Schüler erleben ein E-Auto hautnah

Zur Abwechslung geht es für die Technikgruppe der 10. Klasse der Max-Eyth-Realschule auf den Schulhof. Dort parkt ein flottes Elektroauto. Daneben steht Michael Meyle. Der Regionalleiter der Süwag Energie AG informiert über das Thema Elektromobilität und beantwortet alle Fragen.

Schüler erleben ein E-Auto hautnah

Im Rahmen des Projekts „Zeitung in der Schule“ informierte Michael Meyle, Regionalleiter der Süwag Energie AG, einen ganzen Vormittag lang mehrere Klassen der Max-Eyth-Realschule über das Thema Elektromobilität. Foto: Alexander Becher

Von Andreas Ziegele

Backnang. Ganz in Schwarz lackiert steht der imposante Ford Mustang GTI mitten auf dem Schulhof der Max-Eyth-Realschule. Zwei Hinweise gibt es, dass es sich um ein Elektrofahrzeug handelt: Zum einen endet das Kennzeichen mit einem „E“ und zum anderen fehlt der Auspuff. Um den Wagen schart sich die Technikgruppe der 10. Klasse mit ihrem Fachlehrer Christoph Reiser und wartet darauf, was ihnen Michael Meyle von der Süwag Energie AG zu diesem Fahrzeug zu erzählen hat.

Die erste Frage stellt dann der Süwag-Regionalleiter an die 14 Jungen und das eine Mädchen der Schulklasse: „Wisst ihr eigentlich, wo sich der Motor befindet?“ Zögerlich kommen die Antworten. „Im Kofferraum“, meint einer und „vorne unter der Motorhaube“, vermutet ein anderer. Beides widerlegt Meyle, indem er die Klappe und die Haube öffnet. Dann blitzt bei einem der Schüler das Fachwissen auf: „Die Elektromotoren befinden sich direkt an den Radnaben an den Achsen.“ Das bestätigt Meyle dann auch und da es ein Allradfahrzeug ist, sind es vier Motoren, die dieses ZweiTonnen-Fahrzeug bewegen.

Auch für den Süwag-Chef ist vieles an dem Fahrzeug neu, da er es auch noch nicht so lange fährt. Er weist auch gleich auf ein paar Tücken hin. Dort, wo sonst der Motor sitzt, befindet sich ein kleiner Aufbewahrungskofferraum. Meyle zeigt den Schülern, dass dieser einen Abfluss hat. „Es ist tatsächlich so, dass man hier merkt, dass es ein amerikanisches Auto ist“, sagt er und erklärt der Schülerin und den Schülern den Zweck. „Hier kann man tatsächlich zerstoßenes Eis einfüllen und dann Getränke kühlen“ erklärt er unter dem Gelächter der Zuhörer, die, wie man sieht, nicht alle davon überzeugt sind, ob diese Geschichte stimmt.

Das E-Auto schafft im Wintermit viel Glück 300 Kilometer

Dann bringt der Regionalleiter eine elektrische Größe ins Spiel: „Die effektiv nutzbare Energie aus den Batterien, die sich in der Mitte an der Unterseite befinden, sind 98 Kilowattstunden“, erklärt er. Nun gibt es eine Rechenaufgabe für die Technikklasse: „Was meint ihr, wie weit man mit dieser Batterieleistung und dem zwei Tonnen schweren Auto fahren kann?“ Eine eindeutige Antwort gibt es nicht. „Der Hersteller sagt 500 Kilometer, die aber im Sommer bei 25 Grad nur 400 Kilometer sind“, so Meyle. „Und an einem Morgen wie diesem bei null Grad Außentemperatur schafft man mit viel Glück 300 Kilometer“, wie er ernüchternd feststellen musste. Das führt dann direkt zu dem Thema der Ladeinfrastruktur, die „nicht immer dort vorhanden ist, wo man sie braucht“.

Wieder fordert Meyle die Schüler zum Rechnen auf. Er will wissen, wie lange es dauert, bis ein solches Auto aufgeladen ist. „Rund 100 Kilowattstunden Akku bei einer Reichweite von rund 400 Kilometern“, gibt der Gastdozent ein paar Parameter zum Rechnen vor. Man sieht den Schülern an, dass es jetzt im Kopf zu arbeiten beginnt. „Die richtige Antwort muss lauten, es kommt darauf an“, erlöst er die rechenden Jugendlichen. Es kommt nämlich darauf an, womit geladen wird. „An der heimischen Wallbox mit einer Leistung von elf Kilowattstunden im Wechselstrombereich und bei komplett geleerten Akkus brauche ich acht Stunden, bis das Fahrzeug geladen ist“, erklärt der Energie-Experte. Allerdings lässt er auch nicht unerwähnt, dass das „Auftanken“ an Schnellladestationen deutlich schneller gehen kann.

„So erfreulich das Schnellladen für den Nutzer ist, so unerfreulich ist es für die Akkus“, erklärt Meyle. Er meint damit den vorzeitigen Verschleiß der Stromspeicher. „Und im Moment kann auch noch niemand sagen, wie lange eine solche Batterie tatsächlich hält, auch wenn die Hersteller eine Zeit von acht Jahren angeben.“

Sichtlich überrascht ist Meyle, als er fragt, welche Eltern denn schon ein E-Auto haben. Keine einzige Hand hebt sich. „Das ist jetzt doch eher ungewöhnlich, wenn man hört, wie sich die Zulassungszahlen der Elektrofahrzeuge entwickelt haben.“ Auch der Lehrer Christoph Reiser hat noch kein Elektroauto. „Ich fahre am Wochenende sehr lange Strecken, die ich in kurzer Zeit überwinden möchte“, sagt er. Das beifällige Nicken der Schüler zeigt, dass wohl einige Eltern ähnlich denken.

Zum theoretischen Teil geht es dann zurück ins Klassenzimmer. Meyle zeigt den Zehntklässlern das Leistungsspektrum der Süwag Energie AG, zu der auch die Syna GmbH gehört. Ein Schüler will wissen, warum der Strom im Moment immer noch so teuer ist, obwohl der Preis an den Strombörsen dramatisch gesunken sei. Wer könnte diese Frage besser beantworten als der Vertreter eines Energieversorgers: „An den Strombörsen werden Tagespreise angegeben. Die Stromanbieter planen mit ihren Endkundenpreisen aber langfristiger.“ Und natürlich steige der Strombedarf unter anderem aufgrund der zunehmenden Elektrifizierung des Verkehrs.

Kurzfristig wird sich keine Entspannung auf den Strommärkten abzeichnen

Aber auch die viel gepriesenen Wärmepumpen benötigen Strom, sodass sich laut Meyle zumindest kurzfristig keine Entspannung auf den Märkten abzeichnet.

Zum Ende der Unterrichtsstunde möchte der Regionalleiter von den Schülern wissen, was sie denken, welches die häufigste Ursache für Stromausfälle ist. „Die Bäume, die auf Leitungen fallen“, sagt ein Schüler und ein anderer meint, dass es durch die Netzüberlastung passiere. „Klar, das sind auch Gründe, aber die meisten Ausfälle passieren tatsächlich durch den sogenannten Baggerbiss, also das Durchtrennen von Leitungen im Boden durch Baumaschinen dieser Art“, erklärt Meyle abschließend.

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