Warum Impfen wichtig ist

Impfgegner haben Argumente, aber was ist da wirklich dran?

Impfen ist heutzutage für viele selbstverständlich geworden, aber ist das wirklich so? Denn weniger als 90 Prozent der Menschen in Deutschland sind gegen MMS (Masern, Mumps, Röteln) geimpft, obwohl mindestens 95 Prozent nötig sind, um die Gesellschaft zu immunisieren.

Warum Impfen wichtig ist

Impfen ist eine wichtige Vorsorgemaßnahme: Wer beispielsweise gegen Masern geimpft ist, bei dem bricht die Krankheit im Falle einer Ansteckung nicht aus. Symbolfoto: E. Layher

BACKNANG. Am 1. März in diesem Jahr soll ein Gesetz in Kraft gesetzt werden, welches vorschreibt, dass Menschen, welche Gemeinschaftseinrichtungen (Schule, Arbeit, Kindergarten und so weiter) besuchen, die MMS-Impfung bis zum 31. Juli 2021 haben müssen. Dieses Gesetz wurde von Jens Spahn (Bundesgesundheitsminister) vorgeschlagen und auch durchgesetzt. Dies ist eine Reaktion auf die stark ansteigende Zahl von Masernfällen in Europa und weltweit, allein 2017 gab es 110000 Tode durch Maserninfektionen und 83000 Infektionen in Europa.

Doch was sagen Impfgegner zu diesem Gesetz? „Völlig undemokratisch und widerspricht dem Grundgesetz“, äußert sich Ulf-Jürgen Beckmann, langgedienter Kinderarzt. Er behauptet, dass durch dieses neue Gesetz die Meinungsfreiheit eingeschränkt wird. Jedoch ist die Sache mit dem Impfen keine persönliche Entscheidung, sondern eine für die Gesellschaft. Ein gutes Stichwort dafür ist „Herdenimmunität“. Dabei geht es darum, dass sich alle Menschen, die sich impfen lassen können, auch impfen lassen sollten. Denn es gibt Menschen, die sich nicht impfen lassen können, aufgrund von Allergien oder weil sie einfach noch zu jung sind. Denn bei Babys ist es oft nicht möglich, dass sie alle Impfungen schon direkt nach der Geburt erhalten. Gerade da ist es wichtig, dass sich alle, die in Kontakt mit Menschen kommen könnten, die sich aus gesundheitlichen Gründen nicht impfen lassen können, gegen gefährliche Krankheiten impfen lassen.

Wozu überhaupt impfen? Es kann leider nur gegen virale Infektionen geimpft werden. Man impft, um die körperliche Abwehr anzuregen und ihn auf zukünftige Gefahren vorzubereiten, denn ein trainiertes Immunsystem kann besser Krankheitserreger bekämpfen, gegen welche er sonst keine Chance hätte. Dabei sind unsere Antikörper unsere stärkste Waffe, dabei gibt es für jeden Erreger einen passenden Antikörper, welche der Körper jedoch erst bilden muss, wenn er angegriffen wird.

Während einer Infektion werden Massen dieser passenden Antikörper produziert, bis die Eindringlinge besiegt wurden. Jetzt spielen unsere Gedächtniszellen eine große Rolle, welche sich die Krankheitserreger merken. Bei einer erneuten Infektion wird der Virus schnell erkannt und bekämpft. Jedoch ist der Körper jetzt auf das nächste Mal vorbereitet, das heißt wenn eine erneute Ansteckung stattfindet, kann der Körper die Gedächtniszellen aufrufen und umso schneller bekämpfen. Und das so schnell, dass die Krankheit gar nicht erst ausbrechen kann. Darum muss man manche Krankheiten, die auch oft „Kinderkrankheiten“ genannt werden, nur einmal durchmachen, weil der Körper schon die passenden Gedächtniszellen gebildet hat.

Um diesen Effekt zu erhalten, ohne krank zu werden, impft man. Dabei unterscheidet man zwischen Lebend- und Totimpfstoffen. Bei Lebendimpfstoffen werden die Viren abgeschwächt gezüchtet oder sie werden zerstückelt, sodass sie eigentlich keinen Schaden mehr anrichten können. So muss unser Immunsystem die Krankheitserreger trotzdem bekämpfen, schafft dies aber meist ohne Probleme. Bei einem Totimpfstoff werden direkt die Gedächtniszellen injiziert und der Körper muss diese nicht mehr selbst herstellen. Durch Impfen wurden schon einige Krankheiten nahezu ausgelöscht, wie zum Beispiel Pocken oder Poliomyelitis (Kinderlähmung).

Was ist das Problem beim Impfen? Wie so ziemlich alle Medikamente haben auch Impfstoffe Nebenwirkungen, was auch der Grund ist, warum sich einige Menschen nicht impfen lassen wollen. Jedoch muss man sagen, dass die meisten Nebenwirkungen entweder harmlos sind oder sehr selten auftreten. Häufige (in einem von 100 Fällen), aber ungefährliche Reaktionen des Körpers auf einen Impfstoff sind zum Beispiel Rötungen, Schwellungen oder Schmerzen an der Einstichstelle, leichtes Fieber oder Übelkeit. Gelegentliche (in einem von 100 bis in einem von 100000 Fällen) Reaktionen sind starkes Fieber und bei anfälligen Kindern Fieberkrämpfe. Und wirklich sehr selten (in einem von 100000 bis in einem von 1000000 Fällen) sind schwere allergische Reaktionen des Körpers auf einen Impfstoff. Wenn man sich dies in einem Gedankenexperiment anschaut, bei dem sich zehn Millionen ungeimpfte Kinder mit Masern infizieren, sterben zirka 20000 von ihnen. Wenn sich jedoch zehn Millionen Kinder impfen lassen, bekommen zirka 120 von ihnen schwere Nebenwirkungen, von welchen dann ein bis neun Kinder sterben.

Impfen ist keine persönliche Entscheidung

Wo ist Impfen nicht sinnvoll? Seit einigen Jahren gibt es die sogenannte Grippeimpfung, welche vor Influenza schützen soll. Diese ist nicht immer zu 100 Prozent zuverlässig, da meistens schon im Jahr davor vorausgesagt wird, wie der Grippevirus aussehen wird. Natürlich kommt es da auch zu Fehlern, das heißt der Impfstoff wirkt nicht und man wird trotzdem krank. Jedoch schadet es nicht, die Impfung trotzdem zu machen, da auch eine Grippe tödlich sein kann, und die Chance auf eine gefährliche Nebenwirkung deutlich geringer ist. Besonders empfehlenswert ist die Influenzaimpfung für Schwangere, ältere Menschen (zirka über 60 Jahre), Menschen mit chronischen Krankheiten oder vor allem für Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen.

Impfen ist keine persönliche Entscheidung, da man, wenn man sich nicht impft, nicht nur sich selbst, sondern auch seine Mitmenschen gefährdet. Darum sollte man, wenn es möglich ist, sich unbedingt impfen lassen.

Von Leonie Tragor, Klasse 9b, Max-Born-Gymnasium Backnang