Jahr Work-and-Travel im Ausland hat er einige Jahre pausiert. Er habe zwar immer wieder bei Hobbymannschaften gespielt, doch in Backnang passe es besser. Zuerst habe sich der Verein wegen der Nähe zur Missionsschule angeboten, mittlerweile bleibt er aus anderen Gründen. „Es ist einfach eine coole Mannschaft und für die Spiele wird auch wirklich trainiert.“ Durch sein Studium stehen ihm beruflich verschiedene Aufgabenfelder offen. So gehe es vor allem darum, Gruppen zu leiten oder neu aufzubauen. Dazu könne aber auch gehören, nach Talenten Ausschau zu halten, beim Schreiben von Andachten zu unterstützen oder allgemein ehrenamtliche Mitarbeiter zu begleiten.

Mittlerweile wohnt er in der Nähe seiner Arbeitsstelle in Welzheim, für die Spiele und das Training fährt er – wenn möglich – aber weiterhin nach Backnang. Doch zumindest für die kommenden Spiele wird der Sportler nun aber ausfallen. Bei einem Spiel vor einigen Wochen hat er sich am Knie verletzt.

In der Serie Karrieren abseits des Sports stellen wir regelmäßig Athleten aus der Region in ihrem Berufsalltag vor. Dabei geht es zum einen um bekannte Sportler in ihrem Beruf, zum anderen um solche, die einen ungewöhnlichen Beruf ausüben oder in ihrem Job besonders erfolgreich sind. Weitere Sportler mit interessanten oder ungewöhnlichen Berufen können sich unter sportredaktion@bkz.de melden.

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Erstellt:
24. Oktober 2020, 06:00 Uhr

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