41 positive Tests trotz vollen Impfschutzes

Der Rems-Murr-Kreis dokumentiert sogenannte Impfdurchbrüche und gibt die Zahlen an das Robert-Koch-Institut weiter. Die Fälle, die dem Gesundheitsamt bis Anfang Juli gemeldet worden sind, entsprechen 0,03 Prozent der vollständig Geimpften.

41 positive Tests trotz vollen Impfschutzes

Einige Menschen stecken sich trotz eines kompletten Impfschutzes mit Corona an, teils erkranken sie. In der Regel sind die Verläufe von Covid-19 aber weniger schwer. Archivfoto: J. Fiedler

Von Christine Schick

Murrhardt. Im Februar dieses Jahres hatte unsere Zeitung über Coronainfektionsfälle im Eulenhöfle Murrhardt berichtet, in dem vor allem psychisch Kranke betreut werden. In der Pflegeeinrichtung waren 32 Bewohner und 12 Mitarbeiter positiv auf Corona getestet worden.

Die Besonderheit war, dass kurz zuvor bereits eine erste Impfung der Menschen dort möglich gewesen war. Die Verläufe der Krankheit wurden damals als vergleichsweise milde eingestuft. Insofern stellt sich die Frage, was sich möglicherweise über die Zusammenhänge aussagen lässt und wo noch weitergeforscht wird. Aus Datenschutzgründen soll aber von den Einzelfällen beziehungsweise von dem Murrhardter Fall abgekoppelt auf mögliche Zusammenhänge geblickt werden.

Wie Martina Keck vom Landratsamt zunächst generell einordnet, gibt es als wichtige Kategorie oder Begrifflichkeit den sogenannten Impfdurchbruch. Von diesem spricht man, wenn jemand sich trotz vollständiger und insofern oft zweimaliger Impfung infiziert und dies bei ihm entsprechend nachgewiesen wird. Insofern kann man beim Eulenhöfle nicht von Impfdurchbrüchen sprechen, da die Bewohner zu diesem Zeitpunkt noch nicht vollständig geimpft waren.

Mit Stand vom 6. Juli sind dem Gesundheitsamt bisher 41 Fälle von positiv getesteten Menschen (PCR) trotz vollständigen Impfschutzes im Rems-Murr-Kreis gemeldet worden. Das entspricht 0,03 Prozent der vollständig Geimpften. „Dabei muss man sicherlich mit einer Dunkelziffer rechnen. Unseres Wissens nach waren die Verläufe in diesen Fällen in der Regel mild“, erläutert Martina Keck. Impfdurchbrüche werden ans Robert-Koch-Institut (RKI) gemeldet.

In einem Fall wie dem in der Murrhardter Pflegeeinrichtung wird in Gesprächen mit der Heimleitung erfragt, ob die Bewohner beziehungsweise Mitarbeiter geimpft (vollständig oder teilweise) sind, mit welchem Vakzin und wie die Erkrankung verläuft. Außerhalb einer Einrichtung werden Betroffene gebeten, einen Fragebogen auszufüllen, der unter anderem den Impfstatus, Symptome, Vorerkrankungen, Medikamenteneinnahmen und erfolgte Kontakte (privat und beruflich) zur weiteren Kontaktnachverfolgung abfragt. Einrichtungen wie Pflegeheime, Kitas, Schulen oder Unternehmen werden außerdem kontaktiert, um ihnen darüber hinaus beratend zur Seite zu stehen.

Es kann mehrere Gründe haben, dass ein Test nach einer Impfung positiv ausfällt

Lässt sich denn ausschließen, dass der Test auf Corona aufgrund einer Impfung positiv ausfällt? Laut RKI ist nicht davon auszugehen, dass die Covid-19-Impfung positive Antigentests hervorruft.

Treten nach einer Impfung positive Schnelltests auf, könnten folgende Ursachen zugrunde liegen: (1) Die Person, die geimpft wurde, könnte bereits vor der Impfung infiziert gewesen sein. Die mittlere Inkubationszeit bei Covid-19 beträgt fünf bis sechs Tage; (2) die Person, die geimpft wurde, könnte sich kurz nach der Impfung angesteckt haben, eine Wirkung der Impfung tritt in der Regel 10 bis 14 Tage nach Verabreichung der ersten Impfstoffdosis ein; (3) da keine der zugelassenen Impfungen einen hundertprozentigen Schutz garantieren kann, ist es auch möglich, dass sich eine Person trotz einer Impfung infiziert, in der Regel verläuft die Erkrankung dann jedoch mit milderen Symptomen oder sogar asymptomatisch und (4) der Antigentest kann falsch positiv sein.

Zur weiteren Erforschung solcher Spezialfälle – geimpft und infiziert – und der Frage nach der Wirkung des Impfstoffs sagt das Landratsamt: Nach bisherigen Erkenntnissen zeigen sich tendenziell milde oder asymptomatische Verläufe. Meist handelt es sich um Zufallsbefunde, die anhand einer Routineuntersuchung beziehungsweise Testung ersichtlich werden. Daten aus Zulassungsstudien wie auch aus Untersuchungen im Rahmen der breiten Anwendung, sogenannte Beobachtungsstudien, belegen laut RKI, dass die in Deutschland verwendeten Covid-19-Impfstoffe Sars-CoV-2-Infektionen (symptomatisch und asymptomatisch) in einem erheblichen Maße verhindern. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person trotz vollständiger Impfung PCR-positiv wird, ist bereits niedrig, aber nicht null.

In welchem Maß die Impfung darüber hinaus die Übertragung des Virus weiter reduziert, kann derzeit nicht genau quantifiziert werden. Auf Basis der bisher vorliegenden Daten ist davon auszugehen, dass die Viruslast bei Personen, die trotz Impfung mit Sars-CoV-2 infiziert werden, stark reduziert und die Virusausscheidung verkürzt ist. In der Summe ist daher das Risiko einer Virusübertragung stark vermindert.

Es muss jedoch davon ausgegangen werden, dass einige Menschen nach Kontakt mit Sars-CoV-2 trotz Impfung (asymptomatisch) PCR-positiv werden und dabei auch infektiöse Viren ausscheiden. Dieses Risiko muss durch das Einhalten der Infektionsschutzmaßnahmen zusätzlich reduziert werden, so die Experten. Daher empfiehlt die Ständige Impfkommission, auch nach der Impfung die allgemein empfohlenen Schutzmaßnahmen (Alltagsmasken, Hygieneregeln, Abstandhalten, Lüften) weiterhin einzuhalten.

Geimpfte Personen, die an Covid-19 erkranken, bleiben häufig symptomlos

Im Frühjahr wurde laut RKI wiederholt über Ausbrüche von Coronainfektionen in Senioren- und Pflegeheimen unter bereits geimpften Bewohnern berichtet. Dazu merkt das Landratsamt an: Das bedeutet jedoch nicht, dass die Covid-19-Impfungen nicht schützen. Untersuchungen von Ausbrüchen in Seniorenheimen hätten gezeigt, dass in der Regel geimpfte Personen nur leichte Symptome der Covid-19-Erkrankung aufwiesen oder häufig gänzlich symptomlos blieben. In diesen Fällen wiesen nur positive Labortests auf eine mögliche Infektion hin. Bei fehlenden Symptomen zeige sich über den Nachweis letztlich die gute Wirksamkeit der Impfung bei Personen, die häufig besonders schwer erkranken würden.

Durch die verstärkten Testungen können auch symptomlose Infektionen diagnostiziert werden. Hier liegt dann keine Erkrankung vor, die Infizierten gelten jedoch – trotz der reduzierten Viruslast – weiterhin noch als ansteckungsfähig, sodass auch hier durch Isolationsmaßnahmen eine Verbreitung von Sars-CoV-2 verhindert werden soll. Screenings mittels Antigentests oder PCR bleiben deshalb wichtig, um auch Überträger unter den Geimpften zu identifizieren, so die Fachleute.

Bliebe noch die Frage, wie eigentlich verfahren wird, wenn jemand trotz einer ersten Impfung infiziert war und noch eine zweite Impfung erhalten soll? In solch einem Fall kann die zweite Impfstoffdosis frühestens sechs Monate nach der Genesung beziehungsweise Diagnosestellung erwogen werden, lautet die Einschätzung des RKI (Stand April 2021).

Deutschlandweite RKI-Zahlen

Das RKI meldet in seinem Bericht vom 7. Juli insgesamt 3806 Impfdurchbrüche in Deutschland seit dem 1. Februar 2021, davon 3342 nach einer abgeschlossenen Impfserie mit Biontech/Pfizer, 117 mit Moderna, 95 mit Astrazeneca und 74 mit Covid-19-Vakzin Johnson und Johnson (178 sind ohne Zuordnung). Unter den Impfdurchbrüchen waren keine Fälle (0 Prozent) im Alter von unter 18 Jahren, 49 Fälle (2,8 Prozent) im Alter von 18 bis 59 Jahren und 480 Fälle (26 Prozent) im Alter ab 60 Jahren, die in die Klinik kamen.