Die Tests gehen so schnell nicht aus

Die Nachfrage nach Coronaschnelltests ist enorm gestiegen, seit jeder Bürger wieder Anspruch auf mindestens einen kostenlosen Test pro Woche hat. Die Kapazitäten reichen aber aus, um die Nachfrage zu bedienen. Die Auswertung von PCR-Tests dauert dagegen oft länger als sonst.

Die Tests gehen so schnell nicht aus

Rund 400 Personen lassen sich momentan täglich an der Teststation in der Grabenstraße testen. Foto: A. Becher

Von Melanie Maier

Backnang. Die Entscheidung kam über Nacht. So drücken es eigentlich alle aus, die Antigenschnelltests in Backnang anbieten. Seit Samstag, 13. November, hat jede Bürgerin und jeder Bürger wieder Anspruch auf mindestens einen kostenlosen Test pro Woche. Die Nachfrage ist seither enorm gestiegen. Weil die Entscheidung der Bundesregierung so plötzlich kam, waren viele Testzentren im Rems-Murr-Kreis am Montag danach noch geschlossen. Für manche Anbieter lohnte es sich nicht, den Betrieb auch bei geringer Nachfrage aufrechtzuerhalten. Mitte Juni waren im Kreis noch 147 Testmöglichkeiten im zentralen Schnelltestportal des Landkreises gelistet, darunter alleine zwölf in Backnang. Ende Oktober waren es dem Landratsamt zufolge nur noch etwa 30 bis 40. Seit dem 13. November ist ihre Zahl wieder auf über 70 gestiegen. Pro Tag werden mehr als 10000 Tests im Kreis angeboten. Allerdings noch nicht in allen Orten. In kleineren Gemeinden wie Großerlach oder Spiegelberg kann derzeit kein Termin gebucht werden. Das möchte das Landratsamt zwar ändern, doch bis es so weit ist, müssen die Bewohner auf Umlandgemeinden oder Städte wie Backnang ausweichen.

„Wir wollten die Testzentren mit aller Gewalt dabehalten“, sagt der Backnanger Wirtschaftsbeauftragte Reiner Gauger. „Wir sind sehr dankbar, dass die Verwaltungsspitze da mitgegangen ist. Denn wenn die Container einmal weg sind, sind sie weg.“ So konnten die Angebote in Backnang schnell wieder hochgefahren werden. Von heute an soll auch das Testzentrum auf der Bleichwiese wieder Schnelltests und PCR-Tests anbieten. Diese werden von der Firma Ecolog, die ebenfalls die Teststation am Lidl in der Weissacher Straße betreibt, durchgeführt werden. Mit dem Zusatzangebot, sagt Gauger, sollen Ärzte und Apotheken, die testen, in der angespannten Lage entlastet werden. Die Testzentren sollen wenigstens bis Ende April offen bleiben, „wenn es notwendig ist, auch länger“, betont Gauger. Der Ansturm sei momentan sehr groß.

In der Teststation in der Grabenstraße zum Beispiel werden aktuell täglich um die 400 Schnelltests abgenommen. Vor der Neuregelung der Bundesregierung, als die Tests noch kostenpflichtig waren, waren es um die 50 oder 60, sagt Stefanie Gebhardt von der Firma Minessa Medical. Das Unternehmen mit Sitz in Winnenden betreibt insgesamt zwölf Corona-Testzentren. Die Zahl der umgesetzten Tests sei in allen Zentren deutlich hochgeschnellt, berichtet Gebhardt. Einen Engpass hat ihr Unternehmen aber nicht zu befürchten. „Wir haben noch einiges im Lager“, sagt sie.

Wegen der erhöhten Nachfrage hat das Testzentrum in der Grabenstraße seine Öffnungszeiten stark ausgeweitet, montags bis samstags kann man sich dort nun von 6.30 bis 20.30 Uhr testen lassen, am Sonntag von 9 bis 15 Uhr. Besonders gefragt seien die frühen Morgen- und die späten Abendstunden, sagt Stefanie Gebhardt. „Vor der Arbeit und nach Feierabend kommen viele für einen Schnelltest.“ Auch die Zahl der Mitarbeiter sei erhöht worden. Drei statt eine Person sind nun pro Schicht eingeteilt.

Auch in der Center-Apotheke im Kaufland in Backnang sind mehr Mitarbeiter eingestellt worden, um den unerwarteten Ansturm auf Schnelltests zu bewältigen. Etwa zehn bis 15 sind bereits täglich im Einsatz, „und wir stellen weiterhin ein“, sagt Filialleiterin Sylvia Klingelhöfer. Die Nachfrage sei förmlich explodiert, sagt sie. „Wir könnten theoretisch ein Mehrfaches der Tests, die wir machen, anbieten.“ Pro Tag sind es momentan um die 400. Grundsätzlich sei es aufgrund der hohen Nachfrage schwieriger geworden, Schnelltests zu beziehen, sagt Klingelhöfer. „Wir haben aber gute Kontakte, deshalb ist es für uns kein Problem, Nachschub zu bekommen.“

„Wir können immer testen“, sagt auch Iris Lüdecke, Inhaberin der Apotheke am Obstmarkt. Der Markt für Schnelltests sei zwar gerade so gut wie leer gefegt, bestätigt die Apothekerin, und die Preise sehr stark angezogen, „aber wir kaufen immer viel auf Vorrat“. Die Apotheke am Obstmarkt in Backnang bietet auch Antikörpertestungen und PCR-Tests für Selbstzahler an. Bis zu vier Mitarbeiterinnen testen gleichzeitig. Insgesamt sei die Nachfrage in den zurückliegenden Wochen stark gestiegen, sagt Iris Lüdecke. Etwa 100 Schnelltests werden täglich gemacht, „auch die PCR-Tests sind meistens ausgebucht“. Was die Apothekerin sich wünscht, ist, dass sich die Kundinnen und Kunden online zum Test anmelden – über die Webseite der Apotheke oder die Homepage des Landkreises – und nicht die Telefonleitung der Apotheke blockieren oder ohne Anmeldung vorbeikommen.

Dass die Nachfrage so schnell wieder nachlässt, das glaubt eigentlich keine der Befragten. „Dadurch, dass wir jetzt mitten in der vierten Welle stecken, glaube ich, dass die Nachfrage nach Schnelltests und PCR-Tests eher noch weiter hochgeht“, sagt etwa Stefanie Gebhardt vom Testzentrum in der Grabenstraße. Dort sollen künftig auch PCR-Tests angeboten werden – wenn die Betreiber ein Labor finden können, das die Tests auswertet. Doch das sei derzeit fast unmöglich, sagt Gebhardt. Die Labore seien ebenfalls extrem ausgelastet. „Es steht aber auf unserer To-do-Liste.“

Thomas Pauli vom Gesundheitsamt bestätigt, dass viele, die sich testen lassen, zurzeit länger als die angegebenen 24 oder 36 Stunden auf ihr PCR-Testergebnis warten. „Neulich hat eine Anruferin ihr Ergebnis schon nach einer halben Stunde bekommen – aber das ist die absolute Ausnahme“, sagt er. „Es rufen viele bei uns in der Corona-Hotline an, die seit vier oder fünf Tagen auf ihr Ergebnis warten.“ Im Sommer, meint er, sei das Thema PCR-Test noch kein so großes Thema gewesen. Jetzt sei das anders. Die Übermittlung der Ergebnisse könne sich folglich auch einmal verzögern.

Wo und wie oft pro Woche kann man sich testen lassen?

Häufigkeit In der Pressemitteilung der Bundesregierung vom 13. November heißt es, dass alle Bürgerinnen und Bürger (egal ob geimpft, genesen oder ungeimpft) von nun an wieder Anspruch auf mindestens einen kostenlosen Antigenschnelltest pro Woche haben. Das Wort „mindestens“ ist in diesem Kontext wichtig. Denn das bedeutet: Man darf sich auch mehrmals wöchentlich testen lassen – solange die Kapazitäten der Testzentren dafür ausreichen. Es wäre für die Behörden auch äußerst schwierig, zu kontrollieren, ob sich jemand nur einmal oder mehrmals pro Woche testen lassen hat. Denn es gibt keine einheitliche Dokumentation darüber, wer wann und wo einen Test gemacht hat; auch aus datenschutzrechtlichen Gründen.

Gültigkeit Ab Ausstellung des Testergebnisses sind Antigenschnelltests maximal 24 Stunden, PCR-Tests bis zu 48 Stunden gültig.

Testmöglichkeiten Wo man sich testen lassen kann und wann Termine frei sind, erfährt man online unter: https://www.rems-murr-kreis.de/schnelltest-covid-19/schnelltests-im-rems-murr-kreis.