An der Botschaft von Ostern ändert Corona gar nichts

Die verschiedenen Gottesdienstformate über die Feiertage kommen bei den Gläubigen aller Konfessionen gut an. Zusammenkünfte mit Abstand und Mundschutz oder ohne Gesang sind nach mehr als einem Jahr Pandemie inzwischen in vielen Kirchengemeinden fast schon normal.

An der Botschaft von Ostern ändert Corona gar nichts

Der Kanzeltauschgottesdienst mit Pfarrerin Stefanie Hoffmann in der Stephanuskirche in Backnang-Steinbach am Ostermontag war gut besucht – mehr geht in Coronazeiten nicht. Foto: A. Becher

Von Renate Schweizer

BACKNANG. Ostern ist ja trotzdem. Daran hat der Dreißigjährige Krieg nichts geändert, der Buchdruck nicht, die Eroberung Amerikas nicht und nicht die Erfindung der Zahnbürste. Daran ändert auch Corona nichts – nicht im ersten und nicht im zweiten Jahr der Pandemie. Die Botschaft bleibt dieselbe. Was sich geändert hat, und zwar tatsächlich und möglicherweise auch nachhaltig, ist die Art des Feierns: kirchlich, „offiziell“ und im Großen, aber auch im allerkleinsten privaten Raum. „Hattet Ihr schöne Ostern?“, wird ein junger Familienvater gefragt. „Superschön“, antwortet der, „mein Jüngster ist drei, der kennt gar nichts anderes. Sie vermissen nichts.“ Man hört’s und weiß nicht, ob das nun eine gute oder eine schlechte Nachricht ist – wie so oft in diesen Tagen.

Im vergangenen Jahr war’s noch schockierend, dass die Kirchen geschlossen waren und Schreckensstarre über dem Land lag – beim Osterfest im Jahr 2021 ist vieles schon ganz „normal“ geworden: 20 Personen im Gottesdienst, weit verstreut im großen Raum, alle mit Mundschutz, Abstand und ohne Gemeindegesang: „Ist doch schön, dass wir überhaupt präsentisch feiern dürfen“, heißt es da jetzt. „Präsentisch feiern“ – welch ein Wort! Vor zwei Jahren hätte niemand verstanden, was das sein soll. Das Angebot, die Auferstehung und das Leben online oder immerhin am Telefon zu feiern, ist unüberschaubar: Es gibt Andachten, Gottesdienste und Konzerte – wunderschön etwa die Kreuzwegsandacht von Reiner Schulte (katholische Kirche), ganz anders und herzerfrischend die Auferstehung als Fotostory mit Kindern der Kinderkantorei um Hans-Joachim Renz (evangelische Kirche) – aber auch präsentisch haben sich die Kirchen viel einfallen lassen: Frühmorgendliche Auferstehungsfeiern fanden schon immer im Freien auf den Friedhöfen statt, aber dass man das Abendmahl am Gründonnerstag (Stiftskirche) oder das „Osterfrühstück to go“ (Steinbach) in der Papiertüte mit nach Hause nehmen kann, dass der Ostersonntagshauptgottesdienst im Garten (wie in der Stiftskirchengemeinde), auf dem Dorfplatz (Waldrems/Heiningen) oder beim Spielplatz (Markusgemeinde) stattfindet, das ist neu. „Bitte bringen Sie sich einen Klappstuhl mit“, steht in der Einladung. In der Kernstadt gibt es einen gemeinsamen Kreuzweg der evangelischen und katholischen Kirche, der im Stiftshof beginnt und über die Johannes- und Christkönigskirche (katholisch), Matthäus- und Markuskirche (evangelisch) und zurück übers Totenkirchle führt – das ist ein ordentlicher Fußmarsch, den jeder in Teilen oder auch komplett machen kann, wann immer es ins familiäre Festprogramm passt. Ganz „normale“ Gottesdienste gibt es auch. „Bei den Gottesdiensten im Freien waren viele Familien mit Kindern – die gehen gar nicht mehr zu Veranstaltungen in geschlossenen Räumen. Damit die Kinder nicht Mundschutz tragen müssen oder vielleicht auch, weil sie Angst haben, dass die Kinder gegen Regeln verstoßen.“ So erzählt es Stefanie Hoffmann, Pfarrerin in Waldrems/Heiningen/Maubach. „Das waren tolle und ganz besondere Gottesdienste. Aber wir wollten eben auch den Älteren, die nicht mit dem Klappstuhl im Freien sitzen mögen, ein Angebot machen.“ Ostern ist für alle, to go oder als Sit-in, drinnen oder draußen, daheim oder auswärts, bei Regen oder Sonnenschein, digital oder analog. Dass der Tod nicht das letzte Wort hat, sondern das Leben, das war schon immer eine verwegene Behauptung, gesprochen in alles andere als eine heile Welt. Corona ändert daran gar nichts.