Auenwalder gewinnt Hobbybrauercontest

Am heutigen Tag des deutschen Bieres ist die Freude bei Pascal Wolke riesengroß. Der 32-Jährige braut in seiner heimischen Küche in Hohnweiler ein Weizen-IPA und holt damit den ersten Preis. Jetzt wird sein Bier in großem Stil von einer süddeutschen Brauerei hergestellt.

Der 32-jährige Hobbybrauer füllt sein Bier auch in Flaschen und entwirft eigene Etiketten.

© Alexander Becher

Der 32-jährige Hobbybrauer füllt sein Bier auch in Flaschen und entwirft eigene Etiketten.

Von Florian Muhl

Auenwald. „Da Sie immer wieder über spannende Menschen berichten, wollte ich Ihnen eine Geschichte anbieten.“ Die ersten Worte der E-Mail, die vor einer Woche in unserer Redaktion eintrifft, klingen nicht nur spannend, sondern auch vielversprechend. „Mein Mann, Pascal Wolke, hat am vergangenen Samstag, 13. April, in Bayreuth den 1. Platz beim diesjährigen Hobbybrauerwettbewerb gemacht“, schreibt Salomé Wolke. Weiter teilt die Musikpädagogin und Musikerin mit: „Sein Bier wird im Herbst von der Brauerei Maisel&Friends nachgebraut und vermarktet. (...) Mein Mann kommt aus Oberweissach und kocht sein Bier bei uns in der kleinen Küche.“ Ob wir Interesse haben? – Na klar.

Nur wenige Tage später Vor-Ort-Termin bei Pascal Wolke. Genauer gesagt in der bereits erwähnten Küche. Sie ist tatsächlich klein. Und sehr gemütlich. Aber keine Spur von kupferfarbenen Braukesseln, wie man sie aus Bierbrauereien her kennt. Trotzdem steht bereits alles auf der Arbeitsfläche, was man zum Bierbrauen benötigt. Das Hauptutensil ist ein großer, rund 30 Liter fassender, leicht umgebauter Edelstahltopf auf einer Induktionskochplatte. Das ist bereits sein zweiter Maischetopf.

Küche mehrmals unter Wasser gesetzt und die eigene Hochzeitsfeier gefährdet

Angefangen mit dem Bierbrauen hat der gelernte Gitarrenbauer vor zweieinhalb Jahren mit einem üblichen Einkocher. Seitdem hat er die Küche etliche Male aus Versehen unter Wasser gesetzt und seine Hochzeitsgäste um ein Haar verdursten lassen. Nachdem das mit der Herstellung des eigenen Gerstensafts recht gut geklappt hat, war für ihn klar: „Bei meiner Hochzeit gibts mein eigenes Bier.“ Gefeiert wurde ganz groß im Mai vergangenen Jahres. Einige Wochen zuvor war Brauen eines Cream Ale angesagt. Doch die integrierte Heizzentrale des Einkochers hat sich mitten im Maischeprozess verabschiedet. Dabei wird das geschrotete Malz mit Wasser gemischt. Die im Malzschrot enthaltene Stärke löst sich auf und Zucker, Eiweiß und Gerbstoffe werden freigesetzt. Durch den Maischprozess entsteht der sogenannte Malzextrakt. Angesichts des abrupt abgebrochenen Vorgangs kam der Hobbybrauer ins Schwitzen. Glück im Unglück, der Heizvorgang hat gereicht, die Hochzeit war gerettet, das Bier hat allen Gästen geschmeckt.

Pascal Wolke hat seine Salomé aber nicht nur zum Jawort überredet, sondern auch von seinen Erzeugnissen überzeugt. „Ich hab meine Frau zur Biertrinkerin gemacht“, gesteht der Geselle des Zupfinstrumentenmacherhandwerks schmunzelnd. „Es macht einfach Spaß, mit ihr das selbst gebraute Bier zu probieren“, sagt der 32-Jährige, der heute hauptberuflich als studierter Holztechniker Möbel für Kindergärten herstellt. Eigentlich über einen Umweg, wie er sagt, ist er zum Bierbrauen gekommen. „Wir haben mit Freunden eine Streuobstwiese in Heutensbach und da fallen jedes Jahr viele Äpfel an.“ Im ersten Jahr, das war 2020, hatte er gedacht, man könnte doch Most daraus machen. „Dann standen 60 Liter Most im Keller, aber keiner wollte es trinken, weil’s doch irgendwie ein altbackenes Getränk ist.“

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Der gebürtige Oberweissacher, der seit fünf Jahren in Hohnweiler wohnt, macht nicht nur mit Holz alles selbst, sondern ist auch in Sachen Obst und Gemüse Selbstversorger. Er probiert aus, bis es klappt. So verwandelte er schließlich auch den Most in Cider. „Das ist ja nichts anderes als Apfelwein in der Flasche mit Kohlensäure drin. Das kann man ganz einfach durch eine Nachgärung mit Zucker selber machen“, sagt Pascal Wolke, der sich in dieses Thema eingearbeitet hatte. „Bei der Recherche bin ich drauf gestoßen, dass Leute tatsächlich selbst Bier machen. Am Ende der Youtube-Videos hatten die alle ansprechende Getränke in ihren Gläsern, das sah einfach lecker aus.“ Ihm sei dann bewusst geworden, dass er ja bereits das ganze Equipment dafür zusammenhatte, zumindest die einfachste Ausstattung. „Als mir das klar wurde, war der Schalter umgelegt – ich muss das ausprobieren. Bier war schon immer das Getränk meiner Wahl.“

Pascal Wolke war Anfang 20, da hat er Craft Beer, also handwerklich gebrautes Bier, kennen- und lieben gelernt. Warum? „Weil die doch unterschiedliche Aromen und mehr Geschmack mitbringen als die Standardbiere“, sagt er. Bei Besuchen in Kanada ist er auf den Geschmack der hopfigen Biere gekommen. Mehrmals war er in British Columbia. Dort lebt sein Bruder und er selbst hat in Kanada ein Praxissemester seines Holztechnikstudiums absolviert. „Da bin ich auf den Geschmack der hopfigen Biere mit den spannenden Fruchtaromen gekommen“, erinnert sich der Auenwalder.

Nun stand der nach eigenen Angaben größte Hobbybrauercontest in Süddeutschland der Brauerei Maisel&Friends an. Die Aufgabe: eine Fusion der beiden Bierstile Weizen und India Pale Ale (IPA). Seine Freunde und seine Frau ermutigen ihn, mitzumachen. Weil die Zeit knapp ist, hat er nur einen Brauversuch. Der muss sitzen. Er schickt vier Liter abgefüllt in Flaschen ein und wartet. Er hat ein gutes Gefühl. Er wird zur Preisvergabe nach Bayreuth eingeladen. Die Plätze zehn bis vier werden verlesen. Er ist nicht dabei. Platz drei nicht und Platz zwei auch nicht. Der 32-Jährige ist nervös wie noch nie. Dann Platz eins – er hört seinen Namen – „Pascal Wolke“.

Im Herbst wird er sein Gewinnerbier zusammen mit den professionellen von Braumeistern Maisel&Friends nachbrauen und im November auf der Biermesse Brau-Beviale in Nürnberg präsentieren.

Ein frisch gezapftes selbst gebrautes Bier aus seinem stets gekühlten Minifass schmeckt Pascal Wolke am besten. Fotos: Alexander Becher

© Alexander Becher

Ein frisch gezapftes selbst gebrautes Bier aus seinem stets gekühlten Minifass schmeckt Pascal Wolke am besten. Fotos: Alexander Becher

Seit 30 Jahren wird am 23. April der Tag des deutschen Bieres gefeiert

Tag des deutschen Bieres Jedes Jahr am 23. April feiert Deutschland seit 1994 den Tag des Bieres. An diesem Tag wurde im Jahr 1516 mit dem Erlass der bayerischen Landesordnung, dem bayerischen Reinheitsgebot, der Grundstein gelegt für eine Geschichte, die bis heute einen Teil der (Brau-)Kultur ausmacht.

Reinheitsgebot Zunächst ist es unter dem Begriff „bayrisches Reinheitsgebot“ nur in Bayern bekannt. Wörtlich heißt es im Reinheitsgebot von Herzog Wilhelm IV: „Besonders wollen wir, dass forthin allenthalben in unseren Städten, Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gersten, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen...“

Verfälschungen Der Grundtext wurde in neueren Gesetzen kontinuierlich fortgeschrieben und dehnte sich auf andere deutsche Gebiete aus. Heute wie damals wurde dank des Reinheitsgebots Verfälschungen durch Chemie oder andere Zutaten wie (teils giftigen) Kräutern vorgebeugt.

Brauereidichte Als eine der ältesten und nach wie vor führenden Biernationen der Welt verfügt Deutschland über eine verblüffende Vielfalt an kleinen, mittelständischen und großen Brauereien. Mit rund 1500 Brauereien spielen die Deutschen weltweit in der obersten Liga mit. Kein Land hat eine so hohe Brauereidichte. Die Nase vorn haben Bayern und Baden-Württemberg.

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Erstellt:
23. April 2024, 11:30 Uhr

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