Corona gehört zum Schulalltag

Coronafälle gehören mittlerweile zur Routine, Einschränkungen für den Unterricht gibt es nur noch wenige und die geltenden Regeln ändern sich nicht mehr ständig. Wenn die Maskenpflicht ab Montag wegfällt, könnte es allerdings wieder neue Quarantäneregeln geben.

Corona gehört zum Schulalltag

Bei Testen sind die Schüler mittlerweile Profis, auch wenn es immer wieder andere Tests mit verschiedenen Anwendungen gibt. Foto: J. Fiedler

Von Kristin Doberer

Backnang. Seit knapp vier Wochen sind die Sommerferien vorbei, die Schülerinnen und Schüler sind zurück in der Schule. Ohne Fernunterricht, ohne geteilte Klassen und ohne ständig neue Regeln und Einschränkungen. „Es ist besser angelaufen als gedacht“, sagt Jürgen Wörner, Schulleiter der Realschule am Bildungszentrum Weissacher Tal. Gerade mal zwei Coronafälle habe es seit Schulbeginn am gesamten Bize gegeben, für so eine große Schule mit so vielen Schülern sei das sehr wenig. „Und es gab keine Folgeinfektionen, das Frühwarnsystem mit den Tests scheint zu funktionieren“, meint Wörner.

Das kann auch Sabine Hagenmüller-Gehring vom staatlichen Schulamt in Backnang bestätigen. „Es gab in den ersten Wochen weniger Fälle als erwartet.“ Genaue Zahlen hat das Schulamt nicht mehr, da sich die Quarantäneregeln für Klassenkameraden von Betroffenen geändert haben. Sie schätzt aber, dass es kurz nach den Ferien zwischen 70 und 80 infizierte Kinder in den Schulen im gesamten Rems-Murr-Kreis gegeben habe, mittlerweile seien es noch rund 30 Infizierte pro Woche. „Wenn man das auf alle Schulen im Kreis sieht, ist das eine relativ geringe Zahl“, sagt die Schulamtsleiterin. Es sei nun eine gewisse Sensibilität vorhanden: Eltern schicken Kinder nicht mehr in die Schule, wenn sie sich krank fühlen, in den Schulen sei man sehr vorsichtig und die regelmäßigen Tests geben Sicherheit.

Tests werden nun dreimal pro Woche gemacht statt nur zweimal. Das war aber eine der wenigen Änderungen mit dem neuen Schuljahr. „Ansonsten war es relativ ruhig“, bestätigt Wörner. Das sei aber auch gut so. Schließlich gab es im vergangenen Jahr ständig neue Anforderungen, ständig neue Regeln und Vorgaben, die von der Schule erfüllt werden mussten – und das oft mit nur wenigen Tagen Zeit für die Organisation. Tests, Maskenpflicht und selbst bestätigte Coronafälle seien aber mittlerweile Routine. „Das geht jetzt alles fast automatisch und macht nur noch wenig Mühe“, meint er.

Das bestätigen andere Schulleiter: Auch in der Tausschule gab es vor Kurzem wieder drei Coronafälle. Bei allen drei Schülern sei zunächst der Schnelltest in der Schule positiv ausgefallen, später auch der PCR-Test. Für die Schulverwaltung sei das aber mittlerweile keine große Sache mehr. „Ein positiver Test ist ja nicht so schlimm“, sagt Schulleiter Jochen Nossek. Mittlerweile habe man eine gewisse Routine. „Keiner ist mehr überrascht. Wir sprechen mit den Eltern, erklären, dass das Kind einen PCR-Test machen muss, und dann ist das kein Problem – auch für viele Eltern ist es dann okay, dass das Kind nach Hause muss.“ Jeder wisse, was auf einen positiven Bescheid folgt, man habe viel Erfahrung gesammelt. Anders als am Anfang der Pandemie, als es auch „ein großes Hin und Her“ vonseiten des Kultusministeriums gab.

Gibt es einen bestätigten positiven Fall in einer Klasse, müssen die Mitschüler oder Sitznachbarn nun auch nicht mehr alle in Quarantäne nach Hause. Stattdessen werden an fünf Schultagen in Folge Schnelltests durchgeführt, um mögliche Ansteckungen schnell zu erkennen. „Das Testen können unsere Schüler mittlerweile super, auch die Grundschüler“, sagt Nossek. Obwohl ein kleines Problem die ständig wechselnde Art und Qualität der Schnelltests sei. Welche Art die Schule bekommt, kann sie nicht selbst bestimmen, so gebe es immer wieder neue Gebrauchsanweisungen. Und auch die Qualität sei unterschiedlich. So bestätigen mehrere Schulleiter, dass manche Tests Schülern gar kein Ergebnis anzeigen.

Ansonsten sei alles verhältnismäßig gut wieder angelaufen. Selbst größere Schulveranstaltungen finden wieder statt, zum Beispiel der „Lauf gegen den Hunger“ an der Tausschule, bei dem rund 500 Schülerinnen und Schüler aus den Klassenstufen 3 bis 10 teilgenommen haben. „Selbst die Klassen, in denen es einen Infektionsfall gegeben hat, konnten mitmachen. Da mussten wir es eben so organisieren, dass die sich nicht mit den anderen Klassen vermischen“, sagt Nossek. Organisationsarbeit gibt es dann nämlich bei aller Routine doch noch bei einem positiven Test: Bis die Folgetests abgeschlossen sind und weitere Infektionen ausgeschlossen werden können, sollen sich die Schüler nicht mehr mit anderen Klassen mischen, klassen- oder jahrgangsübergreifende Stunden müssen dann anders organisiert werden.

Sozialkompetenzen sind durch Corona auf der Strecke geblieben

Trotz einer gewissen Routine bestimme Corona das Tagesgeschäft der Schulleiter. „Die Schulleiter und die Lehrkräfte haben einfach viele Zusatzaufgaben übernommen“, sagt die geschäftsführende Schulleiterin der Backnanger Schulen und Schulleiterin der Mörikeschule, Karin Moll. Sie seien nun ausgebildete Tester, leisten Beistand bei einem positiven Ergebnis und sprechen mit den Eltern über den nötigen PCR-Test. „Da bleibt viel anderes liegen“, sagt Moll. Noch dazu komme ein großes Problem: der seit Jahren bestehende Lehrermangel. Denn nun, da die Schüler konstant im Präsenzunterricht sind, falle auch auf, was in der Pandemiezeit auf der Strecke geblieben ist – und das seien nicht nur Mathe- oder Deutschkenntnisse. „Bei manchen Schülern merkt man auch, dass für sie das Lernen in der Gruppe schwierig ist. Da muss das Sozialverhalten erst wieder aufgebaut werden“, sagt Moll. Zwar sei das auch ein Aspekt in dem Programm Rückenwind, das durch die Pandemie benachteiligten Schülern helfen soll, aber „ich frage mich, woher wir die zusätzlichen Lehrkräfte kriegen sollen“, so Moll. Doch Moll nennt auch einige positive Dinge, die nun wieder fast normal laufen können, wenn auch mit einem Hygienekonzept: die Einschulung, das Berufsbildungsforum, Wander- und Projekttage. „Es ist wieder mehr möglich, das ist ein Schritt zurück in die Normalität. Wir hoffen, dass es auch dabei bleibt.“

Maskenpflicht am Platz fällt

Maskenpflicht Die Maskenpflicht im Unterricht, also auch am Platz der Schüler, fällt am 18. Oktober, nachdem sie um zwei Wochen verlängert wurde. Im restlichen Schulhaus und auf den Fluren bleibt sie allerdings weiterhin bestehen.

Quarantäne Das wird sich vermutlich auf die Quarantäneregeln für die Schüler auswirken. Bisher mussten aufgrund der Maskenpflicht die Nebensitzer und Klassenkameraden von Infizierten nicht in Quarantäne. „Wir wissen bisher noch nicht, ob dann wieder größere Gruppen in Quarantäne müssen“, sagt Karin Moll (Stand Dienstag).

Reaktionen Auch wenn sich die Schüler an das Tragen von Masken gewöhnt haben, sei das eine Erleichterung für viele. „Pädagogisch ist das sicher sinnvoll“, sagt Jürgen Wörner. Aber es sei noch unklar, wie sich das auf die Infektionen auswirken wird. Auf der anderen Seite gibt Sabine Hagenmüller-Gehring zu bedenken: „Die Maske gab auch viel Sicherheit. Es gibt ganz unterschiedliche Reaktionen.“